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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überlegen, John.«
    Ich schaute meinen Freund an. »Sag nicht so was. Du kennst mich doch. Wenn du mich mal heiß gemacht hast, bin ich natürlich dabei. Das versteht sich von selbst.«
    »Danke, das ist gut.«
    »Dann könnten wir morgen früh fahren. Bis Cornwall ist es ja kein Katzensprung.«
    »Das ist es wirklich nicht.«
    Ich trank noch den letzten Schluck und fragte: »Wo genau müssen wir denn hin?«
    »In keine Stadt. Praktisch in die Einsamkeit der Küste. Da gibt es eine Halbinsel, nicht besonders groß, aber deren Spitze nennt sich Dodman Point. Da müssen wir hin.«
    »Hört sich einsam an.«
    »Das ist auch einsam.«
    »Warst du mal da?«
    »Ja. Einmal nur.« Bill zuckte mit den Schultern.
    »Tiefer im Landesinnern sind viele Campingplätze. Im Sommer gibt es dort zahlreiche Touristen, aber nicht auf der Halbinsel. Da herrscht tote Hose. Es gibt dort einen kleinen Ort namens Penare, eine Disco, die außerhalb steht, und das Blindenheim.«
    »Sowie den Nachtschwärmer.«
    »Genau.«
    »Rentiert sich die Disco denn?«, fragte ich. »Ich meine, in diese Einsamkeit verläuft sich wohl kaum jemand. Junge Leute brauchen eine entsprechende Umgebung, denke ich mir.«
    »Sollte man meinen, John. Aber vergiss die Campingplätze nicht. Wenn dort Jugendliche mit ihren Eltern hinfahren und die Besucher auch aus den umliegenden Dörfern antanzen, kann ich mir schon vorstellen, dass die Bude voll ist. Im Winter ist sie übrigens geschlossen. Die wird nur zur Saison eröffnet, und das scheint sich zu rechnen.«
    »Kennst du den Namen des Besitzers?«
    »Nein, John, den kenne ich nicht. Ist ja kein Problem, das herauszufinden.«
    »Natürlich.« Ich schaute auf meine gefalteten Hände. »Da wäre noch etwas.«
    »Raus damit!«
    Ich hob den Kopf. »Gibt es Zeugen, die den angeblichen Nachtschwärmer gesehen haben?«
    »Ich glaube nicht, John. Falls es sie geben würde, hätten sie sich bestimmt gemeldet.«
    »Dann bleibt uns nur diese Lorna Higgins.«
    »Ja.«
    »Und wie ist sie ausgerechnet auf dich gekommen?«
    »Keine Ahnung. Da Lorna nicht völlig blind ist, nimmt sie wohl eine Sonderstellung ein.«
    »Wer leitet das Heim?«
    »Ein gewisser Paul Erskine.«
    »Den Namen habe ich nie gehört. Kennst du den Mann?«
    »Ja, ich habe ihn mal gesehen. Aber nicht lang genug, um mir ein abschließendes Urteil bilden zu können. Wenn wir dort sind, werden wir mit ihm reden müssen.«
    »Das nehme ich an.«
    »Dann bist du einverstanden?«
    Ich legte den Kopf zurück und lachte. »Mal ehrlich, Bill. Konnte ich dir je etwas abschlagen?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Stimmt«, mischte sich Sheila ein. »Wobei wir wieder bei seinem Gedächtnis sind.«
    Dass wir darauf herzlich lachten, tat uns allen gut. Nur ahnte keiner von uns, dass uns das Lachen bald vergehen würde...
    ***
    »Du stehst auf?«, fragte die Mädchenstimme, die als Flüstern die schwammige Dunkelheit durchdrang.
    »Ja.«
    »Das höre ich.«
    Lorna Higgins setzte sich hin und blieb auf der Bettkante sitzen. Sie hatte sich mit ihrer Kleidung ins Bett gelegt und brauchte nur die Schuhe überzustreifen. Entdeckt worden war sie nicht. Beim Kontrollgang hatte sie getan, als würde sie schlafen. Zudem war die Decke bis zum Kinn hin hochgezogen worden.
    »Willst du noch weg?«
    »Mal sehen.«
    »Ach, mitten in der Nacht?«
    »Du weißt doch, Carla, dass es für uns keine Rolle spielt, ob wir Nacht oder Tag haben.«
    »Das stimmt doch nicht. Die Nacht fühlte sich trotzdem anders an, Lorna.«
    Lorna Higgins griff unter das Bett und holte die Turnschuhe hervor, die sie überstreifte. Sie bewegte sich wie eine Sehende, so schnürte sie mit geschickten Bewegungen die Bänder zu und griff erst dann zu ihrer Brille, die ebenfalls an der gleichen Stelle lag wie immer. Es war keine normale Brille, sondern eine mit sehr dicken Gläsern, die aussahen, als bestünden sie aus Glasbausteinen. Sie ermöglichten ihr, wenigstens die Umgebung zu erkennen, auch wenn sie damit leider keine Bücher lesen konnte.
    »Du willst weg, nicht?«
    »Ich kann nicht schlafen.«
    Carla kicherte. »Hör auf, Lorna, das kannst du mir nicht erzählen. Du willst wieder herumgeistern.«
    »Kann sein.«
    »Und dann?«
    »Wie, und dann?«
    »Ach, du weißt schon. Suchst du ihn wieder? Diesen Nachtschwärmer? Das fliegende Ungeheuer?«
    »Vielleicht...«
    Carla atmete schneller. »Das glaubt dir doch keiner, Lorna, Du... du... hast dich geirrt.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Ich bin anderer

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