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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehört. Alles war so schrecklich unwichtig und trotzdem so verflucht real. Wendy sah nichts mehr, begriff nichts mehr. Sie nahm nur den scharfen Geruch der Gestalt wahr, die sie gegen ihren Körper presste, der eine gewisse Härte besaß, zugleich aber durch seine Haare oder sein Fell recht weich war. Sie glaubte auch, ein Lachen zu hören. Sie spürte den heißen Atem oder was immer es war über ihr Gesicht gleiten, dann erlebte sie einen heftigen Ruck und wurde in die Höhe geschleudert.
    Der Nachtschwärmer hatte sein Ziel erreicht und flog mit ihr davon. Hinein in die Dunkelheit, die ihn sehr bald verschluckte...
    ***
    Der Sommer meinte es im Moment gut mit den Menschen, zu denen ich auch zählte, und so hatte ich mir die Freiheit genommen, etwas früher mein Büro zu verlassen und zu den Conollys zu fahren, die mich eingeladen hatten. Ich hätte auch Suko mitnehmen sollen, aber er war nicht da. Zusammen mit seiner Partnerin Shao war er für drei oder vier Tage in Urlaub gefahren und lag jetzt irgendwo am Strand in der Nähe von Brighton, wo es wirklich noch Flecken gab, die von den Touristen nicht zu stark frequentiert wurden.
    Ich gönnte ihnen die Tage, und so hielt ich im Büro die Stellung, was recht langweilig gewesen war, auch wenn Glenda Perkins mir die Zeit etwas verkürzte und mir bei irgendeinem Papierkram helfend zur Seite stand, wenn ich nicht richtig weiterkam.
    Ich hatte sie gefragt, ob sie mit zu den Conollys wollte. Sie wäre gern gefahren, aber sie war an diesem Abend leider schon mit einer Bekannten verabredet. Die Frauen wollten sich irgendwo ins Freie setzen und bei einigen kühlen Drinks die Sommernacht genießen.
    »Treib es aber nicht zu toll«, warnte ich sie.
    »Danke. Aber ich werde trotzdem einen Blick auf nette Männer riskieren, John.«
    Ich grinste schief. »Du hast doch heute über Stunden hinweg einen Mann gesehen und...«
    Sie hob einen Zeigefinger und unterbrach mich mit einer für sie typischen Bemerkung: »Ich sagte, nette Männer!«
    »Verstanden.«
    »Eben. Grüße die Conollys aber trotzdem von mir.«
    »Ich werde daran denken.«
    Glenda war noch nicht fertig. Sie hatte ja in all den Jahren dazugelernt und schaute mich jetzt etwas misstrauisch an. »Ist der Besuch privat oder dienstlich?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Gesagt hat Bill nichts. Er bat mich nur, zu kommen.«
    Glenda Perkins bekam schmale Augen. »Da lauert bestimmt etwas im Hintergrund, John.«
    Ich winkte ab. »Unsinn...«
    »Doch, das sagt mir mein Gefühl.«
    »Gut, ich werde dir später berichten.«
    »Darauf warte ich.«
    Ich verdrückte mich endgültig und dachte über Glenda’s Vermutungen nach. Sie waren gar nicht so weit hergeholt. Es konnte schon sein, dass nicht nur private Gründe hinter der Einladung standen, aber Bill hatte auch nichts angedeutet, was er sonst immer tat. So würde ich mich überraschen lassen.
    Mit dem Rover fuhr ich in den Londoner Süden, wo die Conollys wohnten.
    London hatte endlich die lang ersehnte Wärme mitbekommen, und das spürte auch ich. Zum Glück besaß der Rover eine Klimaanlage, die sehr gut funktionierte, so würde ich wenigstens nicht durchgeschwitzt bei meinen Freunden ankommen.
    Wenn die Temperaturen über 30 Grad stiegen, machte mir auch der Sommer keinen Spaß mehr. Aber was sollte man dagegen machen. Man musste durch, und ich konnte froh sein, dass ich keinem Job nachging, der mich nach draußen trieb, so dass ich in der verdammten Hitze arbeiten musste.
    Wenn alles normal lief, würde es bei den Conollys ein netter Abend werden, in den ich auch den Rest des Nachmittags einschloss. Da ich nicht unbedingt nur bei Wasser bleiben wollte, würde ich entweder bei den Freunden übernachten oder mit einem Taxi nach Hause fahren. Ich kannte mich da schon aus, denn diese Rituale wiederholten sich einfach in jedem Jahr.
    So ganz ohne Mitbringsel wollte ich bei meinen Freunden auch nicht erscheinen und stoppte auf dem kleinen Kundenparkplatz eines Blumenladens, um mich dort umzuschauen.
    Im Sommer breitete sich die gesamte Fülle der Blumen aus. Sie standen in mit Wasser gefüllten Eimern und Töpfen. Die Qual der Wahl fiel mir schwer, und da war ich froh, dass ich von einer netten Verkäuferin beraten wurde.
    Ich entschied mich dann auf ihren Vorschlag hin für kurz geschnittene Sonnenblumen, steckte noch drei gelbe Rosen dazu, ein bisschen Grün gab es ebenfalls, und so hatte ich keine Probleme, den Conollys den Strauß mitzubringen.
    »Stellen Sie ihn schnell

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