Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
Vom Netzwerk:
paar Sandalen, eine Schüssel und dergleichen mehr. Im obersten Fach stand eine Sturmlaterne, wie sie in der Flotte des Reiches verwendet wurde. Diese Lampen verlöschten selbst bei starkem Seegang und Unwetter nicht.
    Im untersten Fach lag ein Säbel und daneben ein Lakai. Dadalore pfiff durch die Zähne. Es war eine Wildkatze. Ein sehr kostbarer Besitz, wenn man bedachte, wie bescheiden die Kammer sonst wirkte.
    Neben dem Regal lehnte ein Stab an der Wand, wie ihn die Priester manchmal im Kampf führten.
    Weitere Möbel gab es nicht.
    Sie schob das Regal ein Stück vor, aber dahinter war nur die nackte Wand. Als nächstes legte sie sich auf den flachen Bauch und fingerte unter dem Bett herum. Tatsächlich bekam sie etwas zu fassen. Das war ... eine Weinflasche. Und noch eine. Und da war noch mehr.
    Als sie sicher war, alles hervorgeholt zu haben, was sich dort verbarg, standen sieben Flaschen vor ihr. Sie las die Etiketten gründlich, konnte aber nicht viel damit anfangen. Es stand einem Sklaven nicht an, Wein zu trinken. Sie schob die Flaschen eine nach der anderen wieder unter das Bett zurück.
    Als sie aufstand, fiel ihr Blick noch einmal in das Regal. Die Tonkugel war fort.
    Einem Verdacht folgend fasste sie an ihre Tasche. Sie musste den Lakaien ganz in Gedanken eingesteckt haben. Das war nicht rechtens. Er gehörte ihr nicht. Und nach dem Tod Ankubus fiel sein Besitz an die Uchawi wa Washamani zurück. Andererseits hatte sie ohnehin das Recht, sich so viele Lakaien zu beschaffen, wie sie benötigte. Es war also im Grunde kein Diebstahl, zumal der Besitzer tot war und die Schule sicher über noch mehr Lakaien verfügte. Die Kugel blieb in ihrer Tasche.
    Obschon sie doch völlig im Recht war, verließ sie die Kammer mit einem sonderbar flauen Gefühl im Magen.
     
     
    Die lügt doch
     
     
    Konmani musste sich ducken , um seine Unterkunft zu verlassen. Er schloss nicht einmal ab und ging den langen Flur hinunter.
    Dadalore huschte in einen Nebenflur und drückte sich dort in einen Zimmereingang. Sie misstraute dem Maler. Was auch immer er zu verbergen trachtete, sie würde es herausfinden!
    Die Schritte näherten sich.
    Dadalore presste sich so eng an das Holz der Tür, wie sie konnte. Hoffentlich bog jetzt niemand in diesen Seitengang ein.
    Konmanis Gestalt tauchte am Ende des Korridors auf. Er hatte den leicht gebeugten Gang großer Menschen, denen die Furcht mit dem Kopf gegen ein Hindernis zu stoßen, längst in Fleisch und Blut übergegangen ist.
    Kaum war er vorüber gegangen, da heftete Dadalore sich an seine Fersen. Sie lief ein Stück. Da näherten sich Stimmen. Dadalore drosselte ihr Tempo und versuchte den Eindruck einer in Gedanken versunkenen Spaziergängerin zu erwecken. Zwei Schamaninnen bogen in den Gang ein. » ...mich auch einmal einladen könnte?«, sagte die größere von beiden. Eine dunkelhaarige Frau.
    Die andere hatte den Kopf kahl geschoren. »Das würde er ja, wenn du dich nicht so gut mit den Ausbildern stellen würdest. Jetzt sieh, was du davon hast.«
    »Unsinn, ich habe gehört, dass einige von denen selbst dabei sind«, erwiderte die Dunkelhaarige.
    Die Kahlköpfige hob zur Erwiderung an, gewahrte aber, dass Dadalore sich näherte und verstummte.
    Im Vorübergehen sah die Capitalobservatorin, dass die Schamanin eine Tätowierung auf der Glatze trug, die ganz genauso aussah, wie Konmanis Bild. Eine Sonne mit Wasser? Dadalore hatte keine Zeit, Gedanken daran zu verlieren. Sie musste zu Konmani aufschließen. Mit beschleunigtem Schritt fegte sie um die nächste Biegung und sah ihn gerade noch in einen Nebengang einbiegen.
    Das war knapp! Um ein Weniges langsamer, und sie hätte ihn hier verloren.
    Dadalore lief zur Mündung hinüber und sah vorsichtig um die Ecke. Es sah ganz so aus, als würde sich der Schamane immer weiter von der Haupthalle und den Arbeitsbereichen entfernen. Wo wollte er denn hin?
    Sie wartete ab, bis er hinter der nächsten Ecke verschwand, und lief bis dorthin. Kaum angekommen, lauschte sie angestrengt. Seine Schritte waren nicht mehr zu hören. Entweder war der Abstand zu groß geworden und sie musste jetzt laufen, so schnell sie konnte. Oder er war direkt hinter der Ecke stehen geblieben. Dann durfte sie auf gar keinen Fall weiter gehen.
    Verflucht, wenn sie sich falsch entschied, war ihre Verfolgung so oder so gescheitert.
    Ein Klopfen ertönte.
    Und fast im gleichen Atemzug wieder ein entsetzlicher Schrei. Dieses Mal war er fast schmerzhaft hoch,

Weitere Kostenlose Bücher