Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
Vom Netzwerk:
auszuführen.«
    »Seht Ihr, das meine ich: Ihr nehmt das alles viel zu wichtig. Orientiert Euch an den Capitalprotektoren. Wenn Ihr im Raum seid, schwingen sie emsig die Schreibfedern. Sobald Ihr aber hinausgeht, interessieren sie sich nur noch für die Favoriten in den Ringkämpfen.«
    Dadalore schüttelte den Kopf. »Das kann doch nicht Euer Ernst sein. Wer so verfährt, ist den Göttern ein Graus und sich selbst eine Last.«
    »Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst das Leben ein wenig erträglicher zu machen. Ihr müsst nur beizeiten darauf achten, einen offenen Adamant-Fall zu haben.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ein alter Trick, der in allen Capitalobservationskammern Verwendung findet. Man benötigt nur einen einzigen Vorfall, der so heikel ist, dass er in die Adamant-Klasse eingestuft wird. Danach brechen herrliche Zeiten an, denn nun haben die Capitalobservatoren ungehinderten Zugang zu Lakaien aller Art. Und ich kann Euch sagen: Es gibt Lakaien, die Euch glücklicher machen, als Ihr es Euch vorstellen könnt. Und Ihr habt einen Fall der Adamant-Klasse! Drei Leichen im Alabasterpalast. Auf einen solchen Glücksfall müssen andere Capitalobservatoren Jahre warten. Ihr dürft nur nicht den Fehler machen, den offenen Fall abzuschließen. Sonst vertrocknet Euer Zugang zu unbegrenztem Glück.«
    Die Beamtin schwieg lange. Schwermut drückte sie nieder. Gerade hatte sie angefangen, sich ganz und gar wohl zu fühlen in Valenurus Gegenwart, da begann er, solche Reden zu führen. Eine Schande war es, ihre Obliegenheiten in ein solches Licht zu rücken. Auf üble Umtriebe war das Imperium gewiss nicht gegründet. Andererseits wollte sie keinen Streit mit ihm anfangen, weil sie durch allen Widerwillen hindurch doch glaubte, dass er ihr nur helfen wolle. Endlich holte sie tief Luft. »Und wenn Ihr in allem, was Ihr sagt, recht hättet, so wäre es doch noch immer falsch vor den Göttern.«
    »Wenn Ich Euch sage, wie Menschen glücklich werden und die Götter missbilligen dies, so sind es die falschen Götter.« Valenuru beugte sich plötzlich hinunter und küsste sie auf die Wange. Weich berührten seine Lippen die Haut. Kaskaden reiner Magie strahlten von ihrer Wange in den Rest ihres Leibes. Ihr Herz schlug schneller und sie ertappte sich selbst dabei, wie sie lächelte. Was hatte er gerade gesagt? Irgendwo in ihrem Hinterkopf war eine Stimme, die leisen Protest flüsterte, aber das Blut rauschte Dadalore so laut in den Ohren, dass das Wispern kein Gehör fand.
    Sie schmiegte sich enger an seine Seite und ging in diesem Augenblick auf, der zu allen Richtungen ins Unendliche reichte.

 
     
     
     
     
     
     
     
    Noch zwei Tage
     
     
     
     
    Hass
     
     
    Die Erinnerung an die vorangegangene Nacht ließ Dadalore immer noch lächeln, als sie sich der altehrwürdigen Uchawi wa Washamani näherte. Die Fassade der Zauberschule bestand eigentlich nur aus Affen. Steinerne Schimpansen hangelten sich die vier tragenden Säulen hinauf, Gorillas thronten auf den Deckenfresken des Vorbaus, Mangaben kletterten die gesamte Fassade hinauf, Paviane blickten von den Fensterbänken herab und Makaken hielten die großen Blumenkübel vor dem Eingang. Die Tiere waren in lebensechten Farben bemalt und es hätte Dadalore nicht gewundert, wenn eines davon ihr im nächsten Augeblick auf die Schulter gesprungen wäre.
    Zwischen dem Gewirr aus Affenleibern blinkte nur noch vereinzelt der gelbe Fassadenanstrich durch.
    Dadalore nahm die drei Stufen zum Vorbau in einem Sprung. Es müsste doch mit dem Abgrund zugehen, wenn sie hier nicht eine heiße Spur fände!
    Von drinnen war ein schrilles Lachen zu hören. Jetzt klang es, als würde Glas zersplittern. Dadalore runzelte die Stirn.
    An der Tür klebte ein Lemur aus Bronze. Sein langer Schwanz war beweglich und diente offenbar als Türklopfer.
    Dadalore machte Gebrauch davon und ein dumpfes Pochen ertönte.
    Kurz blitzte ein Paar Augen am Nebenfenster auf. Moment, war das nicht ...?
    Darauf wurde die Tür geöffnet.
    Patmelu betrachtete sie prüfend. »Tyrtalla zum Gruße, Eure Capitalobservatorin.«
    »Gruß auch Euch, Prinzipalprotektor.«
    »Ihr wisst sicherlich, dass Ihr hier falsch seid?«
    Dadalore klappte den Mund auf, war aber zu überrumpelt, um drauf zu reagieren.
    Patmelu bleckte die Zähne. »Gemäß den Erlassen Ihrer Majestät ermittelt der Prinzipalprotektor auf heiligem Boden. Die Schule des Schamanismus ist heiliger Boden. Kann ich Euch sonst mit irgendetwas behilflich

Weitere Kostenlose Bücher