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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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sein?«
    Dadalore schrak zusammen. Der Mann hatte recht. Sie hatte ihn bereits gestern etwas Ähnliches sagen hören. Aber sollte sie jetzt wirklich wie eine gemaßregelte Göre das Weite suchen? Sie steckte die Hände in die Taschen. Die Lakaien darin gaben ihr ein beruhigendes Gefühl. »Ihr wisst doch bestimmt, dass Ankubu-Was-heißt-Vertrauen gewaltsam zu Tode gekommen ist? Nun, er starb auf ganz und gar nicht geheiligtem Boden. Ihr werdet also meine Zuständigkeit kaum in Zweifel ziehen.«
    »Ihr seid hier ungefähr so zuständig wie ein Kloakensklave für die Kronjuwelen«, erwiderte Patmelu freundlich.
    Die Capitalobservatorin musste ihren Zorn niederringen. Was bildete dieser Palastschranze sich ein? Aber ihn anzufahren wäre sinnlos, denn leider hatte er das Recht auf seiner Seite. »Vielleicht habe ich gerade einen falschen Eindruck erweckt«, versuchte sie es versöhnlicher, »ich bin lediglich hier, um meine Hilfe in den Ermittlungen anzubieten.«
    »Ich wüsste nicht, wann ich je der Hilfe einer einfachen Capitalprotektorin bedurft hätte.«
    »Capitalobservatorin«, korrigierte Dadalore mit starrem Lächeln. »Ich könnte Euch Einblick in das Untersuchungsprotokoll des Leichnams verschaffen. Und überdies war ich persönlich Zeugin seines Todes. Natürlich könntet Ihr auch einen offiziellen Antrag auf Akteneinsicht stellen. Aber Ihr wisst ja, wie lang die Verwaltungswege sind.« Sie blickte Patmelu herausfordernd an.
    Der sagte zwei Atemzüge lang gar nichts. »Ihr werdet Euch strikt an meine Anweisungen halten. Ihr verändert nichts, was Ihr vorfindet, und Ihr verhaltet Euch so unauffällig wie möglich.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Dadalore.
    Patmelu ließ sie ein.
    Über einen kurzen Eingangskorridor gelangten sie in eine riesige Halle. Im Zentrum des Raumes ragte ein Brunnen zwei Mannslängen auf. Auf seiner Spitze thronte ein goldener Affe auf einem Holzstuhl. Das Abbild Tyrtallas kippte einen Zuber aus, aus dem sich ein nie endender Wasserstrom ergoss, der den Brunnen nährte. Unterhalb des Standbildes wurde das Wasser durch halb offene Bahnen sinnverwirrend vorwärts, links- und rechtsherum gelenkt. Immer wieder drehte der Strom Schlenker, ergoss sich in tiefer gelegene Ebenen, die ihrerseits wieder aberwitzige Formen annahmen. Dadalore hatte Mühe, dem Verlauf des Wassers mit den Augen zu folgen. Zudem fing die Wasseroberfläche glitzernd das Sonnenlicht auf, das durch gewaltige Fensterwände eindrang. Der ganze Raum hatte etwas Lichtdurchflutetes und schien durch den Brunnen dennoch angenehm kühl gehalten zu werden.
    »Soll ich Euch in ein paar Stunden hier wieder abholen?«
    Patmelus Spott riss sie aus ihrem Staunen. Sie musste sich beherrschen. Sie benahm sich wie eine Jungsklavin, die noch nichts von der Welt gesehen hatte. »Hübsch«, sagte sie beiläufig.
    »Also, was wollt Ihr hier?«
    Dadalore sah den erfolgversprechendsten Ermittlungsansatz genau hier. Sie hatte inzwischen fünf Morde zugleich aufzuklären und wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, dass die Todesfälle nicht zufällig in so kurzer Abfolge aufgetreten waren. Aber die Spur der drei Ruptu verlief im Sande, die Leichen schienen einfach vom Himmel gefallen zu sein. Und die Ermordung eines inhaftierten Strafgefangenen gab auch keinen Sinn.
    Ankubu hingegen, der ermordete Priester, hatte mitten im Leben gestanden. Hier musste es einfach Hinweise geben.
    »Seid Ihr auf den Mund gefallen, Mädchen?« Seine Ungeduld war fast greifbar.
    »Konmani-Worunter-kriechen«, warf sie in den Raum. »Ihn müssen wir sprechen.« Ihr entging nicht, dass ihn die Antwort verärgerte. Wenn sie sich nicht täuschte, wusste er mit dem Namen nichts anzufangen. Sehr gut, damit war er tatsächlich auf sie angwiesen. Allerdings war er zu stolz, um sein Nichtwissen einzugestehen.
    Der Prinzipalprotektor fasste einen vorbei eilenden Sklaven am Arm und rang ihm eine Wegbeschreibung zu Konmanis Unterkunft ab.
    Die Erläuterung des Beamten führte sie in ein Gewirr aus Gängen. In Hüfthöhe waren hier Simse in die Wände eingelassen, auf denen Wasser vor sich hin gluckerte.
    Plötzlich ertönte ein unmenschliches Blöken, so voller Qual und nackter Angst, dass sich die Härchen in Dadalores Nacken aufrichteten. »Himmel und Abgrund – was war das?«
    Patmelu schnaubte verächtlich. »Ihr wisst offensichtlich nicht, wo Ihr hingeraten seid.« Sprach es und ließ sie stehen.
    Verärgert schloss Dadalore wieder zu ihm auf.
    Sie gelangten ganz

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