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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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der Entschlossenheit nicht eine völlige Blamage wurde.
    Langsam wendete sie sich den Capitalprotektoren zu. Ihre Wangen färbten sich rot. »Ich wünsche zehn Elefanten-Lakaien.«
    Die Sklaven schwiegen ungläubig.
    Es war Bamulaus, der als Erster wieder das Wort ergriff: »Eure Capitalobservatorin, eine solche Menge ... bedenkt, dass wir nur zu siebt sind! Einige von uns müssten mehrere Lakaien stapeln, das ist zu gefährlich ...«
    »Ich hatte gar nicht vor, euch mit dieser Aufgabe zu belasten«, stellte Dadalore fest.
    Bamulaus entglitten die Züge. »Aber ich bitte Euch, Ihr spielt mit Eurem ...«
    »Lasst das nur meine Sorge sein!«, blaffte sie zurück.
    Der Grauhaarige gab sich noch nicht geschlagen. »Allein die Kosten für diesen einzigen Einsatz wären gewaltig.«
    Dadalore presste die Lippen aufeinander. Der Schweiß brach ihr aus. Sie durfte sich jetzt keine Blöße geben. Nicht hier in aller Öffentlichkeit. Sie glaubte, die Blicke der Menschen hinter den schwarzen Fensteröffnungen fühlen zu können. Sie musste jetzt hart bleiben. »Mein Anliegen verstand sich nichts als Einladung zum Plausch. Das war ein Befehl«, sagte sie kalt.
    Bamulaus schluckte. Er senkte den Kopf. »Wie Ihr wünscht, Eure Capitalobservatorin.« Ohne aufzusehen, setzte er hinzu: »Es wird etwas Zeit in Anspruch nehmen, Eurem Wunsch zu entsprechen.«
    »Ich erwarte Euch in einer Stunde zurück.«
    Er nickte. »Lobet die Wirklichkeit.«
    »Lobet die Wahrheit.«
     
    Das Warten war höllisch wie der Abgrund. Die Capitalprotektoren zerrissen sich nun das Maul über sie. Dadalore hielt den größtmöglichen Abstand, weil sie es nicht ertragen konnte, das herablassende Gerede mit anzuhören. Aber auch den ganzen Vorplatz des Turms zwischen sich und den Untergebenen zu wissen, verhinderte nicht, dass sie aus den Augenwinkeln das Kopfschütteln sah und zumindest den Tonfall ihrer Reden vernahm. Sie sollte die Sklaven zurechtweisen, doch dafür müsste sie ihnen gegenüber treten und das hätte sie nicht ertragen. Sich dieser Verachtung auszuliefern, das war schlimmer als der Tod. Wenn sie nur einen Hauch des Respektes genießen würde, der Osogo zuteil geworden war. Man konnte es heute noch ahnen, wenn in der Capitalobservationskammer über ihn gesprochen wurde. Es trat ein Leuchten in die Augen der Protektoren, als hätte Tyrtalla selbst ihnen eine Lichtgestalt geschickt, um sie zu führen. Und nun waren sie mit diesem unfähigen Kind gestraft, das dem Niedrigsten unter ihnen noch an Fähigkeiten nachstand. Was, bei Kalungas Chaos, hatte sie bloß geritten, sich mit der Anweisung an Bamulaus hier selbst zum Warten zu verdammen? Den Platz zu verlassen, wäre ihr wie eine Flucht vorgekommen, die ihre Schande nur noch vergrößerte. Sie hatte dem Turm den Fehdehandschuh hingeworfen. Nun musste sie es auch ausfechten. Aber, bei den Göttern, das war die längste Stunde ihres Lebens!
    Als endlich ein Uniformierter auf den Platz trat, atmete sie auf. Doch es war nicht Bamulaus, es war Valenuru. Er hielt direkt auf sie zu.
    »Ihr? Ich hätte Euch nicht so schnell erwartet.«
    Valenuru ergriff ihre beiden Hände zur Begrüßung. »Oh, Weniges spornt meinen Eifer so an, wie die Schreibfeder führen zu dürfen. Aber ich bin froh, noch rechtzeitig eingetroffen zu sein. In der Dienststelle erzählte man sich, Ihr wäret mit einem halben Dutzend Sklaven aufgebrochen, um den Eremiten zu stellen.«
    »Und Ihr habt Euch eigens herbemüht, um diesem Schauspiel beizuwohnen?«
    »Nein«, sagte er mit großem Ernst, »ich bin hier, um ein großes Unglück zu verhindern.«
    »Wenn Ihr glaubt, ich ließe mich von ein bisschen Steinzauberei ängstigen, irrt Ihr Euch. Der Einsiedler wird lernen müssen, was es heißt, dem Gesetz des Imperiums Widerstand zu leisten.«
    »Ihr solltet mehr Angst vor seiner Freundlichkeit haben.«
    Dadalore kniff die Augen zusammen. »Habt Ihr die Tinte zum Schreiben verwendet oder zum Trinken?« Die Worte taten ihr leid, kaum dass sie ihren Mund verlassen hatten. Valenuru trieb die Sorge hierher. Auch wenn sie unbegründet sein sollte, verdiente er diese Reaktion nicht.
    »Ich bitte Euch«, sagte er leise. »Lasst ab von diesem Turm! Es ist der letzte Ort, an dem Ihr sein solltet!«
    Wovon sprach er? Wenn er ihr etwas sagen wollte, warum nicht offen und klar? Dieses Herumgerede machte sie nur noch unruhiger, als sie ohnehin schon war. Sie holte tief Luft, um Klarheit einzufordern, da kehrte Bamulaus zurück. Er trug einen

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