Der Nachtelf (German Edition)
unmenschlich und doch so voller Qual, dass Dadalore die Faust auf den Mund pressen musste, um still zu bleiben. Was bei allen drei Welten ging hier vor?
Das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Seltsam, sie hatte gar kein Herein gehört, oder hatte der Schrei das überdeckt?
Dadalore riskierte einen Blick um die Biegung; ein unscheinbarer Gang, wie die anderen auch. Wasser lief über einen Sims. Eine viel zu kleine Tür stand offen. Drinnen schien jemand in unterschiedlichen Dingen herumzuwühlen. Schließlich verstummten die Geräusche.
Sofort zog Dadalore den Kopf ein.
Sie hörte, wie die Schritte wieder aus der Kammer heraus kamen.
Exuverflucht, wenn er nun den gleichen Weg zurück nahm, war er in wenigen Augenblicken hier! Dadalore raste den Gang hinunter. Er war viel zu lang, das war nicht zu schaffen.
Hinter ihr näherten sich die Schritte der Biegung.
Wahllos riss Dadalore eine Tür auf und sprang in den dahinter liegenden Raum. Sie warf die Tür hinter sich zu.
Um Haaresbreite hätte er sie erwischt!
Zwei Männer und zwei Frauen starrten sie an. Ein Pärchen hockte auf dem Bett, das andere auf dem Boden. Der Mann auf dem Bett hatte eine Hand in Brusthöhe unter dem Gewand der Frau. Das Pärchen auf dem Boden hatte seine Gliedmaßen bis zur Unkenntlichkeit ineinander verknotet. Der Geruch von viel zu süßem Wein lag in der Luft.
Der Mann auf dem Bett starrte sie an. »Das ist ehrlich unglaublich nett von euch, so eine hatte ich noch nie«, sagte er mit schwerer Zunge. Er handelte sich einen Rippenstoß seiner Gefährtin ein.
Dadalore sah vier Sklavenringe. Sie hatte nicht übel Lust, das ganze Pack zu verhaften.
Vor der Tür gingen die Schritte Konmanis vorüber.
Jetzt nur kein unnötiges Aufsehen! »Entschuldigung, ist dies die Unterkunft von Jotumpe-Wer-fällt-mir-gerade-ein?«, fragte sie so unschuldig wie möglich.
Der Mann auf dem Bett machte ein nachdenkliches Gesicht. Er sah seine Gefährtin an. »Wie heißt du nochmal?«
»Ich bin Dodoheid«, zischte sie und verlieh ihrem Namen mehr Erinnerungswert, indem sie ihm den Ellenbogen in den Bauch rammte.
Von draußen war zu hören, wie sich der Schamane entfernte. Nur noch einen Augenblick ausharren.
»Oh, hier bin ich falsch«, bedauerte die Capitalobservatorin leidlich überzeugend.
Auf dem Gang war es still geworden. Jetzt hieß es wieder eilen!
Mit einem hastig hingeworfenen »Lobet die Wahrheit!« schlüpfte sie aus der Kammer. Der Korridor war erwartungsgemäß leer.
Sie legte hastig die vier Mannslängen bis zum Gangende zurück. Verdammt, im nächsten Flur war er auch nicht mehr zu sehen. Und dort gab es auf halber Strecke eine Abzweigung. Dadalore sauste darauf zu und warf einen Blick hinein. Nichts. Sie hastete bis zum Ende des Ganges und linste um die Ecke. Tatsächlich, da war er! Aber was war das? Konmani trug ein Holzkästchen, nicht länger als eine Elle, aus dem es gedämpft rappelte. Das hatte er doch auf dem Hinweg noch nicht gehabt.
Und da war er mitsamt seinem Fundstück auch schon wieder verschwunden.
Dadalore huschte hinterher und hörte auf halbem Wege, wie ihr Schritte entgegen kamen. Sie nahm wieder ihre betont gleichmütige Haltung ein und versuchte, flacher zu atmen.
Patmelu bog um die Ecke. Als er sie sah, hellte sich seine Miene auf. Sie hatte jedoch Mühe, ihm die Wiedersehensfreude abzukaufen.
»Dadalore! Wahrhaftig, Ihr seid immer nur eine Nasenlänge hinter dem Verbrechen, wenn es auch manchmal ein ziemlicher Zinken ist.«
»Bedaure«, rief sie ihm von der Seite zu, »ich habe zu tun.«
»Ach, entschuldigt. Natürlich interessiert Ihr Euch nicht für Konmanis geheime Treffen.«
Dadalore blieb augenblicklich stehen. Sie drehte sich langsam zu dem Prinzipalprotektor um und sah ihn fragend an.
»Ich sehe, Eure Ermittlungen sind noch nicht so weit«, bedauerte er nicht ganz glaubwürdig. »Da komme ich ins Grübeln, wie Ich Euch weiter helfen kann. Also seht Ihr, Konmani, der Schamane, Ihr erinnert Euch? Nun, eben dieser Konmani pflegt Unternehmungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen. Meine zielgerichteten Nachforschungen haben es zweifelsfrei zutage gefördert. Selbstverständlich fragt Ihr Euch jetzt: Dadalore, warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
Dadalores Miene verdunkelte sich. Was für ein blasiertes Geschwafel.
Und plötzlich wurde ihr die ganze Niedertracht klar. Patmelu musste vorhin an Konmani vorbei gekommen sein. Als er sie darauf nur einen Gang weiter sah,
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