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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Besucherreihe und ging zum Seeufer hinunter.
    Dadalore sah sich nach einem Versteck um. Da war ein Bootshaus mit bemalten Giebeln, direkt vor dem Anlegesteg. Die Capitalobservatorin verließ die Menge. Sie stand nun ohne Sichtschutz da. Tafariward ging mit dem Rücken zu ihr. Sie lief wie von allen Dämonen des Abgrunds besessen, bis sie hinter dem Bootshaus angekommen war. Dort spähte sie vorsichtig um die Ecke.
    Tafariward strebte zu einer Gestalt, die am Seeufer stand. Sie war abgewendet, aber die Körperhaltung kam ihr vertraut vor. Der Mann trug ein leichtes, weißes Gewand über Sandalen. Aber sie hatte ihn womöglich zuletzt in anderem Aufzug gesehen.
    Da drehte er sich um und begrüßte Tafariward. Patmelu, der Prinzipalprotektor, fasste den Sklaven am Arm wie einen alten Freund. Gemeinsam kamen die beiden auf das Bootshaus zu.
    Dadalore zog sofort den Kopf ein.
    Von allen Richtungen, in die sich die beiden hätten wenden können, mussten sie ausgerechnet hierher kommen? Und weit und breit sonst kein Hindernis, hinter dem sie sich hätte verstecken können. Da hörte sie die Männer sprechen. Es war zu spät. Wenn sie jetzt noch loslief, würde sie ebenfalls gehört werden.
    » ...uns ein ziemliches Spektakel«, sagte Patmelu.
    »Das will ich wohl meinen. Es ist schließlich das größte Ereignis seit Menschengedenken«, gab Tafariward zurück.
    »Das braucht Ihr keineswegs so formulieren.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Nun, wer außer Menschen könnte sonst denken?«
    Eine kurze Pause trat ein, dann brüllten beide Männer zugleich vor Lachen.
    Dadalore zog eine Grimasse. Selbst schlechter Humor konnte verbinden.
    Als Tafariward wieder sprach, war er deutlich leiser als zuletzt und sie musste sich anstrengen, ihn noch verstehen zu können. »Sparen wir uns das für gleich auf. Wir dürfen nicht unvorsichtig werden.«
    Patmelu pflichtete ihm bei. Ein Klopfen ertönte. Eine Tür wurde geöffnet und es gab ein kurzes Gespräch mit dem Seemeister. Er erbot sich, die beiden hinaus zu rudern, doch sie wollten sich selbst bewegen, wie sie sagten. Schließlich einigten sie sich darauf, ein Pfand zu hinterlegen, wofür Patmelu seine Geldbörse öffnete und die verlangten zehn Kalebassen zahlte.
    Kurz darauf hörte man, wie sich die Schritte wieder entfernten.
    Dadalore lugte aus ihrem Versteck hervor. Tafariward und Patmelu trugen ein Boot zum Ufer hinunter. Mit einem Platschen warfen sie es vom Anlegesteg. Die beiden stiegen hinein und Patmelu begann, mit kräftigen Zügen zu rudern.
    Den harmlosen Müßiggänger nahm Dadalore keinem von beiden ab. Also entweder sie schätzten sich auf eine Art, die Sklaven nicht anstand, oder sie hatten vor, dort draußen etwas zu besprechen, das vor aller Ohren sicher sein sollte.
    Und damit leider auch vor ihren.
    Was sollte sie tun? Mit einem zweiten Boot hinterher rudern? Abgesehen davon, dass sie noch nie gerudert hatte, da sie mit Irmhobib und den anderen Mädchen hier nur manchmal zum Schwimmenlernen hergekommen war, wäre das viel zu auffällig.
    Das Boot bewegte sich in einen dichten Schilfgürtel hinein. Großartig, jetzt waren die beiden nicht einmal mehr zu sehen.
    Dadalore gab ihre Position hinter dem Bootshaus auf und lief auf das Ufer zu, das ihr am nächsten war. Je näher sie dem See kam, desto gebückter bewegte sie sich weiter. Kurz bevor sie nasse Füße bekommen hätte, kauerte sie sich hin. Das waren doch die Stimmen der beiden. Aber es drang nicht mehr als ein Raunen zu ihr, viel zu wenig, um auch nur ein Wort zu verstehen.
    Entschlossen zog sie sich den Rettarock über den Kopf und die Stiefel von den Füßen. Sie legte noch den Säbel hinzu und schob alles in eine Senke, die sie mit Erde abdeckte.
    Danach schlich sie zum Wasser. Der Uferschlick quoll ihr weich zwischen den Zehen hindurch. Sie musste unbedingt darauf achten, dass kein Platschen sie verriet. Es gab hier Flamingos in Massen, aber die stampften nicht durch den See wie eine Horde Büffel.
    Dadalore entfernte sich ein paar Schritt vom Ufer. Der Untergrund fiel steil ab. Mit einem seichten Plätschern ließ sie sich endgültig ins Wasser. Mit ruhigen Zügen schwamm sie auf das Raunen zu. Jetzt sah sie Tafariward durch das Schilf.
    Sofort stoppte sie und schlug sich seitlich ins Schilfdickicht. Mit etwas Mühe konnte sie jetzt tatsächlich lauschen und sogar ein wenig sehen.
    » ... von Jahr zu Jahr schlimmer«, beschwerte sich Tafariward.
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Könnt Ihr denn nichts dagegen

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