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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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hatte er eins und eins zusammengezählt. Und jetzt schwatzte er sie zu, damit sie ihn aus den Augen verlor!
    »Die einzige Frage, die ich mir stelle, ist: Warum faulen mir nicht längst die Ohren ab?«, sagte sie. Damit ließ sie den Prinzipalprotektor stehen und raste um die Biegung.
    Wie zu befürchten war: Konmani war fort.
    Sie lief die nächsten Abzweigungen ab. Nichts. Überall nichts.
    Diese Palastschranze hatte also zu allem Übel auch noch Erfolg gehabt. Jetzt würde sie nie herausbekommen, wo der Schamane sich herumtrieb.
     
    Niedergeschlagen wartete Dadalore eine Weile ab. Das letzte, worauf sie nun Lust hatte, war eine weitere Begegnung mit Patmelu. Sie wollte sichergehen, dass er nicht mehr da war, bevor sie zurückkehrte.
    Ob er die Wahrheit gesagt hatte? Pflegte Konmani wirklich geheime Treffen aufzusuchen? Vermutlich war es müßig darüber nachzudenken. Sie traute dem Prinzipalprotektor inzwischen auch zu, sie einfach mit einer Lüge in die Irre zu führen.
    Und leider war er mit seinem letzten Täuschungsmanöver höchst erfolgreich gewesen.
    Der Schamane musste etwas aus der fremden Kammer entwendet haben. Soweit sie es bei ihrem flüchtigen Blick hatte erkennen können, war der Raum eine Unterkunft wie die anderen auch. Der Schamane hatte angeklopft, was nur bedeuten konnte, dass er hinter der Tür jemanden erwartet hatte. Aber wenn der Gastgeber nicht zuhause war, würde man üblicherweise unverrichteter Dinge wieder abziehen. Konmani aber war ungebeten eingedrungen und hatte sogar einen Gegenstand erbeutet. Obschon sie ihn kaum gesehen hatte, war Dadalore ganz sicher, dass er das Kästchen auf dem Hinweg noch nicht bei sich getragen hatte.
    Außerdem nutzte er nicht den selben Weg zurück, den er hin gegangen war. Das erschwerte die Sache zusätzlich. Wenn er nicht zu seiner Unterkunft strebte, könnte das Kästchen jetzt sonstwo sein, und es würde ihr nie gelingen, einen Blick hinein zu werfen.
    Wie sollte sie etwas suchen, das nun überall sein konnte?
    Sie hatte nur einen Anhaltspunkt: die Kammer, aus der das Diebesgut stammte. Zwar war es nun nicht mehr da, aber sich dort ein wenig umzusehen, mochte ihr dennoch wertvolle Hinweise darauf geben, was der Priester im Schilde führte.
    Dadalore streifte durch die endlosen Korridore auf der Suche nach dem besagten Zimmer. Wenn nur nicht alle gleich aussehen würden. Sie versuchte, sich einen Lageplan vorzustellen. Verzeichnete darin genau, wo sie auf dem Hinweg abgebogen war, und folgte der Linie nun in umgekehrter Richtung.
    Am Ende stand sie vor einer kleinen Tür.
    Auf ihr Klopfen antwortete niemand.
    Eigentlich müsste sie nun hier verharren. Immerhin war sie eine Vertreterin des Gesetzes. Andererseits war sie einem Mörder auf der Spur. Und das Gesetz könnte sie schließlich auch da drinnen vertreten.
    Dadalore drang in die Unterkunft ein.
    Ein Bett stand hier, mit roter Decke und besticktem Kissen versehen. Es gab einen Tisch mit einem ovalen Spiegel darauf, davor waren allerhand Tiegelchen, Fläschchen und Döschen verteilt. Mit ein paar eiligen Handgriffen stellte Dadalore fest, dass sie Kohlenstifte, Puder, Rosenstaub und Blütenwässerchen enthielten.
    Sagard noch eins!
    So schnell sie das Duftwasser wieder verkorkt hatte, war es doch zu spät, um den Geruch wieder einzufangen. Wenn in den nächsten Minuten der Bewohner seine Kammer betrat, würde er sofort bemerken, dass jemand hier gewesen war.
    Am Rand des Tisches stand ein Käfig, wie ihn wohlhabende Bürger manchmal nutzten, um sich zum Zeitvertreib kleine Tiere zu halten. Dadalore maß dem zunächst keine besondere Bedeutung bei, doch jetzt merkte sie, dass hinter dem Gitter kein Geschöpf war. Konmani könnte durchaus ein Tier gestohlen haben. Dadalore besah sich den Käfig näher. Er war mit Körnern gefüllt. Einige Holzstücke lagen darauf, die angefressen wirkten. Auf dem Boden unter den Körnern war grob das Bild eines Nagetiers zu erahnen.
    Plötzlich erwachte das Bild mit magischem Knistern zum Leben. Dadalore sprang zurück und hielt instinktiv den neuen Säbel vor sich.
    Es war ein Hamster.
    Die Einweihung ihrer legendären Waffe würde wohl noch warten müssen. Die Capitalobservatorin drehte sich weg und stellte fest, dass das Tier im gleichen Moment unter erneutem Knistern wieder zur Bildform zurückkehrte. Die Spielerei einer verwöhnten Schamanin.
    Sie ging hinüber zu einem Schrank, der Schimpansenköpfe als Türknäufe hatte. Im Inneren fand sie Unmengen an

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