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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Fäusten. »Was genau hast du an keine Allgemeinplätze mehr nicht verstanden?«
    »Verzeihung, Eure Capitalobservatorin.«
    »Denk nach, Bamulaus, was genau hätte Osogo getan?«
    Der Sklave sah wieder stur an ihr vorbei.
    »Er muss doch irgendeine Art gehabt haben, wir er mit so etwas fertig geworden ist.«
    »Vielleicht – wenn alles, was Ihr vorhin aufzähltet, uns nicht weiterhilft – vielleicht liegt es einfach daran, dass Eure Aufzählung unvollständig ist? Der Capitalmeisterobservator hätte sich nie in einem so frühen Stadium der Ermittlungen auf nur vier Verdächtige beschränkt.«
    Dadalore stöhnte. »Wenn wir wieder ganz von Neuem ansetzen, können wir den Fall niemals bis morgen zum Abschluss bringen. Mein Gefühl sagt mir, dass auf der Achthundertjahrfeier etwas Schreckliches geschehen wird und wir sollen noch einmal ganz von vorne beginnen?«
    Bamulaus zuckte mit den Achseln. »Ihr habt gefragt, Eure Capitalobservatorin.«
    Die Beamtin vergrub den Kopf in den Händen. »Ja, wir haben bisher nur die höchsten Zauberer überprüft. Aber ansonsten laufen ja auch keine Meistermagier frei herum. Es gibt keine Schamanen und Hexen außerhalb der vier Schulen. Es ist doch sinnlos, jedweden Namen in die Liste der Verdächtigen aufzunehmen.«
    »Immerhin gibt es Hinweise darauf, dass die Vergessenen Künste aus alten Tagen wieder auferstehen.«
    »Aber diese Künste dürfte es gar nicht mehr geben. Die vier Schulen haben sie ausgelöscht. Nichts ist mehr übrig von den blasphemischen Kulten der Ruptu. Wer sollte denn auch Interesse daran haben, Lehren zu verbreiten, die den Götter- und Dämonenkulten schaden könnten?«
    »Vielleicht jemand, der ihnen nicht angehört?«
    Dadalore wurde blass. »Beim unendlichen Abgrund, du hast recht! Es gibt tatsächlich jemanden, den wir übersehen haben.«
    Sie blickte ihn an, als erwarte sie eine Reaktion von ihm. Schließlich fragte er: »Nun?«
    »Und es ist tatsächlich die ganze Zeit über so offensichtlich gewesen, wie es nur irgend möglich ist.«
    Bamulaus schien ihre Erwartung zu spüren und wand sich unbehaglich unter ihrem Blick.
    »Tyrtalla sei gepriesen! Bamulaus, sieh aus dem Fenster!«
    Und endlich erhellte sich seine Miene. »Ich verstehe.«
    »Natürlich, was auch sonst?«, fragte Dadalore. »Ich möchte, dass du fünf weitere Capitalprotektoren zusammentrommelst. Wenn wir dort vorsprechen, müssen wir ordentlich Eindruck machen. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob alles friedlich bleiben wird ...«
    »Zu Befehl, Eure Capitalobservatorin.«
     
    Die vier Frauen und drei Männer in ihren frisch gefetteten Rettaröcken näherten sich dem Turm. Das Bauwerk ragte in ungeheure Höhen auf und war an Größe nur noch mit dem Koloss zu vergleichen. Im Gegensatz zu diesem aber war der Turm des Eremiten von einer schlanken Eleganz. Es war unleugbar, dass nur Magie ihn am Himmel halten konnte.
    »Was weißt du über ihn?«, fragte Dadalore. Mit den beiden Lakaien in ihren Taschen und den sechs Gefolgsleuten hinter sich fühlte sie sich sicher.
    »Nur was durch die Mentoren gelehrt wird«, erwiderte Bamulaus. »Er ist im siebten Jahrhundert errichtet worden, zeitgleich mit dem Auszug der Eremiten. Es heißt, einer von ihnen sei zurückgeblieben und habe mit seiner Macht den Turm erschaffen. Und wie die anderen sich in die endlose Weite der Wüste zurückzogen, so ging er in die schwindelnden Höhen über der Stadt. Seither soll kein Mensch ihn je wieder gesehen haben.«
    »Damit wird ihn wohl auch niemand mehr zu Gesicht bekommen«, stellte Dadalore fest. »Immerhin ist das hundertsechzig Jahre her.«
    »Ungefähr, ja.«
    »Das heißt, was immer dieser machtvolle Eremit an Aufzeichnungen über die Zauberkunst besaß, es liegt nun dort oben unbewacht herum. Oder – wenn ich richtig liege – eben nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass wir ganz dicht dran sind.«
    »Ihr vergesst den Tag des Trotzes.«
    Dadalore entsann sich, dass Irmhobib ihr einmal eine Lektion darüber gehalten hatte. Aber das war wohl nicht ihr aufmerksamster Moment gewesen. »Was hat der damit zu tun?«, fragte sie unsicher.
    Bamulaus sah sie an wie einen billigen Aufschneider und Emporkömmling. Sie spürte die Blicke der anderen im Rücken und wurde rot. Nur das jetzt nicht! Sie hätte vorsorglich einen Lakaien nehmen müssen.
    »Schon lange hatten die Gerüchte die Runde gemacht«, erläuterte der alte Capitalprotektor, »der Eremit besitze das Geheimnis des ewigen Lebens. Und die Menschen

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