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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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bedienten. Das jedenfalls sah furchteinflößend aus. Das gelbe Raubtiergebiss glänzte vor Speichel. »Der Tag rückt näher.«
    In diesem Moment kehrte Fumofred zurück.
    Schlagartig verschwanden die Zähne wieder und die gelben Augen blickten ausdruckslos auf die beiden Menschen herab.
    »Hier, dies ist von nun an Euer!«
    Richtig, ihr Geschenk. Der Ausbilder hielt ihr einen blinkenden Säbel mit dem Griff entgegen. Die Waffe wies keinerlei Verzierungen auf. Zahlreiche Kerben deuteten darauf hin, dass sie auch nicht mehr neu war. Dennoch zeigte sie keinerlei Spuren von Rost.
    Dadalore konnte nicht anders, als den Säbel entgegen zu nehmen. Sie vollführte prüfend einige Hiebe in der Luft.
    »Ihr seid schneller, als das Auge folgen kann«, meinte Fumofred anerkennend.
    »Es ist auch eine gute Waffe«, gab Dadalore das Lob zurück. »Sie liegt hervorragend in der Hand.«
    »Das ist Fangkufas. Die Waffe, mit der Haupfrau Chandamukulu der Legende nach über vierzig Ruptu erschlug. Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt und glaube, dass es sich wirklich so zugetragen hat. Es gibt historische Quellen, die ein derartiges Ereignis auf das Jahr vier vor unserer Zeitrechnung datieren.«
    Dadalore blickte ihn entgeistert an. »Einen so wertvollen Schatz wollt Ihr mir einfach so überlassen?«
    Sie fuhr zurück angesichts der Lautstärke, mit der Fumofred antwortete. »Wer bin ich, die göttlichen Zeichen zu ignorieren?«
    Die Capitalobservatorin verbeugte sich, so tief sie konnte. »Ich danke Euch für dieses wirklich überaus großzügige Geschenk. Ihr beschämt mich, denn ich weiß nicht, ob ich ihm je gerecht werden kann.« Sie hätte gern noch mehr gesagt. Aber ihr brach der Schweiß aus. Noch mehr als Demütigungen quälte sie nur, überschätzt zu werden.
    Sie dankte nochmals und verabschiedete sich in knapper Form.
    Auf dem Weg hinaus musste sie an dem Ruptu vorbei. Sein Blick verfolgte sie.
    Sie sah rasch hinunter auf den prächtigen Säbel.
    Zwei geschlitzte Pupillen spiegelten sich darin.
     
    Die beiden unmenschlichen Augen verfolgten sie noch immer, als sie längst in der lichtdurchfluteten Halle saß. Eine Bank gegenüber dem prächtigen Brunnen hatte sie zum Verweilen eingeladen und sie war der Einladung gefolgt.
    Das Rauschen des Wassers füllte den Raum.
    Sie könnte stundenlang hier sitzen und versuchen, die verschlungenen Pfade des Wassers zu verfolgen. Wer auch immer dieses Kunstwerk ersonnen hatte, musste entweder genial oder verrückt sein. Es war einfach unmöglich, eine Struktur darin zu erkennen. Und dennoch musste es eine geben, denn es war unzweifelhaft, dass das Plätschern oben seinen Ausgang nahm und am Ende unten ankam. Aber alles, was dazwischen lag, blieb ihr ein Rätsel.
    »Habt Ihr so panische Angst, jemand könnte sich zu Euch setzen, dass Ihr ihn mit dem Säbel bedrohen müsst?«
    Dadalore ruckte herum. Hinter ihr stand Valenuru. Verflucht, wie hatte er sich nur so unbemerkt anschleichen können? Fangkufas lag neben ihr auf der Bank, da in der Halterung an ihrem Gürtel immer noch der gewöhnliche Dienstsäbel steckte. Sie nahm die legendäre Waffe mit beiden Händen und hielt sie dem Capitaloberobservator hin. »Seht nur, was man mir überreicht hat!«
    Valenuru beargwöhnte den Säbel von allen Seiten.
    »Und, was sagt Ihr?«
    Er legte die Waffe auf den Rand der Sitzfläche. »Ich würde sagen, es liegt ein Fluch darauf und Ihr könnt nicht gewinnen, so lange Ihr ihn benutzt.«
    Dadalore sah ihn verstört an. Trieb er seine Späße mit ihr?
    Da sprang er über die Lehne der Bank hinweg und landete neben ihr. »Ihr erlaubt?«
    Sie zog eine Grimasse. »Ihr sitzt ja schon.«
    Der Brunnen plätscherte friedlich vor sich hin wie eh und je, doch es gelang ihr nicht, in die nachdenkliche Stimmung zurückzufinden. Valenuru hingegen musterte den Brunnen, als könne er darin irgend etwas sehen, das dem normalen Auge verborgen blieb.
    »Wie habt Ihr mich hier gefunden?«
    »Als ich Euch in der Dienststelle nicht mehr antraf, half mir Bamulaus weiter.«
    »Ja«, sagte Dadalore, »Ihr seid wohl ein wenig spät zum Dienst erschienen heute.«
    Valenuru streckte die Beine von sich. »Nicht jeder kann so ein menschliches Uhrwerk sein.«
    »Sagt das nicht. Ich wäre nach der letzten Nacht heute um ein Haar zu spät gekommen. Es war furchtbar. Ich wurde so spät wach, dass ich im Dauerlauf zum Dienst eilen musste. Ihr könnt Euch vorstellen, in welchem unsäglichen Zustand ich dort

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