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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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liebenswürdigen Person herzustellen, die der Schamane beschrieb.
    Patmelu ließ sich den Weg zur Unterkunft des Ausbilders beschreiben.
    Derweil sah Dadalore nachdenklich auf das halb fertige Gemälde. Die sterbende Frau war selbst im Todeskampf noch auffallend schön. Die ganze Szenerie hatte etwas Bedrohliches, dem man sich kaum entziehen konnte. Untalentiert war Konmani nicht.
    »Gibt es sonst noch jemanden, zu dem Ankubu regelmäßig Kontakt hatte?«, fragte Patmelu.
    Der Schamane schüttelte den Kopf. »Muss er doch nicht.«
    Der Prinzipalprotektor holte tief Luft, voraussichtlich, um zu einer geharnischten Antwort anzuheben. Dadalore nutzte die Chance und warf rasch ein: »Ihr wollt sagen, ein so beliebter Mann wie Ankubu habe außer Euch gar keine Freunde gehabt?«
    Konmani zog erneut die Nase hoch. »War oft allein unterwegs, der Ankubu. Einen trinken.«
    »Alleine? Ein junger Mann zieht allein um die Häuser, um zu trinken? War er schmermütig?«
    »Ja, schon.«
    Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Es war ein weiterer Mosaikstein, der nicht ins Bild zu passen schien. Der freundliche, allseits beliebte Ankubu ertränkte seine Not im Alkohol. »Was verdross ihn denn so sehr?«
    »Fumofred hat ihn fertig gemacht. Anfangs hat er es noch gut weggesteckt, aber die letzten Monate waren schlimm.«
    »Ist Euch sonst etwas Außergewöhnliches an ihm aufgefallen in letzter Zeit?«
    »Wie meint Ihr das?«
    Zum Beispiel, dass er sich in fiese Monster verwandelte, dachte Dadalore, behielt es aber für sich. Statt einer Antwort fragte sie: »Kannte er Waltumpe, die oberste Drude der Kalunga?«
    »War einmal bei ihr in der Messe. Ist schon länger her.«
    »Nur ein einziges Mal, seid Ihr sicher? Das ist reichlich selten für einen Gläubigen, findet Ihr nicht?«
    Patmelu schob sich dazwischen. »Er war ja auch kein Kalunga-Anhänger, sondern Schamane des Tyrtalla. Entschuldigt meine Assistentin, sie ist noch neu.«
    Dadalore vergrub die Fingernägel in ihren Händen. Schlimm genug, dass Patmelu sie fortwährend demütigte, aber dass er auch noch ins Schwarze treffen musste. Und wenn sie sich wehrte, würde er Ihr weitere Nachforschungen hier untersagen. Aber noch mehr Entwürdigungen würde sie nicht ertragen. »Ich gehe mir einmal diesen Ausbilder ansehen«, murmelte sie. Dem Prinzipalprotektor war anzumerken, dass er diese Eigenmächtigkeit missbilligte. Sie fürchtete schon, er würde sein Veto einlegen, da hellte sich seine Miene plötzlich auf.
    »Aber sicher. Tut nur, was Ihr könnt. Wir werden ja sehen, wer den Fall am Ende des Tages gelöst haben wird.«
    »Am Ende des Tages?«, fragte sie irritiert.
    »Verzeihung, Ihr kennt ja nur die schwerfällige Arbeitsweise Eurer Dienststelle. Länger brauchen wir von der Palastgarde für so etwas gewöhnlich nicht.« Er lächelte herablassend.
    Dadalore zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Ich war nur verwirrt, dass Ihr für eine so einfache Angelegenheit einen vollen Tag braucht.« Sie schlüpfte rasch durch die Tür, damit er nicht noch Gelegenheit zur Erwiderung hätte.
    Draußen lehnte sie sich seitlich gegen den Sims und atmete tief durch. Sie betrachtete das stetig fließende Wasser. Stand ihr so deutlich auf die Stirn geschrieben, wie sehr ihr alles über den Kopf wuchs? Wenn sie nur nicht immerzu vor den Augen anderer bloßgestellt würde. Sie versuchte, sich wieder zu entspannen, doch ihr Rücken war ein einziger Krampf.
    Sie nahm einen ihrer beiden Lakaien.
    Mit dem blauen Dunst in ihrer Nase löste sich ihre Verspannung. Sie atmete frei, legte den Kopf in den Nacken und lächelte. Diese Dinger waren wirklich ein Segen.
    Mit neuer Kraft versehen, löste sie sich von der Wand, schob mit dem Stiefel die Scherben beiseite und machte sich nunmehr tatsächlich auf den Weg zu Fumofred. Immerhin hatte Konmani ihn schwer belastet.
     
    Auf ihr Klopfen an Fumofreds Tür hin geschah erst einmal geraume Zeit nichts. Dadalore döste vor sich hin, hob schließlich die Hand, um erneut zu klopfen und schrak zusammen. In der Türöffnung stand ein riesiger Ruptu mit einer roten Schärpe und füllte den Durchgang, obschon er halb heruntergebeugt war, völlig aus.
    »Entschuldigt, ich habe mich möglicherweise in der Unterkunft geirrt.«
    Geschlitzte Pupillen durchbohrten sie.
    »Ich suche nämlich Fumofred-Was-ist-Nichts.«
    Die gelben Augen wollten nicht weichen.
    Da schob sich der geschuppte Leib zur Seite und gab den Weg frei.

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