Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
Vom Netzwerk:
Strukturen.«
    »Ich sehe, es hat sich Euch ebenfalls offenbart.«
    Dadalore mahlte hilflos mit den Zähnen. Sie hatte sich noch hierhin geschleppt, obwohl sie sich ohnehin nicht gut fühlte. Nun wurde ihr nicht nur der dringend nötige Lakai vorenthalten, sondern man stieß ihr noch Dolche ins Herz, die herauszuziehen nach einem weiteren Lakaien schrie. Sie begann zu zittern. Ob aus Zorn, Entkräftung oder wegen des zu kühlen Wassers, vermochte sie selbst nicht zu unterscheiden.
    »Sie ist viel zu jung für die Aufgabe, zu engstirnig, um je hinzuzulernen und zu arrogant, um sich die Unfähigkeit leisten zu können«, fasste Patmelu zusammen.
    Tafariward lachte.
    Dadalore wünschte, sie hätte ihren Säbel mitgenommen. Obwohl sie bis zum Hals im Wasser steckte, fühlte sie sich so bloßgestellt und nackt, wie ein Mensch nur sein konnte. Sie klapperte heftig mit den Zähnen.
    »Habt Ihr das auch gehört?«, fragte Tafariward.
    Dadalore vergaß vor Schreck beinahe die Schwimmbewegungen. Still Mädchen, kein Laut!
    »Ich höre nichts«, erwiderte der Prinzipalprotektor.
    »Da war etwas«, beharrte Tafariward.
    Dadalore begann wieder zu zittern. Sie konnte es einfach nicht mehr unterdrücken. Und hatten die beiden nicht recht? Sie war ja selbst zu unfähig, um unbemerkt zu lauschen. Wieder hatte sie versagt. Ihr Zittern wurde heftiger.
    »Da atmet jemand!«, schrie Tafariward.
    »Jetzt höre ich es auch«, keuchte Patmelu. »Das kommt aus dem Schilf, das ist kein einfacher Schwimmer.«
    »Den greifen wir uns.«
    »Hier ist das Schilf zu dicht. Legt dort an!«, bellte Patmelu.
    Dadalore hatte genug gehört. Sie bewegte sich in zittrigen Zügen viel zu langsam auf das Ufer zu. Hinter ihr pflügten die Ruder nur so durch das Wasser.
    Sie musste raus aus der eisigen Kälte. Endlich bekam sie wieder Boden unter die Füße. Die Capitalobservatorin stemmte sich gegen die Steigung und watete an Land. Sie zog ihre Sachen zusammen mit einer riesigen Ladung Dreck heraus und lief die Uferböschung hinauf.
    »Da hinten flieht er!«, brüllte Tafariward.
    Dadalore hetzte das Ufer entlang. In dem weichen Untergrund war sie zu langsam. Aber bis zum Weg zurück war es ein großes Stück freier Fläche. Die Verfolger würden sie erkennen, wenn sie nicht schnell etwas unternahm.
    Die Capitalobservatorin hielt direkt auf ein Mangrovenwäldchen zu, das einen Teil des Seeufers einnahm.
    Da trat sie mit dem nackten Fuß auf etwas Spitzes.
    Sie schrie auf. Ihr Fuß blutete.
    Die Verfolger schlossen auf.
    Dadalore humpelte mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Sie erreichte den Rand des Wäldchens und verschwand zwischen mannshohen Riesenfarnwedeln. Gehetzt blickte sie sich um. Der Wald war nicht groß genug, um wirklich darin untertauchen zu können. Und jenseits des Waldes war nichts als Freifläche. So blieb nur noch eine Richtung. Sie kletterte eilends auf eine Mangrovenwurzel, packte einen Ast über ihrem Kopf, zog sich hinauf. Sie wechselte noch zu einem höheren Ast, der eine breite Astgabel mit dichtem Blätterdach besaß. Dort presste sie sich mit dem Bauch auf das Holz.
    Unter ihr brachen Tafariward und Patmelu durch den Farn.
    »Wo ist er hin?«
    »Das war kein Er«, widersprach Patmelu. »Hast du nicht gesehen, wie sie gelaufen ist? Es ist eine Frau und sie ist verletzt. Sie kann nicht weit sein.«
    Er spähte in alle Richtungen.
    Von Dadalores nassem Körper löste sich ein Wassertropfen und fiel. Er zerplatzte genau auf Patmelus Stirnglatze. Der Prinzipalprotektor fasste sich auf den Kopf. Er nahm die Hand wieder herunter und sah nachdenklich auf seine feuchten Finger.
    »Wir sollten den Wald einmal komplett durchkämmen«, sagte Tafariward. »Irgendwo muss sie ja sein.«
    »Ja, irgendwo muss sie ja sein«, wiederholte Patmelu langsam. Er sah immer noch auf seine nassen Finger.
    Dadalore drückte sich angstvoll fest an den Ast. Plötzlich knackte das Holz unter ihr.
    Sofort ruckte Patmelus Kopf nach oben.
    Dadalore hielt den Atem an. Sie blinzelte zwischen den Blättern hindurch. Wenn er gut genug hinsah ...
    Da nahm sie einen rosafarbenen Tupfer durch das Geäst der Nachbarbäume wahr.
    »Ich glaube, da oben ist sie«, sagte Patmelu.
    »Seid Ihr sicher? Für mich ist das nur ein Haufen grünes Gestrüpp.«
    Der Prinzipalprotektor grinste wölfisch und kletterte auf die Mangrovenwurzel.
    Dadalore merkte, dass ein Zweig unter ihrem Bauch abgebrochen war. Sie griff danach.
    Patmelu packte den gleichen Ast, den vorhin schon Dadalore

Weitere Kostenlose Bücher