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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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an das Ende eines langen Ganges. Die Tür, die zu Konmanis Unterkunft führen sollte, war klein, deutlich niedriger als eine Mannslänge. Patmelu hämmerte mehr dagegen, als dass er klopfte.
    Augenblicklich sprang die Tür einen Spalt auf, als ob der Bewohner bereits dahinter gelauert hätte. Ein graues Auge erschien hinter dem Spalt. »Habe die Ehre.«
    »Ich bin Prinzipalprotektor Patmelu-Wer-vergibt-versagt, offizieller Ermittler Ihrer Majestät. Lasst uns ein!«
    Die Tür öffnete sich vollends. Ein großer, knochiger Mann mit Glatze stand gebeugt vor ihnen.
    Patmelu duckte sich und trat ein. Dadalore folgte ihm.
    Konmani lebte mehr als beengt. Seine Kammer war tatsächlich noch kleiner als Dadalores Zuhause. Allerdings besaß der Schamane dafür bestimmt das Zehnfache an Hausrat. Sie hatte Mühe, noch eine freie Stelle zum Stehen zu finden. Schließlich quetschte sie sich zwischen zwei menschengroße Tonvasen. Vor ihr war eine Staffelei aufgebaut, ein unvollendetes Bild zeigte eine Frau, die aus zahlreichen Wunden blutend im Rinnstein einer schäbigen Gasse lag. »Ihr versteht Euch auf die schönen Künste?«
    »Ja«, erwiderte er mit einem schrägen Blick. »Und wer wart Ihr noch gleich?«
    »Fräulein Dadalore geht mir ein wenig zur Hand«, warf der Prinzipalprotektor ein.
    Dadalore mühte sich, die erneute Demütigung zu verbergen. Wenn er sie so behandelte, sollte er doch sehen, wie er allein zurecht kam.
    »Ich ermittle im Fall des gemeuchelten Ankubu-Was-heißt-Vertrauen.« Der Prinzipalprotektor erweckte den Eindruck, einen vor langer Zeit auswendig gelernten Text abzuspulen. »In welchem Verhältnis standet Ihr zu dem Toten?«
    »Das habe ich doch schon den Capitalprotektoren diktiert«, sagte Konmani. Wenn er sprach, entblößte er zwei stark vorstehende Vorderzähne, die ihm etwas Rattenhaftes verliehen.
    »Ihr habt meine Fragen zu beantworten, verstanden?«
    Obschon der Schamane größer war als der Prinzipalprotektor, schien er unter diesen Worten zusammenzuschrumpfen. Er setzte das Imitat einer freundlichen Miene auf. »Ankubu war ein Freund von mir.«
    »Ein guter Freund?«, fragte Dadalore, den verärgerten Seitenblick Patmelus ignorierend.
    »Mein einziger Freund«, erwiderte der Maler.
    »Das tut mir leid. Es muss ein schlimmer Verlust ...«
    »Wo habt Ihr Euch gestern am späten Vormittag aufgehalten?«, fragte Patmelu.
    »Wo werde ich mich wohl aufgehalten haben?« Der Schamane legte den Kopf schief. »Ich war hier. Das Bild muss fertig werden.«
    »Ihr seid Auftragsmaler?«, fragte Dadalore.
    »Nein«, erwiderte der Mann und entblößte die Rattenzähne. »Das Bild muss fertig werden.« Dabei sah er sie mit einer Selbstverständlichkeit an, die keine andere Antwort zuließ.
    »Müsst Ihr nicht hin und wieder auch einmal arbeiten?«, fuhr ihn Patmelu an.
    Der Schamane vollführte eine wegwerfende Bewegung mit seiner Pranke. »Die Götter lieben ihre Schamanen. Sie achten sehr genau darauf, dass es mehr Priester gibt als Arbeit.« Er grinste und sah in rascher Folge zwischen den beiden Besuchern hin und her.
    »Gibt man Euch etwa gar keine Arbeit?« Patmelus Tonfall ließ keinen Zweifel daran, was er davon hielt.
    Konmani zog die Nase hoch. »Ich arbeite in der Lakaien-Fertigung, drüben im Nyumba ya Kifo.«
    In der Fertigung der magischen Tonkugeln? »Dann kommt ihr ja an ungeheure Mengen von Lakaien heran!« Die Bemerkung war Dadalore einfach so herausgerutscht. Diesmal war ihr der strafende Blick Patmelus mehr als unangenehm. Hoffentlich waren die beiden Lakaien in ihren Taschen nicht zu sehen ...
    »Schon möglich«, nuschelte Konmani. Er sah erst zu ihr, dann zu Patmelu hinüber.
    Sie musste irgendwie vom Thema ablenken. »Könnt Ihr Euch vorstellen, wer ein Interesse daran haben könnte, Ankubu zu töten?«
    Der Schamane starrte auf seine Fußspitzen. Er hatte eine seltsame Tätowierung auf der Glatze. »Er war bei fast allen gern gesehen. Er war spendabel, freundlich und hilfsbereit.«
    »Bei fast allen?«, wiederholte Dadalore.
    »Fumofred verachtet ihn.«
    Die Capitalobservatorin wechselte einen bedeutsamen Blick mit Patmelu. »Wer ist dieser Fumofred?«
    »Fumofred-Was-ist-Nichts, der königliche Ausbilder. Hat ihn schikaniert, wo er nur konnte. Dabei hat Ankubu ihm nie einen Grund dazu gegeben. Er war zu Fumofred genauso, wie zu allen anderen auch.«
    Dadalore dachte an die reißende Ankubu-Bestie, gegen die sie gekämpft hatte. Es gelang ihr einfach nicht, einen Zusammenhang zu der

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