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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Stoffbeutel, in dem sich eine Reihe von Kugeln abzeichneten. Dadalore ging ihm entgegen und konnte dabei ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Zehn Lakaien wie befohlen«, sagte Bamulaus.
    Die Sklavin griff in den Beutel und zog einen davon heraus. Erwartungsgemäß war der Umriss eines Elefanten darauf abgebildet. »Sehr gut.« Sie holte aus, um die Kugel kraftvoll zu zerschmettern, da fiel ihr Valenuru in den Arm.
    »Was erlaubt Ihr Euch?«
    »Bitte!« Seine Augen nahmen einen fast flehenden Ausdruck an. »Ich beschwöre Euch! Ihr werdet in diesem Turm nichts finden.«
    Sie konnte dieses Verhalten nicht dulden. Valenuru mochte ihr seine Bedenken vortragen, aber handgreiflich zu werden und das vor den Augen der Capitalprotektoren, das war nicht hinnehmbar. Dadalore sah ihm direkt in die Augen. »Ihr werdet jetzt meinen Arm loslassen!«
    Der Griff löste sich sofort.
    Krachend zerbarst die erste Kugel auf dem Boden. Dadalore griff mit beiden Händen in den Beutel und ließ eine um die anderen folgen. Zehn Mal splitterten die irdenen Gefäße, zehn Mal erhoben sich Lakaien aus blauem Dunst. Dadalore sog sie alle auf. Was zunächst nur mit einem Gefühl der Kraft begann, nahm rasch an Intensität zu. Als der zehnte Lakai in ihr aufging, hatte sie das Gefühl, mit bloßen Händen den Turm einreißen zu können.
    Dadalore brauchte einen Augenblick, um zu bemerken, dass es ihr Lachen war, das sie hörte. Sie sah zu den Capitalprotektoren, die einen Schritt zurückwichen. Selbst Bamulaus, den kaum etwas aus der Ruhe brachte, nahm Abstand. Nur Valenuru stand noch vor ihr und lächelte traurig. Sie könnte ihn mit dem kleinen Finger wegfegen. Dieser Gedanke stand ihr so klar, so einleuchtend vor Augen, dass sie ihn fast sofort in die Tat umgesetzt hätte, allein aus Freude daran, es zu können.
    Sie musste sich zusammenreißen. Auch wenn sie große Lust verspürte, den Turm mit ihren Untergebenen einzuwerfen. Wer wollte sie daran hindern? Dadalore sprang mit einem gewaltigen Satz auf das Tor zu. Sie landete unmittelbar davor und allein der Windstoß ihrer Bewegung wirbelte eine Staubwolke auf, die das ganze Portal einhüllte. Als ob sie das zurückhielte! Dadalore holte weit aus und schmetterte die Rechte auf den Stein. Krachend barst das Portal, beide Hälften flogen ins Innere, Dadalore selbst taumelte vom eigen Schwung hinterher.
    Als der Staub sich endlich legte, stand sie strahlend auf den Überresten der vormals unüberwindlichen Hürde. Blut lief über ihren Handrücken, doch das merkte sie kaum. Wenn hier noch irgendwo ein Eremit steckte, würde er sich vor ihr in Acht nehmen müssen.
    Da war eine Wendeltreppe, die hinauf führte. Dadalore nahm nur jede fünfte, sechste Stufe, sprang hinauf, federte Windung um Windung höher. Der Schmerz in ihrem Fuß war pulsierender Kraft gewichen. Sie hätte noch viel weiter hinauf fliegen können, hatte das Gefühl, ihre Muskeln kaum zu belasten. Nur die Drehung der Treppe hinderte sie, noch schneller voranzukommen.
    Dieser lächerliche Valenuru. Selbst wenn sich hier eine Armee von Eremiten verbarg, hätte man mit denen Mitleid haben müssen und nicht mit ihr. Schade, dass Ghalikan jetzt nicht hier war. Sie brannte darauf, ihm seine Knochenfinger wie Sandstein zu zerbröseln. Vielleicht sollte sie ihn sich nach dem Eremiten noch vorknöpfen? Auch ein Oberster Hexenmeister würde lernen müssen, dass man so mit einer Capitalobservatorin nicht umsprang. Ja, ganz sicher würde sie ihm gleich noch einen Besuch abstatten. Sie musste nur schnell genug mit dem Eremiten fertig werden, damit die Lakaien noch wirkten.
    Die Treppe schraubte sich unablässig in den Himmel. Die Wände flogen nur so an der Beamtin vorüber.
    Sie könnte ihren Sklavenring mit zwei Fingern durchtrennen. Sie war ganz sicher, dass selbst Stahl sie nicht aufhalten würde. Auch nicht, wenn er zu Waffen geschmiedet war. Was stand zwischen ihr und dem Thron? Wachen, ein paar läppische Schutzzauber und Palastmauern, die sie einebnen konnte wie Sandburgen.
    Die Stufen sausten unter ihr dahin.
    Elende Treppe. Sie hätte draußen einfach den Turm hinaufspringen sollen. Vermutlich wäre sie in einem Sprung bis oben gekommen. Und dem albernen Eremiten gegenüber wäre es der rechte Auftritt gewesen, wenn sie einfach durch die Wand seines Turmzimmers geplatzt wäre.
    Nicht einmal in Schweiß geriet sie, so mühelos rasten die Stufen unter ihr dahin. Warum mühte sie sich tagein tagaus durch ihren Alltag, wenn es so einfach

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