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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Das ist außerhalb des heiligen Bodens und somit in meinem Zuständigkeitsbereich, Herr Prinzipalprotektor.« Mit diesem Worten nahm sie dem entgeisterten Patmelu die Puppe aus der Hand.
    »Ich lasse Euch das Protokoll zukommen, wenn die Aufklärung des Falles schriftlich vorliegt.«
     
     
    Triumph und Trost
     
     
    Dadalore schlich zurück zur Dienststelle . Sie war müde und zugleich unendlich glücklich. Es war das erste und einzige Mal in ihrem Wirken als Capitalobservatorin, dass ihr ein solcher Erfolg geglückt war. Sie hatte die Hintergründe um Ankubus Tod aufgeklärt. Sie hatte das Beweismittel gesichert. So gerne sie jetzt einfach nur in ihre Schlafnische gesunken wäre – das würde sie darum betrügen, ihren Erfolg in der Capitalobservationskammer zu melden!
    Sie wusste, was die Protektoren von ihr hielten. Sie spürte oft genug die vernichtenden Blicke im Rücken.
    Sicher, sie war durch göttliches Los für diese Aufgabe bestimmt. Aber das war eine bloße Einsicht ihres Verstandes, eine Betrachtungsweise Heiduguns. Sie fühlte etwas anderes. Dass sie im Grunde überfordert war. Zu jung, zu unerfahren und vielleicht auch nicht die Richtige für eine verantwortungsvolle Arbeit, die zugleich so im Fokus der Öffentlichkeit lag. Auch der heutige Erfolg würde daran nichts ändern. Zwar konnte sie Patmelu nicht ausstehen, dennoch musste sie zugeben, dass sie es ohne ihn nicht geschafft hätte. Und ihre sogenannten Ermittlungen: nichts als eine Ansammlung von Zufallstreffern. Heute hatte sie eben einmal Glück gehabt, mehr nicht.
    Immerhin würde ihr das eine Weile Luft verschaffen, die Verachtung der Capitalprotektoren für ein paar Tage im Zaum halten.
    Sie konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Sie waren einen Capitalmeisterobservator gewohnt und hatten eine Dadalore bekommen.
    Während sie solcherart zwischen Trübsal und Freude hin und her schwankte, strich sie mit dem Daumen über die Puppe.
    Die Figur war weich, vermutlich aus mit Stroh gefülltem Leinen. Sie trug das gelbe Gewand eines Schamanen, darüber war mit ungelenken Strichen ein Gesicht aufgemalt. Blonde Haare rundeten das Ganze ab. Die Haare waren möglicherweise sogar echt. Die Priesterin könnte sie Ankubu im Schlaf abgeschnitten haben. Die Vielzahl von Nadeln, mit denen die Puppe durchbohrt war, gab eindrucksvoll Zeugnis von Gervanas Hass gegenüber dem Toten.
    Was würden die anderen für Augen machen! Dadalore könnte für eine Weile ihre missliche Lage vergessen. Sie hoffte nur, dass zu dieser späten Stunde überhaupt noch jemand in der Dienststelle war.
     
    Die Sklavin traf um kurz vor Mitternacht dort ein. Tatsächlich war in der Stube der Capitalprotektoren noch Licht. Dadalore stopfte die Figur in ihre Tasche und atmete ein.
    Bamulaus und Valenuru saßen dort beisammen, zwischen ihnen lag auf dem Tisch eine Tonkugel. Bamulaus sah sie so erschrocken an wie ein Junge, der im Sklavenpferch der Mädchen erwischt worden war. »Wie geht es Euch, Eure Capitalobservatorin?«, sagte er und steckte rasch die Kugel ein.
    »Wo ist Eure Uniform?«, fragte Valenuru. Darauf verdüsterte sich seine Miene. »Ist das da Blut?«
    Dadalore sah nach unten. Auf Carlurus Gewand waren tatsächlich eine ganze Reihe von Blutspritzern. Außerdem waren die Hände der Capitalobservatorin blutverkrustet und der Rest sah gewiss nicht besser aus. »Ist nicht der Rede wert«, sagte sie müde.
    »Sollen wir Euch einen Heiler rufen?« Bamulaus eilte ihr entgegen.
    »Nein«, wehrte sie ab, »ich sagte doch, es ist nichts.«
    Da seine Dienste nicht in Anspruch genommen wurden, bot der Capitalprotektor ihr stattdessen einen Stuhl an. Dadalore ließ sich darauf fallen.
    »Wir sprachen gerade über den Fortgang der Ermittlungen, Eure Capitalobservatorin.«
    »Ja«, pflichtete Valenuru bei und fügte mit seinem schiefen Grinsen hinzu: »Bamulaus meint, wir hätten es mit einem Verrückten zu tun.«
    »Ich wies lediglich darauf hin: Es ist die einzig vernünftige Erklärung dafür, dass die verschiedenen Taten nicht zusammenpassen. Seht Ihr, es gibt kein Schema. Ich denke da zum Beispiel an die Frauenmorde, die wir vor Jahren aufklärten. Es waren immer junge und hübsche Mädchen. Im Zuge der Ermittlungen stellten wir fest, dass sie heimlich als Huren arbeiteten und von einer krankhaft eifersüchtigen Bürgerin getötet wurden, die das Fremdgehen ihres Gatten nicht verkraftet hatte. Oder lest in den alten Akten nach, wie es sich mit den Furuja-Morden verhielt. Das

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