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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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keinen Zweifel daran gelassen, dass er auf ihre Anwesenheit ohnehin keinen Wert mehr legte. Sie konnte nur hoffen, dass Irmfi anders darüber dachte. Ansonsten saßen sie hier fest bis, ja, bis ...
    Die Sklavin wurde blass. »Die Fackel, sie wird zur Neige gehen.«
    »Ja«, sagte Bamulaus. »Höchstens eine halbe Stunde noch. Das wird auf keinen Fall reichen. Bis zur Amtsstube ist es ungefähr eine halbe Stunde und danach müssen sie noch Hilfe zusammentrommeln und wieder bis hier zurück laufen. Wir stecken hier mindestens anderthalb Stunden fest. Davon eine Stunde in totaler Dunkelheit.«
    Dadalore spürte die Angst aufsteigen, kaum gemildert durch den Lakaien. Das war der Nachteil, wenn man einen Elefanten wählte. Sie hätte gern noch den Löwen aus der anderen Tasche genommen, der würde mehr ausrichten gegen die Furcht. Aber sie hatte die böse Vorahnung, dass sie ihn später noch sehr viel dringender brauchen würde als jetzt. »Es muss doch einen zweiten Ausgang geben.« Sie machte eine unbestimmte Geste den Gang hinunter.
    Bamulaus stieß ein verächtliches Geräusch aus. »Niemand gibt sich so viel Mühe, einen Eingang zu sichern, um gleichzeitig die Hintertür offen stehen zu lassen.«
    Die Capitalobservatorin leuchtete den Boden aus. Um den Leichnam des Ruptu herum war rotes und grünes Blut, von beiden Sorten frisches und längst eingetrocknetes. Die Nische, in der die Statue lebendig geworden war, lag nun leer und unterschied sich in nichts von ihren drei Schwestern. »Ich verstehe das nicht. Wieso lässt man uns erst ein, um uns dann anzugreifen? Wenn wir hier nicht willkommen sind, hätte es genügt, das Tor verschlossen zu halten.«
    Bamulaus kratzte sich am Kinn. »Es sind magische Sicherungen. Sie werden durch bestimmte Schlüssel ausgelöst, die ihre Erschaffer vorher festgelegt haben. Bei der Tür war es eindeutig Euer Tyrtalla-Amulett.«
    »Womöglich ist dies ein Ort, den nur Götterfürchtige betreten sollen. Aber warum droht uns hier Gefahr? Wir sind doch die Vertreter des Gesetzes.«
    Bamulaus kratzte sich die Wange. »Vielleicht ist es ja als Falle konzipiert. Wenn Ihr ein Krokodil fangen wollt, benötigt Ihr auch ein Schnappeisen, das nicht von jeder Fliege ausgelöst wird.«
    Das hieße ja, wenn sie nun diesem Gang weiter folgen würden, gerieten sie immer tiefer hinein in das für sie vorgesehene Verderben. Andererseits saßen sie hier in einem toten Gang fest. In Bälde würde die Wirkung des Lakaien verfliegen und ihre einzige Lichtquelle verlöschen. Wenn es hier unten also eine Gefahr gab, der sie sich stellen mussten, wäre es klug, sie zu meistern, bevor sie schwach und blind wurden. »Wir werden diesen Gang erkunden«, sagte sie leise.
    »Haltet Ihr das wirklich für eine gute Idee?«
    »Nein, aber ich habe die Fackel. Also wirst du mir wohl folgen müssen.«
    So drangen sie tiefer in das unterirdische Labyrinth ein. Dadalore ging voraus, vorsichtig, Schritt für Schritt. Immer wieder Pausen einlegend und lauschend. Das Licht reichte nur wenige Mannslängen weit. Was auch immer in der Dunkelheit lauerte, würde sie sehr viel eher sehen, als von ihnen erspäht werden. Ihre Chance bestand also nur darin, es vielleicht vorher zu hören. Aber außer ihren eigenen Schritten, die in endlosen Echos von den Wänden zurückhallten, war es still wie in einem Grab.
    Nach einer Weile räusperte Bamulaus sich. »Was dort vorhin im Kellerraum vorgefallen ist ...«
    »Ich möchte nicht darüber sprechen.«
    Der Capitalprotektor verstummte. Schweigend gingen sie nebeneinander. Die Luft troff vor Feuchtigkeit, die sich kühl auf ihre Glieder legte.
    Plötzlich verschwanden die Wände. Sie waren so schlagartig außerhalb des Lichtkreises, dass sie einen Raum oder eine Höhle von ungeheuren Ausmaßen betreten haben mussten. Dadalore fühlte die Berührung des Älteren an der Schulter. »Wenn wir einfach hinein in dieses Gewölbe gehen, sind wir mitten auf dem Präsentierteller«, flüsterte er.
    Er hatte recht. »Halten wir uns an die linke Wand«, zischte sie zurück.
    Sie hielten sich eng an die Mauer, die noch immer sorgsam aus grünem Stein gefügt war. Wer auch immer dies gebaut hatte, musste über gewaltige Ressourcen verfügt haben. Im Weitergehen registrierte Dadalore, dass die Wand eine leichte Krümmung nach innen aufwies. Wenn sich das überall in der Dunkelheit so fortsetzte, wäre es möglich, dass sie in einem ovalen Verlies waren.
    Sie erreichten die Inschrift. Die Capitalobservatorin

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