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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Eure Pläne für den Tag? Wollen wir Euch diese leidige Angelegenheit vom Hals schaffen oder habt Ihr bereits Dringenderes vor?«
    »Auf!«, sagte Dadalore. Sie schlüpfte rasch wieder in den Rettarock und stopfte sich eilends neue Lakaien in die Taschen. Da eine der Kugeln ungewöhnlich klein war, passten sogar drei hinein. »Wir müssen uns sputen. Morgen ist die Achthundertjahrfeier. Und bis dahin möchte ich nicht nur Ghalikan in seine Schranken weisen, sondern auch den König in Sicherheit wissen. Es läuft ein fünffacher Mörder frei herum.«
     
    Die Marabu-Gasse gehörte zu den alten Wohngegenden, die man all die Jahre beim Überplanen der Stadt stets vergessen hatte. Während anderswo die verschachtelten Bauwerke mit ihren willkürlich hinzugefügten Anbauten und Umbauten den großen Prachtalleen gewichen waren, war hier offenbar die Zeit stehen geblieben.
    Die beiden Capitalobservatoren bogen in die Gasse ein. Valenuru visierte zwei Frauen an, die gerade eine Holzbank aus dem Haus schleppten. »Entschuldigt, meine Damen, wir suchen eine Marmara.«
    Ächzend stellten die Frauen ihre Last neben der Eingangstür ihres Hauses ab. Die Grauhaarige, die dem Sklaven am nächsten stand, kniff die Augen zusammen. »Die Hure?«
    Dadalore sah Valenuru fragend an.
    »Das weiß ich nicht. Man sagte mir nur, dass hier eine Marmara wohne.«
    »Wir haben hier nur eine Marmara«, stellte die Frau fest, »und das ist Marmara-Wer-will-nochmal.«
    »Damit muss sie es wohl sein.«
    »Seht Ihr das große Haus mit der schmutzigen Fassade? Sie wohnt und arbeitet dort. Ist sie das nicht, dort am Fenster?«
    Dadalore folgte ihrem Fingerzeig und sah ein Fenster im ersten Stock, in dem schlagartig die Läden zugeworfen wurden.
    Dadalore und Valenuru tauschten Blicke aus.
    »Entweder legt da jemand sehr viel Wert auf seine Ruhe oder sie hat unsere Uniformen gesehen.«
    »Und wenn es an den Uniformen liegt ...«, hob Valenuru an.
    Dadalore warf dazwischen: » ...macht sie sich gerade aus dem Staub!«
    Die beiden Ermittler standen einen Atemzug lang wie erstarrt, dann liefen sie gleichzeitig los. Sie rasten direkt auf den offenen Eingang zu. Aber was würde sie drinnen erwarten? Dadalore hatte nur kurz ein blaues Gewand erkennen können, aber nein, da war noch etwas. Die Art wie die Fremde die Läden geschlossen hatte ...
    Die Capitalobservatoren hetzten zum Eingang hinein, da hörten sie eine Tür schlagen.
    »Hintertür!«, stieß Valenuru hervor und sie rannten durch das Haus, vorbei an nur spärlich bekleideten Damen und Herren, die verstört herumfuhren.
    Dadalore erreichte den Ausgang zuerst und stieß die Tür auf. Ein Hinterhof. Da, jemand kletterte über die Mauer! Blaues Gewand mit Verschleierung wie bei den Wüstenstämmen. »Halt, im Namen Tyrtallas!«, rief sie.
    Valenuru rannte an ihr vorbei Richtung Mauer, Dadalore folgte dichtauf.
    Die Fremde warf sich über die Mauerbrüstung und verschwand.
    Die beiden Verfolger packten die Mauerkante und zogen sich hoch. Die Art, wie der Flüchtling geklettert war. Da war es wieder. Es sah so aus, als ob unter dem Gewand ein Mann steckte und nicht Marmara. Zeitgleich sprangen sie von der Brüstung aus hinunter.
    Ein weiterer Innenhof: Alte Fässer, ein vergammelter Schuppen, drei schmutzige Kinder, die sie aus großen Augen ansahen. Aber der Flüchtende war verschwunden.
    »Der kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben«, fluchte Valenuru.
    Dadalore herrschte die Kinder an: »Wo ist er hin?«
    Die drei starrten sie sprachlos an. »Bei Himmel und Abgrund, der Mann ist ein übler Verbrecher, also redet!«
    Das dunkelhäutigste der Kinder deutete stumm auf den Boden in der Mitte des Hofes. Da war ein Gitter!
    »Da unten«, rief Valenuru und war mit zwei Sprüngen beim Gitter. Er riss das Eisen heraus und schleuderte es scheppernd gegen die Mauer. Mit einer fließenden Bewegung verschwand er im Untergrund. »Lasst das Gitter offen!«, schrie Dadalore die Kinder an und sprang im blinden Vertrauen auf Valenuru hinterher.
    Sie stürzte ins Dunkle.
    Hart prallte sie in einer Pfütze auf, verlor das Gleichgewicht und rollte über den Rücken ab. Ihr Blick glitt nach oben. Kleine Hände setzten das Gitter wieder ein. Darüber grinsten hämisch weiße Zähne aus einem braunen Kopf.
    »Da lang!«, rief Valenuru und raste durch den Tunnel, Dadalore folgte.
    Ihre Füße flogen nur so über den Boden, dabei war es stockfinster. Wenn jetzt nur keine Unebenheit kam! Hin und wieder tauchten über

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