Der Nachtelf (German Edition)
unternehmen?«
Auf Patmelus Stirnglatze lagen dicke Schweißtropfen. »Das stellt Ihr Euch zu einfach vor. Ich bin nicht der einzige mit Macht und Einfluss.«
»Sogar in der Essensausgabe werden sie jetzt schon beschäftigt.«
»Ja, es vergeht einem geradezu der Appetit.«
»Es dreht einem den Magen um!«, ereiferte sich Tafariward.
»Die offizielle Lesart ist, dass es der Entlastung der Sklaven dient. Das ist geschickt, das ist äußerst geschickt, damit haben sie den ganzen Beamtenapparat auf ihrer Seite.«
»Aber das ist ein klarer Bruch des König-Jokabi-Dekretes! Bringt die Sache doch einfach vor Gericht.«
Patmelu lachte gekünstelt. »Den König? Seid Ihr von Sinnen? Das reißt den Staat endgültig auseinander.«
»Auch der König hat sich an die Gesetze zu halten.«
»Sehr tiefsinnig«, bemerkte der Prinzipalprotektor abfällig. »Wenn Ihr es darauf ankommen lasst, erlässt er eben ein neues Dekret. Aber ein so plumpes Vorgehen würde ich nicht einmal erwarten.«
»Ja, und das genau ist unsere Chance. Er ist weich, er ist immer schon zu weich gewesen. Er scheut den offenen Konflikt. Wenn all das Einschmeicheln an seine Grenzen stößt, müssen wir ihm ordentlich Kontra geben. Er wird einen Rückzieher machen, sobald er auf ernsthaften Widerstand stößt.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Patmelu unschlüssig. »Ich glaube schon, dass er auch anderer Taten fähig ist, wenn man sich seinem Befehl widersetzt. Wir hatten in der Palastgarde eine Wachfrau, die sich mehrfach der Majestätsbeleidigung schuldig gemacht hatte. Ich hatte schon eine Maßregelung und einen mehrtägigen Arrest in die Wege geleitet, aber da kam die Order von ganz oben, die Frau vor Gericht zu stellen. Und stellt Euch vor, die Anklage lautet auf 15 Jahre.«
»Ja«, spie Tafariward aus, »gegen die Kleinen konnten sie immer schon Härte zeigen. Überredet ihn doch einmal, uns die Freunde der Geschuppten vom Hals zu schaffen.«
»Das sagt Ihr so. Ich komme nicht mehr zu ihm durch. Er ist seit einiger Zeit gegen meine Ratschläge völlig resistent geworden. Dafür hat er von den Freunden sogar eine offizielle Delegation empfangen. Sie haben allerdings das Spiel überreizt und ein Ende der Zwangserziehung für den Monster-Nachwuchs gefordert. Er hat sie mit ein paar freundlichen Worten aus dem Thronsaal werfen lassen.«
Tafariward lachte auf. »Wahrhaftig, da wäre ich gern dabei gewesen!«
»Wir müssen uns dennoch etwas einfallen lassen. Selbst im Palast werden sie immer zahlreicher. Ich musste meine ganze Autorität ins Feld führen, um sie wenigstens aus der Wache herauszuhalten.«
Tafariward gab ein lautes Stöhnen von sich. »Ich sage Euch, wenn mir einer mit so einem Vorschlag nach Selassie kommt, lasse ich ihn eigenhändig zum Ruptu-Kloakenreiniger degradieren. Bei uns gibt es keinen, der diesen Schwachsinn gutheißt. Ihr könnt voll auf meine Leute zählen.«
»Das ist gut zu wissen. Aber wir werden mehr brauchen als viele Frauen und Männer, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir müssen uns etwas einfallen lassen.«
»Ich kenne Euch doch. Diese Miene setzt Ihr nur auf, wenn Ihr schon längst Eure Überlegungen angestellt habt. Also, lasst hören!«
Der Prinzipalprotektor machte eine gehörige Kunstpause, bevor er zu sprechen anhob. »Das größte Problem ist das Phlegma dieser Biester. Solange sie kreuzbrav sind, wird es immer schwieriger, jemanden dazu zu bringen, in ihnen die größte Gefahr des modernen Imperiums zu sehen. Aber können wir Ihre Verdorbenheit öffentlich machen? Nein. Niemand würde uns Glauben schenken. Am Ende stünden wir als irr daher schwätzende Untergangspropheten da.«
»Das ist ein Problem, aber keine Lösung«, mäkelte Tafariward.
»Wenn die echten Übel nicht zu sehen sind, brauchen wir eben unechte Übel.«
Tafariward zögerte, bevor er verschlagen grinste. »Ich glaube, ich verstehe.«
»Die Mordermittlungen im Palast bieten dazu hervorragende Möglichkeiten. Die ach so harmlosen Ruptu in ein tödliches Verbrechen verstrickt. Es gibt dabei nur noch ein Problem. Die Leiterin des Wachbezirks Zentrum ist mit der Aufklärung betraut. Eine unmögliche Person.«
Dadalore presste die Zähne zusammen.
»Ist mir auch schon unangenehm aufgefallen«, pflichtete Tafariward ihm bei.
»Sie hat den krankhaften Wahn, den wirklichen Mörder dieser drei Echsen zu finden. Stellt Euch vor: dreier Ruptu!«
»Ja, eine Fanatikerin. Mit keinerlei Feingefühl für die im Sklaventum gewachsenen
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