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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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lang einen abwesenden Ausdruck an. »Ich wünschte, ich hätte auf Michael gewartet.«
    Aus irgendwelchen Gründen war das schockierend und Claire blinzelte. Sie erinnerte sich da an ein paar Dinge und fühlte sich zutiefst unbehaglich. »Ähm... hat Brandon...?« Brandon war der Schutzpatron von Eves Familie gewesen, ein ganz fieser Typ von einem Vampir. Sie konnte sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als das erste Mal mit Brandon zu erleben.
    »Nein. Nicht dass er nicht gewollt hätte, aber nein, es war nicht Brandon.«
    »Wer dann?«
    »Sorry, das ist tabu.«
    Claire blinzelte. Es gab nicht viel, das für Eve tabu war. »Echt?«
    »Echt.« Eve fuhr an die Seite. »Fazit? Wenn Shane sagt, dass er dich liebt, dann liebt er dich, Punkt. Er würde es nicht sagen, wenn er es nicht ganz und gar so meinen würde. Er ist nicht der Typ, der dir erzählt, was du gerne hören möchtest. Und da hast du ganz, ganz großes Glück. Daran solltest du immer denken.«
    Claire versuchte es, wirklich, aber immer wieder erinnerte sie sich an diesen Augenblick, diesen gleißenden, glühenden Moment, als er sie angeschaut und diese Worte gesagt und sie dieses faszinierende Leuchten in seinen Augen wahrgenommen hatte. Sie wollte es noch einmal sehen, immer wieder. Stattdessen musste sie mit ansehen, wie er wegging.
    Es fühlte sich romantisch an. Aber es war auch frustrierend, und zwar in einem Maße, wie sie es noch nie empfunden hatte -  soweit sie sich erinnerte zumindest. Und jetzt kam plötzlich noch etwas Neues hinzu: Zweifel. Vielleicht lag es an mir. Vielleicht hätte ich etwas tun sollen, das ich nicht getan habe. Irgendein Signal geben, das ich ihm nicht gegeben habe .
    Eve interpretierte ihren Gesichtsausdruck genau richtig. »Alles wird gut«, sagte sie und lachte ein wenig. »Sei nachsichtig mit dem Jungen. Er ist der zweite richtige Gentleman, den ich je kennengelernt habe. Das heißt nicht, dass er dich nicht aufs Bett werfen und loslegen will. Das heißt nur, dass er es im Moment nicht tun wird. Und du musst zugeben, dass das irgendwie heiß ist.«
    Wenn man es so betrachtete, war es das wirklich.
    ***
    Als die Abenddämmerung einsetzte, rief Richard an, um mitzuteilen, dass er Michael gehen ließ. Zum zweiten Mal setzten sich die drei ins Auto und rasten zum Rathaus. Die meisten Absperrungen waren abgebaut. Laut Radio und Fernsehen war es ein sehr ruhiger Tag gewesen, ohne Meldungen von Ausschreitungen. Ladenbesitzer - zumindest die menschlichen - planten am Morgen wieder aufzumachen. An den Schulen würde Unterricht stattfinden.
    Das Leben ging weiter und man erwartete, dass sich Bürgermeister Morrell mit einer Rede oder etwas Ähnlichem an die Öffentlichkeit wendete. Nicht, dass sich das irgendjemand anhören würde.
    »Lassen sie auch Sam raus?«, fragte Eve, als sie in der Tiefgarage parkten.
    »Anscheinend. Richard glaubt nicht, dass er noch irgendjemanden einfach so festhalten kann. Eine Art städtische Verordnung, was bedeutet, dass Recht und Ordnung wieder in Mode gekommen sind. Dazu kommt, dass er echt Angst hat, Sam könnte sich etwas antun, wenn es so weitergeht. Außerdem denkt er vielleicht, er kann Amelie finden, wenn er Sam verfolgt.« Eve beobachtete die finstere Tiefgarage - ein paar Wagen mit getönten Scheiben standen dort, aber eigentlich war das immer so. Die übrigen Autos sahen aus, als hätten sie menschliche Besitzer. »Seht ihr irgendwas?«
    »Was zum Beispiel? Ein großes Schild, auf dem Das ist eine Falle steht?« Shane öffnete die Tür und stieg aus, wobei er Claires Hand nahm und ihr heraushalf. Selbst als sie bereits neben ihm stand, ließ er sie nicht los. »Nicht, dass ich es einigen unserer feinen Mitbürger nicht zutrauen würde. Aber nein, ich sehe nichts.«
    Michael wurde gerade aus seiner Zelle entlassen, als sie ankamen, Hände wurden geschüttelt und man umarmte sich. Die anderen Vampire hatten niemanden, der ihnen half, und sahen ein wenig verwirrt aus, weil sie nicht wussten, was sie jetzt tun sollten.
    Sam jedoch nicht.
    »Sam, warte!« Michael packte seinen Großvater am Arm, als er an ihm vorbei wollte, und hielt ihn auf. Als sie so nebeneinanderstanden, war Claire wieder überrascht, wie sehr sie sich ähnlich sahen. Und sie würden sich ewig ähneln, nahm sie an, in Anbetracht der Tatsache, dass keiner von ihnen altern würde. »Du kannst dich nicht einfach allein davonmachen. Du weißt doch nicht einmal, wo sie steckt. Wenn du auf deinem weißen Ross durch die Stadt

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