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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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liegen?« Irmfi klang wie ein Kind, das voller Stolz herausgefunden hatte, wohin die Dinge im Abort rutschen.
    »Ja, wenn solche Brocken aus der Decke brechen, müsste sich eine große Staubwolke auf alles legen.«
    »Na schön«, lenkte Zuluward ein, »und was genau suchen wir hier?«
    Die Capitalobservatorin begann, die Wände abzuklopfen. Sie balancierte zwischen den Trümmern hindurch und nahm nur die freiliegenden Mauern in Augenschein. Irmfi suchte sich ein Wandstück und tat es ihr nach. Bamulaus schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht, womit wir es hier zu tun haben. Vielleicht verbirgt sich auch irgendwo unter diesem Schutt eine Falltür. Vielleicht ist es ein Tor, das durch einen Zauber geöffnet wird. Hier auf Verdacht herumzusuchen ...«
    »Weißt du etwas Besseres?« Dadalores würdigte ihn keines Blickes.
    »Ihr hättet um einen Schamanen als Unterstützung ersuchen können.«
    »Wirklich, Bamulaus, dein Einfallsreichtum überrascht mich immer wieder.«
    »Verzeihung, Eure Capitalobservatorin, aber der Gedanke erscheint mir durchaus vernünftig.«
    Dadalore presste die Zähne zusammen.
    »Euer Amtsvorgänger hätte in einem solchen Fall ...«
    »Mein Amtsvorgänger ist nicht hier!«, schrie Dadalore.
    Betretenes Schweigen trat ein.
    Irmfi sah zur Seite. Zuluward und Bamulaus tauschten einen vielsagenden Blick aus.
    »Sucht weiter!«, befahl Dadalore heiser.
    Die Capitalprotektorin machte sich sofort wieder an die Arbeit. Bamulaus zögerte. Sein jüngerer Kollege machte keinerlei Anstalten, sich überhaupt in Bewegung zu setzen.
    Dadalore warf ihm einen funkelnden Blick zu. »Ist noch etwas?«
    Zuluward erwiderte ihren Blick. »Es ist nur ...«, er machte eine Geste, die die anderen mit einschloss, »wir sind der Meinung, dass das hier etwas anders geregelt werden sollte. Hier und auch sonst.«
    Dadalore schnappte nach Luft. Sie spürte, wie ihr heiß und kalt zugleich wurde. Sie musste jetzt ruhig bleiben, sie musste jetzt um jeden Preis ruhig bleiben. Stattdessen begannen ihre Lippen zu zittern. Sie wollte etwas sagen, wollte an ihre Autorität erinnern, die ja von Amts wegen bestand und damit letztlich vom König kam. Sie wollte darauf verweisen, dass sie nun schon einmal hier waren und es daher unsinnig wäre, die Suche nach der Hälfte der Zeit abzubrechen. Das alles klang in ihrem Kopf vernünftig und überzeugend. Aber kein Wort davon kam über ihre Lippen. Stattdessen wurde das Zittern stärker.
    »Wir sind schon länger der Meinung, dass sich einiges ändern muss.«
    Dadalore schwieg. Sie umfasste mit dem freien Arm ihre Taille, wissend, dass sie nun irgendetwas sagen musste. Aber ihr Kopf war völlig leer. Und sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Hier! Ich habe etwas gefunden!«, schrie Irmfi.
    Alle Köpfe ruckten herum. »Hier ist ein Spalt in der Wand. Vielleicht eine Tür oder ein Durchgang, den man nachträglich mit einer Mauer verschlossen hat.«
    Ihre Vorgesetzte lief zu ihr hinüber. Sie leuchtete mit der Fackel an der Stelle, auf die Irmfi deutete. Tatsächlich. Da war ein hauchdünner Spalt, der nicht dem Muster des Mauerwerks entsprach.
    Plötzlich geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Mit einem Donnern klappte die Wand nach hinten weg und alle drei Capitalprotektoren sprangen erschrocken zurück. Doch was war das? Ihre entsetzten Blicke galten nicht der Wand, sondern Dadalore.
    Sie folgte den Blicken der anderen und keuchte auf: Ihr Rettarock glühte!
    Ein goldenes Leuchten sickerte durch die Ledergamaschen hindurch. Es wurde langsam blasser. Die Sklavin hatte einen Verdacht. Hastig griff sie unter die Uniform und tastete herum, bis sie es zu fassen bekam. Da war es. Sie zog das Schmuckstück heraus. Das Tyrtalla-Amulett glomm noch in einem Rest goldenen Glanzes. Und erlosch endgültig.
    »Was im Namen der Himmlischen war das?«, rief Zuluward.
    »Ein Bildnis des Lichtgottes«, erwiderte Irmfi an Dadalores statt.
    »Ihr besitzt eine magische Statuette?« Bamulaus sah sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Bewunderung an.
    »Das Geschenk eines Schamanen«, erwiderte Dadalore nachdenklich. »Ich nehme wohl an, dass der Segen Tyrtallas darauf liegt.«
    »Ein gesegnetes Amulett ist ein magisches Amulett«, stellte Bamulaus fest.
    »Wir müssen dort hinein.« Auf Dadalores Worte hin starrten alle in die Dunkelheit, die sich an Stelle der Kellerwand nun auftat. In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. Der Weg stand plötzlich offen. Und wie lange mochten die anderen noch

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