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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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benutzt hatte und zog sich daran hoch. Er war nur noch eine Ebene unter ihr.
    »Könnt Ihr sie sehen?«, rief Tafariward.
    »Noch nicht«, sagte Patmelu grimmig. Für einen Augenblick sah er nach unten zu seinem Komplizen.
    Diesen Augenblick nutzte Dadalore. Sie warf den abgebrochenen Zweig quer durch das Geäst mitten auf den rosafarbenen Tupfer.
    Der protestierende Schrei eine Flamingos erklang. Eine riesige Kolonie von Tieren flog auf. Lautes Schlagen hunderter Flügelpaare erfüllte die Luft. Die äußeren Äste der Mangroven wippten heftig auf und ab.
    »Da hinten ist was«, brüllte Tafariward und lief in Richtung der Vögel.
    Der Prinzipalprotektor sah ihm unentschlossen hinterher.
    Dadalore wälzte sich seitlich von ihrem Ast herunter und ließ sich fallen. Sie schlug hart auf Patmelu auf, der seinerseits den Halt verlor. Zu zweit stürzten sie noch tiefer, Dadalore klammerte sich an seinen Rücken. Dann kam der Erdboden. Mit einem schmatzenden Geräusch bohrte sich der Prinzipalprotektor in den schlammigen Untergrund. Das dämpfte den Aufprall erheblich. Dadalore taumelte von seinem Rücken herunter, ihre Sachen noch immer eng an sich gepresst.
    Sie stierte durch das Unterholz. Tafariward jagte Flamingos.
    Patmelu bewegte leicht den Arm.
    Die Capitalobservatorin schlug sich durch den Farn zurück. Sie hielt auf das Bootshaus zu. Hinter sich hörte sie Patmelu schreien. Tafariward brüllte zurück.
    Dadalore erreichte den Bretterverschlag und lief auf die Rückseite. Ein rascher Blick verriet ihr, dass Tafariward gerade aus dem Farn trat. Endlich schlüpfte sie wieder in die Stiefel und gürtete auch den Säbel. Die Uniform anzuziehen, wagte sie aber nicht aus Angst, die Verfolger könnten selbst auf die Entfernung ahnen, wer dort fortlief.
    Sie spurtete wieder los. Ihr Fuß schmerzte abgrundtief. Sie musste versuchen, in der Menge unterzutauchen.
    »Da oben ist sie«, schrie Tafariward.
    »Schneller!«, schnauzte Patmelu zurück.
    Dadalore erreichte den Weg. Eine Reihe Schaulustiger war stehen geblieben, um zu sehen, was sich dort vor ihren Augen abspielte. Die nachfolgenden Menschen drängten hinzu und es bildete sich ein immer größerer Auflauf. Dadalore sprang auf die Menge zu und drückte sich dazwischen. Sie versuchte, weiter Abstand zu gewinnen, kam aber kaum noch voran.
    Ihre Verfolger erreichten den Weg.
    Patmelu baute sich vor der Menge auf und brüllte. »Im Namen Tyrtallas und des Königs, tretet beiseite und liefert diese Frau aus!«
    Dadalore erstarrte.
    Ein dicklicher Herr im blauen Bürgergewand ganz vorne machte als Erster Platz. Zwei Freudenjungen im Lendenschurz folgten und immer mehr taten es ihnen nach.
    Da fasste jemand Dadalore an der Schulter.
    Ein muskelbepackter, weißhäutiger Lastsklave im Leinenhemd stand neben ihr. Er deutete auf einen großen Weidenkorb vor seinen Füßen und grinste. Dadalore drückte ihm einen hastigen Kuss auf die Wange und sprang in den Korb. Sie musste sich gehörig zusammenrollen. Und als sie es endlich geschafft hatte, auch noch den Deckel zu schließen, da drückte ihr der Säbelknauf brutal in den Unterbauch. Sie fühlte, dass sich in ihrem Stiefel das Blut sammelte.
    Der Korb wurde hochgehoben. Dadalore sah durch das Weidengeflecht hindurch.
    Sie war nun auf dem Kopf des Mannes. Der Korb wurde zudem mit beiden Armen abgestützt. Wie lange würde der Mann das durchstehen?
    »Im Namen Tyrtallas und des Königs, gebt die Flüchtige heraus! Sie hat in verabscheuungswürdigster Weise gegen die Gesetze des Königs verstoßen.«
    Dadalore ballte die Hände zu Fäusten.
    »Keine Angst«, flüsterte ihr Träger. »Wir mögen die Capitalobservatoren auch nicht.«
    Sie blinzelte durch das Weidengeflecht, konnte aber nur eingeschränkt sehen. Mal tauchte Tafariward auf und verschwand wieder, mal erschien Patmelu und war wieder davon. Das Spiel wiederholte sich. Die beiden schienen vor der immer noch anwachsenden Menge auf und ab zu laufen.
    »Habt Ihr sie gesehen?«, fragte Tafariward.
    »Nein, und diese unfähigen Leute hier auch nicht«, kläffte Patmelu zurück.
    »Die Lage wird immer unübersichtlicher. Außerdem haben wir sie nur von hinten gesehen. Wenn Ihr noch einen Augenblick wartet, stehen hier dutzende Frauen, die von hinten genauso aussehen.«
    »Ja«, erwiderte der Prinzipalprotektor so leise, dass sie ihn fast nicht mehr verstand. »Aber wir suchen eine, die sich auf der Flucht verletzt hat.«
    »Ihr habt recht.« Darauf rief er der Menge zu:

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