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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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verloren. Er raubte mir meine Überlegenheit und ich musste die Vampire zu ihrer eigenen Sicherheit zu mir rufen.«
    »Sie haben Vampire umgebracht, nicht nur Menschen. Ich weiß, dass Ihnen Menschen nichts bedeuten. Aber ich dachte immer, in dieser ganzen Sache ginge es darum, Ihre Leute zu retten!«
    »Das will ich ja«, sagte Amelie. »So viele eben gerettet werden können. Was den Ruf angeht - du musst wissen, dass es im Schach einen Zug gibt, der Blitzangriff genannt wird. Dabei handelt es sich um eine Ablenkung, durch die die Bewegungen wichtigerer Figuren getarnt werden soll. Du hast Myrnin zurückgeholt und ihn wieder ins Spiel gebracht; das war äußerst wichtig. Meine mächtigsten Figuren müssen auf dem Spielbrett sein.«
    »Wie Oliver zum Beispiel?« Claire rieb ihre Hände aneinander um das nervige Kribbeln loszuwerden. »Er ist verletzt, wissen Sie? Vielleicht überlebt er es nicht.«
    »Er hat seinen Zweck erfüllt.« Amelie wandte sich an Ysandre, die sich unter ihrem Fuß rührte. »Ich glaube, es ist an der Zeit, Bishop seinen Turm zu nehmen.«
    Claire umklammerte das Silbermesser fest mit der Faust. »Ist das auch alles, was ich bin? Eine Art Bauernopfer?«
    Dadurch erlangte sie wieder Amelies Aufmerksamkeit.
    »Nein«, sagte sie überrascht. »Nicht ganz. Ich habe Gefühle, Claire. Aber im Krieg darf man nicht zu viele Gefühle haben. Das lähmt die Fähigkeit zu handeln.« Ihre leuchtenden Augen wandten sich wieder Ysandre zu. »Es wird Zeit, dass du gehst, denn ich bezweifle, dass du dir das jetzt anschauen möchtest. Du wirst nicht mehr hierher zurückkehren können. Ich schließe die Knotenpunkte des Netzwerks. Wenn ich damit fertig bin, wird es nur noch zwei Richtungen geben: zu mir oder zu Bishop.«
    »Wo ist er?«
    »Das weißt du nicht?« Amelie zog die Augenbrauen hoch. »Er ist selbstverständlich dort, wo es am sichersten ist. Im Rathaus. Und bei Einbruch der Dunkelheit werde ich auf ihn treffen. Deshalb habe ich nach dir gesucht, Claire. Du musst es Richard ausrichten. Sag ihm, dass er alle, die nicht für mich kämpfen können, aus dem Gebäude holen muss.«
    »Aber... das kann er nicht. Es ist ein Schutzraum. Es werden Tornados erwartet.«
    »Claire«, sagte Amelie. »Hör mir zu. Wenn Unschuldige in diesem Gebäude Zuflucht suchen, werden sie unweigerlich sterben, weil ich sie nicht mehr beschützen kann. Das ist das Endspiel. Das gibt es kein Erbarmen.« Sie blickte wieder auf Ysandre, die sehr still geworden war und zuhörte.
    »Sie würden das alles wohl nicht vor mir sagen, wenn ich hier einfach wieder rausspazieren könnte, oder?«, fragte Ysandre. Sie klang jetzt sehr ruhig.
    »Nein«, sagte Amelie. »Sehr scharfsinnig erkannt - das würde ich sonst nicht sagen.« Sie packte Claire am Arm und half ihr auf die Füße. »Ich verlasse mich auf dich, Claire. Geh jetzt. Sag Richard, dass dies meine Anweisungen sind.«
    Bevor Claire noch ein weiteres Wort sagen konnte, merkte sie, wie mitten in dem großen Lagerraum die Luft vor ihr flimmerte und sie fiel... heraus und über die staubige Truhe auf dem Dachboden des Glass House, wo sie zuvor Oliver gefunden hatten. Ungraziös landete sie auf der Truhe, rollte herunter und kam mit einem dumpfen Plumps auf die Füße.
    Als sie mit der Hand durch die Luft fuhr und nach dem seltsamem Hitzeflimmern eines offenen Portals suchte, spürte sie überhaupt nichts.
    Ich schließ die Portale , hatte Amelie gesagt.
    Und dieses hatte sie jetzt mit Sicherheit geschlossen.
    »Claire?« Shanes Stimme drang vom anderen Ende des Dachbodens zu ihr. Er rempelte Kisten zur Seite und sprang über durcheinandergeworfene Möbelstücke, um zu ihr zu gelangen. »Was ist passiert? Wo warst du?«
    »Das erzähle ich dir später«, sagte sie; ihr wurde bewusst, dass sie noch immer das blutige Silbermesser in der Hand hielt. Vorsichtig steckte sie es zurück in ihre Tasche, in die improvisierte Halterung an ihrem Bein. Es war so stumpf, dass sie nicht glaubte, dass es je wieder etwas schneiden würde, aber sie fühlte sich dadurch besser. »Oliver?«
    »Sieht schlecht aus.« Shane legte seine Hände um ihren Kopf und bog ihn nach oben; er musterte sie von oben bis unten. »Ist alles okay?«
    »Definiere alles . Nein, definiere okay .« Sie schüttelte entmutigt den Kopf. »Ich brauche das Funkgerät. Ich muss mit Richard sprechen.«
    ***
    Es war nicht Richard, der ihr am Funkgerät antwortete. »Er ist in einer Besprechung mit dem Bürgermeister«, sagte der Mann

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