Der Nachtschwärmer
ins Wasser«, riet mir die Verkäuferin noch. »Denken Sie an das Wetter.«
»Danke, das werde ich alles machen. Ich hab es nicht mehr weit.«
Das war nicht gelogen, denn der Laden lag bereits in der Nähe des Hauses meiner Freunde.
Warum nicht mal Blumen in der Hand haben, anstatt mit einer Silberkugel-Beretta zu wedeln, dachte ich, als ich vor dem Haus der Conollys stand und Bill mir öffnete.
»Hä«, sagte er nur.
»Was ist mit hä?«
Er deutete auf die Blumen.
»Die sind nicht für dich, sondern für Sheila.«
»Hatte ich auch nicht angenommen.«
»Und weshalb schaust du so komisch?«
»Weil du hier so selten mit Blumen erscheinst. Das ist ja eine ganz neue Masche.«
»Rede nicht und lass mich ein.«
»Gern. Sheila wird sich freuen.«
Das tat sie tatsächlich, als ich sie begrüßte und wir uns umarmten. Ihre Augen glänzten, der Mund war zu einem breiten Lächeln verzogen und sie lobte meinen ausgezeichneten Geschmack.
Bill, der zuhörte, verdrehte die Augen. »Mach dir doch nichts vor, Sheila. Die Blumen hat John nicht selbst ausgesucht. Das schafft er doch gar nicht. Er hat sich beraten lassen.«
»Halte du dich da raus und denke lieber mal darüber nach, wann du mir zum letzten Mal Blumen geschenkt hast.«
»Hoho, das war... das war...«
»Wann denn?«, fragte ich.
Bill schüttelte den Kopf. »Ich habe irgendwie Probleme mit dem Langzeitgedächtnis, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Aha«, sagte Sheila nur.
»Nein, nein, nicht nur aha. Ich schenke dir eben so oft Blumen, dass ich die Daten gar nicht mehr behalten kann. So und nicht anders musst du das sehen.«
»Ich hole eine Vase«, sagte Sheila.
»Tu das. Und ich kümmere mich um die Drinks. Komm mit nach draußen. Da ist alles vorbereitet.«
Die Polster lagen auf den Stühlen, der große Sonnenschirm breitete sein schützendes Dach aus, und aus den Öffnungen der mit Eis gefüllten Kühler ragten die Flaschenhälse hervor.
Ich ließ mich auf einen gut gepolsterten Stuhl fallen und streckte die Beine aus. »Hier kann man es aushalten.«
»Und ob.«
Bill war bereits damit beschäftigt, die Drinks zu mixen.
»Was gibt es denn?«, fragte ich.
»Bellinis.«
»Gut.«
Bill hob den Blick. »Kennst du die denn?«
»Hältst du mich für blöde? Ich habe mich oft genug in Hotelbars herumgetrieben. Ein Bellini ist Pfirsichmark, mit Champagner aufgefüllt.«
»Bingo.«
Der Reporter mixte drei Drinks. Ich schaute zu, wie sich die Gläser füllten und spürte zugleich, wie mich die Entspannung überfiel. Es war schon etwas Feines, hier im Garten zu sitzen, anstatt in einer Wohnung, in die mittlerweile auch die Hitze Einzug gehalten hatte, so dass sie auch zur Sauna werden konnte.
Sheila kam zu uns. Sie brachte die Blumen mit, die mittlerweile in einer Vase steckten. Auf dem ovalen Tisch war noch genügend Platz, und sie sprach wieder davon, wie toll der Strauß war.
Umgezogen hatte sie sich auch. Sie hatte die Shorts gegen eine Leinenhose eingetauscht, die breit geschnitten war und an den Waden endete. Als Oberteil trug sie eine sommerlich gelbe Bluse, die ebenfalls ziemlich locker bis zum Gürtel hinfiel.
Wir griffen zu den Gläsern.
»Auf einen schönen Restnachmittag und Abend«, sagte Bill. »Ist ja nicht jeden Tag der Fall, dass wir hier im Garten sitzen und es uns gut gehen lassen.«
Der Meinung war ich auch. Meine Freunde wussten ja, wie sehr ich die raren Sommerstunden bei ihnen genoss, und bisher hatte nichts darauf hingewiesen, dass es einen anderen Grund für diese Einladung gab. Ich hoffte, dass dies auch so blieb.
Sheila sprach davon, dass sie auch ein Essen vorbereitet hatte.
»Wird gegrillt?«, fragte ich.
»Nein, das nicht. Es wird Fisch geben.«
»Auch nicht schlecht.«
»Und danach kannst du Käse essen, John.«
»Super.«
Sheila blieb bei uns. Wir gerieten ins Plaudern, sprachen über die Vergangenheit, aber auch über die Zukunft und die Gegenwart, und Bill stellte wie nebenbei eine harmlos klingende Frage, die mich trotzdem aufhorchen ließ.
»Wie sieht das eigentlich mit deinem Job aus?«
»Was meinst du?«
»Zeitlich, meine ich.«
»Im Moment ist alles easy .«
»Gut.«
Ich schüttelte den Kopf und merkte, wie allmählich Misstrauen in mir hochkeimte. »Irgendetwas stimmt da nicht, Alter. Warum fragst du so komisch?«
Da Bill nur grinste, warf ich Sheila einen kurzen Blick zu, aber sie zuckte nur die Achseln.
»Es gibt also einen besonderen Grund, aus dem ihr mich eingeladen habt. Stimmt
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