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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Sie gebärdete sich hier, als ob sie im Besitz höherer Wahrheiten wäre, dabei war es genau das, was ihr sonst bei Predigern übel aufstieß.
    Sie sprang auf, wollte Valenuru sagen, wie sehr sie ihre Worte bedauerte.
    Sie kam nur bis zur Tischplatte.
    Es knallte heftig, Dadalore sackte zurück auf den Boden und hielt sich den schmerzenden Schädel mit beiden Händen. Verfluchter Tisch!
    Sofort war Valenuru wieder neben ihr. »Lasst einmal sehen!«
    »Ist nur eine Beule.«
    Dennoch betastete er vorsichtig ihren Schädel. Danach schob er ihr einen weiteren Lakaien zu. »Probiert den, darauf schwören viele.«
    Das Klirren von Ton. Blauer Dunst hüllte sie ein und ließ den Schmerz bis zur Unwirklichkeit herab schrumpfen.
    »Danke«, meinte sie mit glasigem Blick. Die Welt schien plötzlich hinter einem Schleier aus Watte zu liegen. Aus weiter Ferne blitzte Valenurus Lächeln auf. Es wirkte so fratzenhaft verzerrt. »Wenn Ihr jetzt noch einen Lakaien hättet, der verhindert, dass ich vor Scham im Boden versinke.«
    »Aber natürlich«, sagte er. Seine Stimme: Es klang, als redeten mehrere Menschen zugleich. »Fallende Menschen muss man gut festhalten.« Und mit diesen Worten breitete er die Arme aus.
    Dadalore ließ sich ohne nachzudenken nach vorne kippen. Und der weiße, weiche Schleier fing sie auf und hielt sie ganz fest, bis auch der letzte Funken ihres Misstrauens erloschen war.

 
     
     
     
     
     
     
     
    Noch ein Tag
     
     
     
     
    Haltet die Hure!
     
     
    Am nächsten Morgen erwachte Dadalore in ihrer bescheidenen Unterkunft in Barakia. Für einen endlosen Moment schwebte sie zwischen Traum und Wirklichkeit dahin und fühlte sich einfach nur wunderbar.
    Sie räkelte sich.
    So gut hatte sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geschlafen. Der Schlummer wich allmählich von ihr wie ein zu Boden gleitendes Seidentuch. Sie war herrlich frisch und erholt.
    Wie hell es in ihrer Wohnkammer bereits war.
    Bei den Himmlischen, wie spät mochte es denn schon sein? Erschrocken sprang Dadalore aus ihrer Schlafnische und lief zum Fenster. Fluch dem Abgrund! Die Sonne stand viel zu hoch, es musste fast Mittag sein. Schneller als Dadalore nach ihren Kleidungsstücken griff nur noch ihr Gewissen zu. Kalungaverdammt, ihr Rettarock war nicht hier. Sie musste ihn letzte Nacht einfach unter Gervanas Bett liegen gelassen haben.
    Während sie den Lendenschurz umlegte und ersatzweise ein Wams überwarf, wurde das Schuldgefühl immer stärker. Wie konnte das passieren? So etwas war ihr noch nie geschehen. Sie pflegte einen stetigen Lebenswandel, stand täglich mit dem ersten Sonnenlicht auf. Sie war um Stunden zu spät!
    Sie hatte eine undeutliche Ahnung, dass die letzte Nacht etwas mit dieser unentschuldbaren Verfehlung zu tun hatte.
    Während sie in die Stiefel schlüpfte, versuchte sie die Nebel in ihrem Geist zu lichten. Was war denn letzte Nacht geschehen, das sie so aus der Bahn geworfen hatte? Richtig, sie war bei Valenuru gewesen. Sie hatten sehr lange dort gesessen und über Götter, Dämonen und den ganzen Rest der drei Welten gesprochen. Es hatte so gut getan, endlich ein offenes Ohr zu finden für alles, was sie bedrückte. Und Valenuru ... er war mehr als zuvorkommend gewesen. Und, ja, am Ende war es sehr spät gewesen und sie hatte gesagt, dass sie ohnehin schon seit Monaten keine Ruhe mehr im Schlaf finden könne. Entweder sie lag stundenlang wach oder es quälten sie so heftige Träume, dass sie sich des Morgens noch erschöpfter fühlte als zuvor. Und da hatte Valenuru einen Lakaien aus seiner Tasche gezogen und gesagt, sie solle dies versuchen. Sie hatte auf der Kugel den Schattenriss eines Tieres gesehen und gefragt, was das für ein Geschöpf sei. Und er hatte geantwortet, es sei ein Siebenschläfer. Der Rest war das Klirren von Ton und unendliche Entspannung.
    Verflucht! Die Zeit bis zur Achthundertjahrfeier lief ihr davon und schon heute Abend würde Ghalikan ihr Schicksal besiegeln, wenn sie sich nicht endlich etwas einfallen ließ, und sie hatte nichts Besseres zu tun, als den längsten Schlummer ihres Lebens zu halten. Verflixter Valenuru, sie hatte sich hinreißen lassen.
    Ein kurzer Blick in die Spiegelscherbe an der Wand.
    Dadalore bürstete hastig ihr Haar und betrachtete dabei das hübsche Mädchen im Spiegel. Es sah so glücklich aus. Verwirrt warf sie die Bürste fort.
    Sie hetzte aus dem Haus. Die Hitze des nicht mehr jungen Tages schlug ihr entgegen. Dadalore verfiel in einen Dauerlauf, von

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