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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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über die Natur dieses Treffens nach. Sie fühlte sich an ihre Zeit im Sklavenpferch erinnert. Die anderen Mädchen schlichen sich nachts kichernd aus dem Schlafsaal. Es war so geheim, dass der ganze Pferch es ahnte. Tyrtalla wusste, sie hätte es liebend gerne überhört, da sie zu diesen Treffen ohnehin nie eingeladen war. Aber die Mädchen veranstalteten einen solchen Lärm, dass an Schlaf nicht zu denken war. Vorher redeten sie immer schon tagelang von nichts anderem. Bis eine von ihnen auf Dadalore zeigte, alle kicherten und verstummten. Eine schöne Geheimhaltung war das.
    Wenn solche Mädchen älter wurden, luden sie vermutlich zu Geheimtreffen in Waffenkammern ein.
    Und hernach kam der Richtige. Dadalore wusste es auf den ersten Blick. Es war ein Junge, jünger noch als sie selbst. Er hatte die Schlaksigkeit eines Burschen, dessen Glieder zu schnell in zu kurzer Zeit wuchsen. Außerdem sah er sich immer wieder unruhig zu allen Seiten um. Der ideale Kandidat.
    Dadalore hielt sich, so lange es ging, hinter dem Brunnen. Erst im letzten Moment verließ sie ihre Deckung und schnitt dem Jungen den Weg ab. »Hallo, mein Hübscher.«
    Der Bursche wurde erst blass und lächelte dann nervös.
    »Bist du auch auf dem Weg ...« Sie beugte sich vornüber. Carluru hatte ihr ein Gewand überlassen, bei dem diese Bewegung lohnte. Die restlichen Worte hauchte sie: » ...zur Waffenkammer?«
    Der Junge sah erschrocken über seine Schulter. Da ihn wider Erwarten keine Capitalprotektoren verfolgten, nickte er.
    Dadalore streckte ihm die Rechte entgegen. »Ich bin Elumbutraut-Was-sie-sagt-stimmt. Und du?«
    Er verschluckte sich. »Ulbunna-Warum-warten. Ich, hm, gehe hier zur Schule.«
    Dadalore bezweifelte zwar, dass die Zauberschule Jungen vor der Initiation aufnahm, ließ sich aber nichts anmerken. »Das ist toll. Ich bin nämlich auch neu hier. Also sehen wir uns bestimmt noch häufiger. Das würde mich freuen, du bist süß.«
    Ulbunna quollen fast die Augen aus dem Schädel. Dann tauchte in seinem Gesicht ein Lächeln auf, das sagte Ich habe es immer gewusst . Nur die Mundwinkel flackerten.
    »Gehst du mit mir zu dem Treffen?«, flüsterte Dadalore. Sie hatte sich wieder verschwörerisch vorgebeugt und Ulbunnas Blick verlor sich im Fleischlichen.
    »Gerne. Bist du auch zum ersten Mal da?«
    Verdammter Mist! Das hatte man davon, wenn man den Jüngsten auswählte. Ihr Plan, sich jemandem anzuschließen, der für sie bürgte, war damit hinfällig. »Hm, ja«, nuschelte sie.
    Ob sie ihn ziehen lassen sollte? Aber wer wusste schon, ob tatsächlich noch ein besserer Kandidat vorbei käme. Außerdem brachte sie es nicht übers Herz, den Jungen jetzt einfach hier stehen zu lassen.
    »Ich habe aber von einem Bekannten alles darüber gehört«, brüstete er sich. »Halt dich einfach an mich, so kann nichts schief gehen.«
    Na, wenigstens etwas. »Das habe ich gleich gesehen, dass du wer bist, der sich auskennt«, flötete sie.
    Dadalore griff seine Hand. Er hatte Mühe, lässig und unberührt zu wirken.
    »Wollen wir?«
    Er nickte.
    Sie schlenderten Seite an Seite den Gang hinunter. Ulbunna pochte an eine Tür.
    Ein schmaler Spalt tat sich auf. Dadalore erahnte einen tätowierten Kahlkopf und einen Vollbart. »Wer seid Ihr?«
    »Ulbunna-Warum-warten«, sagte der Junge. Seine Stimme kippte. »Buluhelm hat mich empfohlen.«
    Der Mann hinter dem Spalt murmelte etwas Unverständliches. »Und wer ist das da?«
    Ulbunna sah sie an und wirkte auf einmal peinlich berührt. Junge, wenn seine erste wirkliche Verabredung etwas werden sollte, müsste er sich aber noch angewöhnen, den Namen des Mädchens zu behalten! »Elumbutraut-Was-sie-sagt-stimmt«, sagte Dadalore, »Ulbunna bürgt für mich.«
    Hinter der Tür lachte der Glatzkopf auf. »So läuft das nicht. Ich kenne keinen von euch beiden.«
    Dadalore und Ulbunna wechselten einen enttäuschten Blick, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
    »Ich habe mich so darauf gefreut«, bettelte Dadalore.
    »Genau das ist es«, schnauzte die Stimme. »Ich weiß nicht, was man dir erzählt hat, aber das hier ist ein verdammter Gottesdienst.«
    Dadalore griff sich an die Brust, um den Tyrtalla-Anhänger hervorzuholen. Er war nicht da. Natürlich, das Ding lag unerreichbar unter Gervanas Bett! Himmel und Abgrund, es stand schlecht um den Fortgang ihrer Ermittlungen.
    »Aber Buluhelm hat gesagt, hier könnte man eine Menge Spaß haben.«
    Der Vollbart donnerte: »Dein Buluhelm sollte vielleicht noch

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