Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
Vom Netzwerk:
unten? Rede!«
    Der Junge grinste schmerzverzerrt. »Du hast mir gar nichts zu sagen, Tyrtalla-Hure!«
    Dadalore presste ihn gegen den Boden. »Wer ist euer Auftraggeber?«
    Der Bursche grinste weiter sein verunglücktes Grinsen. Aus seinem Hals kam ein gurgelndes Geräusch. Vielleicht versuchte er wieder zu spucken, doch es kam nichts heraus.
    »Verdammt, Junge, das ist deine letzte Gelegenheit, deine Seele reinzuwaschen, bevor du vor die Götter trittst!«
    »Du willst wissen, was wir hier unten treiben?« Die Stimme des Jungen war schwach, aber unverkennbar hämisch. »Wir halten uns einen Dämon aus den tiefsten Tiefen des lichtlosen Abgrunds und nun seht zu, wie ihr mit ihm fertig werdet!« Er brüllte wie ein Wahnsinniger vor Lachen. Bei den Göttern, wo nahm er plötzlich diese Kraft her? Jetzt ging das schreckliche Lachen in einen gurgelnden Hustenanfall über.
    Seine Zähne wurden ganz rot.
    Dann lag er still.
    Dadalore ließ ihn los.
    Irmfi blickte sie fragend an. »Wovon hat er nur gesprochen?«
    »Er hat den Verstand verloren«, erwiderte Dadalore und wollte gern glauben, was sie da sagte.
    Die Capitalobservatorin stolperte davon. Sie verließ den Lichtkreis ihrer am Boden liegenden Fackel und hielt sich auch fern von dem Schein des Lagerfeuers, dass diese Bande hier entzündet hatte. Sie hatte ihren Gegner bezwungen, doch sie fühlte keinen Triumph. Es war etwas anderes, ob man bei den Übungen im Sklavenpferch die zwei Jahre ältere Babarike bezwang oder hier ein Leben auslöschte. Bei den Schaukämpfen hatte sie sich immer wie berauscht gefühlt, hatte den Applaus des Publikums genossen. Jetzt war da nur eine entsetzliche Leere, vielleicht weil sie in den Abgrund geschaut hatte.
    Sie nahm einen Lakaien.
    Sollten die anderen es ruhig sehen. Sie hatte gekämpft. Sie hatte sich eine Belohnung verdient.
    Das Gefühl der Leere wurde gedämpft, verschwand aber nicht. Ein Lakai war einfach zu wenig.
    »Eure Capitalobservatorin, seht, was wir gefunden haben!«
    Dadalore ging auf Bamulaus zu, der im Schein des Lagerfeuers stand. Er hielt einen Leinensack weit geöffnet. Die Sklavin sah hinein. Es waren unzählige Lederbeutel darin, in allen Größen und Formen, manche mit aufwändigen Stickereien, andere schlicht gehalten, manche mit bunten Bändern verschnürt, andere mit einfachen Kordeln. »Was ist das?«
    »Geldbörsen«, gab Bamulaus zurück. »Es würde mich nicht wundern, wenn wir irgendwo Steckbriefe dieser Halsabschneider hätten.«
    Dadalore konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen. »Sucht weiter, es muss doch hier irgendwo Hinweise auf die Verschwörung geben.«
    »Verschwörer rauben niemanden aus«, stellte Bamulaus fest. »Das zieht nur unnötige Aufmerksamkeit an.«
    »Sucht trotzdem weiter«, giftete Dadalore. »Vielleicht kennen diese Verschwörer deine Regeln ja nicht.« Sie lief hinüber und hob ihre Fackel auf. Den Plunder, der um das Lagerfeuer herum lag, hatten die Capitalprotektoren offenbar schon durchsucht: alte Decken, Kochgeschirr, viele leere und wenige volle Schnapsflaschen und ein paar Kanten steinharten Brotes.
    Da waren zwei Türen, eine links von ihr, die andere in der gegenüberliegenden Wand. Die Tür neben ihr war mit einem schweren Riegel gesichert. Seltsam, wer sperrte denn hier jemanden ein? Mochte sein, dass die Diebe sich auch in Entführungen versucht hatten. »Ist da jemand?«, rief sie durch das Holz. Niemand antwortete.
    Die andere Tür war mit einem Schloss gesichert. Dadalore ging darauf zu. Die Tür war verschlossen. Zwei Räume für Gefangene – das wurde immer unwahrscheinlicher.
    Sie sah sich um. Der riesige Raum war von Rohren durchzogen, die unterhalb der rußschwarzen Decke verliefen. Einige davon waren geborsten. Einer Ahnung folgend begann die Capitalobservatorin, mit dem Säbel in den Rohrenden herumzustochern. Und tatsächlich: Beim dritten Versuch wurde sie fündig. Mit der Spitze ihrer Waffe zog sie einen großen Ring heraus, an dem ein einzelner Schlüssel baumelte. Sie fischte den Bund herunter, steckte den Säbel weg und probierte den Schlüssel aus. Er passte.
    Vorsichtig schob sie die Tür mit dem Fuß auf und leuchtete mit der Fackel hinein.
    »Das wurde aber auch Zeit. Ich hatte schon angefangen, den Ratten Namen zu geben.«
    Erschrocken fuhr Dadalore herum. Neben der Tür lag Valenuru, den Kopf auf die Unterarme gebettet und grinste sein schiefes Grinsen.
    »Valenuru!«
    »Meine Güte, an Euch ist wirklich eine Ermittlerin verloren

Weitere Kostenlose Bücher