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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, was ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Sie wollte nicht von ihm angefasst werden.
    »Mach dich locker, Sahneschnitte, du bist nicht mein Typ«, sagte er. »Ich tue nur, was mir befohlen wurde, das ist alles. Man hatte nach dir gesucht. Deshalb habe ich dich hierher gebracht.«
    »Gesucht?«
    Ein leises, seidiges Lachen legte sich über die Stille, dunkel wie Rauch, und Jason blickte über seine Schulter, als ein versteckter Beobachter aufstand und in das schwache Licht trat.
    Ysandre, Bishops blasse, kleine Freundin. Schön war sie, das musste man sagen. Zart wie eine Jasminblüte, mit feuchten Augen und einem süßen, abgerundeten Gesicht.
    Sie war wie Gift in einer hübschen Flasche.
    »Nun«, sagte sie und ging neben Claire in die Hocke. »Jetzt sieh dir mal an, was die Katze hereingeschleppt hat. Miau.« Sie fuhr mit ihrem spitzen Fingernagel über Claires Wange und dem Stechen nach zu urteilen, hinterließ sie dabei einen blutigen Kratzer. »Wo ist dein gut aussehender Freund, Miss Claire? Weißt du, ich war eigentlich noch nicht mit ihm fertig. Ich hatte noch nicht einmal richtig angefangen .«
    Claire fühlte, wie die Wut sie mit einem hässlichen Ruck durchfuhr und sich mit der Angst mischte, die ihr ohnehin schon den Magen aufwühlte. »Er ist mit dir wahrscheinlich auch noch nicht fertig«, sagte sie und es gelang ihr zu lächeln. Sie hoffte, dass es ein kaltes Lächeln war, so wie das von Amelie oder Oliver. »Vielleicht solltest du ihn suchen gehen. Ich wette, er wird überglücklich sein, dich zu sehen.«
    »Wenn wir uns wiedersehen, werde ich dem Jungen mal zeigen, was es heißt, sich so richtig zu amüsieren«, schnurrte Ysandre und kam mit ihrem Gesicht sehr nah an Claires heran. »Nun, dann lass uns mal reden, nur wir Mädchen. Würde dir das nicht Spaß machen?«
    Nein. Claire riss an ihren Fesseln, aber Jason hatte gute Arbeit geleistet; sie verletzte sich eher, als dass sie irgendetwas erreicht hätte. Ysandre packte Claire an der Schulter und zerrte sie an der Holzwand hoch, so unsanft, dass sich Claire den verwundeten Kopf erneut anstieß. Einen Augenblick war sie so benommen, dass Ysandres üppiges rotes Lächeln in der Luft zu hängen schien wie bei einer untoten Version der Grinsekatze aus Alice im Wunderland.
    »Na«, sagte Ysandre, »wäre das nicht schön, Süße? Ein Jammer, dass Mr Shane nicht dabei sein kann, aber mein kleiner Helfer hier hat ein wenig Angst davor, es mit Shane aufzunehmen. Böses Blut und so.« Sie lachte leise. »Na ja, wir begnügen uns mit dir. Amelie mag dich, wie ich gehört habe, und du hast dieses hübsche kleine Goldarmband. Deshalb genügst du voll und ganz.«
    »Wofür?«
    »Das werde ich dir nicht sagen, Süße.« Ysandres Lächeln war wahrhaft Furcht einflößend. »Aber diese Stadt wird eine wilde Nacht erleben. Wirklich wild. Und du wirst das alles miterleben, du wirst ganz nah dran sein. Bestimmt kannst du es kaum erwarten.«
    Eve wäre dazu bestimmt eine geistreiche Bemerkung eingefallen. Claire glotzte einfach nur vor sich hin und wünschte, ihr Kopf würde aufhören, wehzutun und sich zu drehen. Womit hatte er sie geschlagen? Es fühlte sich an, als wäre sie mit einem Bus zusammengestoßen. Ehrlich gesagt hätte sie nicht gedacht, dass Jason so hart zuschlagen konnte.
    Versuch nicht, mich zu finden Shane. Tu es nicht. Das Letzte was sie jetzt wollte, war, dass Shane ihr zu Hilfe geeilt kam und sich nicht nur mit einem Typen anlegte, der ihn schon einmal niedergestochen hatte, sondern auch mit einer Vampirin, die ihn an einer Leine herumgeführt hatte.
    Nein, sie musste selbst einen Ausweg finden.
    Erster Schritt: Sie musste herausfinden, wo sie war. Claire ließ Ysandre weiterschwafeln, die alle Arten von entsetzlichen Dingen beschrieb, die sich Claire besser gar nicht vorstellen wollte, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es Dinge waren, die Ysandre mit ihr machen wollte. Stattdessen versuchte sie, ihre Umgebung zu identifizieren. Der Ort kam ihr nicht bekannt vor, aber das hatte nicht viel zu sagen; sie war noch immer relativ neu in Morganville. Es gab sehr viele Orte, an denen sie noch nie war.
    Moment.
    Claire richtete ihren Blick auf die Kiste, auf der Jason saß. Etwas war mit einer Schablone daraufgeschrieben. In dem gedämpften Licht war es schwer zu lesen, aber sie glaubte, dass dort ZIEGELS KAFFEEGROSSHANDEL stand. Und jetzt, wo sie darüber nachdachte, roch es hier auch nach Kaffee.

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