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Der Nachtwandler

Der Nachtwandler

Titel: Der Nachtwandler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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das denn heißen?«
    »Dass ich Ihnen nicht länger helfen kann.«
    »Bitte? Sie sind mein Arzt. Ich habe Ihnen anvertraut, dass meine Frau verschwunden ist und ich Angst habe, damit etwas zu tun zu haben, weil meine Krankheit wieder ausgebrochen ist. Und auch die Polizei glaubt mittlerweile, dass ich gewalttätig bin, und zeigt mir entsetzliche Bilder, die sie auf meinem Handy gefunden haben. Geschossen in unserem Schlafzimmer, in dem sich Abgründe auftun, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dr. Volwarth, glauben Sie nicht, dass Sie als mein Psychiater verpflichtet sind, mir in dieser Situation zu helfen?«
    »Ja, Sie haben recht. Und ich wünschte, ich dürfte es.«
    Dürfte?
    »Wer zum Teufel verbietet es Ihnen?«
    »Meine Schweigepflicht.«
    Leon musste husten, als hätte er sich an Volwarths letztem Satz verschluckt. »Einen Augenblick, wollen Sie damit etwa sagen, Natalie ist auch Ihre Patientin?«
    »Ich muss jetzt wirklich Schluss machen«, wich der Psychiater aus, aber Leon wollte sich nicht so einfach abwimmeln lassen.
    »Weswegen ist sie bei Ihnen in Behandlung?«
    »Bitte, ich habe schon viel zu viel gesagt.«
    »Sie hat sich unter einem anderen Namen vorgestellt, richtig?«
    »Leon …«
    »Ich wette, unter Lené, ihrem Mädchennamen. Ist es so?«
    »Wir befinden uns im Landeanflug, da müssen wir alle elektronischen Geräte ausschalten. Auf Wiederhören.«
    »Sie Dreckskerl«, brüllte Leon in den Hörer. »Was wissen Sie über meine Frau? Was ist mit ihr geschehen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Leon. Aber es war wirklich schön, dass wir uns nach so langer Zeit wiedergesehen haben. Noch mal, ich beglückwünsche Sie zu Ihrer tollen Wohnung.«
    Was soll das denn jetzt?
    »Ich habe Angst, den Verstand zu verlieren, und Sie kommen mir mit Smalltalk? Bitte, Dr. Volwarth, wenn Sie etwas wissen, …«
    »Ich hoffe nur, Ihr Kamin funktioniert bald wieder, jetzt, da es über Silvester so kalt werden soll.«
    Es knackte in der Leitung, und die Verbindung war tot.

24.
    L eons Wut war verraucht, und eine angespannte Grundnervosität hatte sich den vorherrschenden Platz in seiner Gefühlswelt zurückerobert.
    Er stand im Wohnzimmer vor dem Kaminsims, genau an der Stelle, wo der Kommissar vorhin vergeblich nach Fotos von Natalie gesucht hatte, und hörte Volwarth im Geiste noch einmal sagen: »Ich hoffe nur, Ihr Kamin funktioniert wieder …«
    Leon schüttelte kaum merklich den Kopf, so wie Ivana Helsing es vorhin in ihrem Wohnzimmer beim Reden getan hatte. Dann kniete er sich auf die Messingplatte, die vor dem Kamin lag, um das Parkett vor Funkenschlag zu bewahren.
    Der offene Kamin war seit ihrem Einzug noch nie in Betrieb gewesen, weil der Abzug nicht richtig funktionierte und man Gefahr lief, sich eine Kohlenmonoxidvergiftung zuzuziehen, wenn man auch nur einen einzigen Ast darin verbrannte. Ein gravierender Mangel, den die Hausverwaltung zu beheben versprochen hatte, was bislang aber noch nicht geschehen war.
    Um die Wartezeit zu überbrücken, hatten Leon und Natalie in dem Kaminofen eine provisorische, rauchfreie Feuerstätte auf Ethanolbasis installiert. Aus diesem Grund lagen künstliche Plastikhölzer über einer Brennstoffkammer drapiert, die ein täuschend echt wirkendes und sogar wärmendes Lichtspiel erzeugte.
    »Unser Las-Vegas-Kamin«, hatte Natalie gescherzt. Wie Leon bevorzugte sie sonst eher natürliche Materialien. »Kitschig, aber irgendwie cool.«
    Leon wurde traurig, als er daran dachte. Heute, wenige Wochen später, war Natalies Lachen nur noch eine Erinnerung an eine Vergangenheit, die vermutlich unwiederbringlich verloren war.
    Und jetzt?
    Nachdem Volwarth aufgelegt hatte, hatte er eine Zeitlang wie festgenagelt in seinem Arbeitszimmer gestanden und sich gewünscht, über eine Klappe in seiner Schädeldecke zu verfügen, durch die er eine Hand hätte stecken können, um das Karussell seiner Gedanken auszubremsen.
    »Woher weiß Volwarth von dem kaputten Kamin?«, war schon lange nicht mehr die drängendste Frage, die ihn beschäftigte.
    Letztlich konnte ihm das nur Natalie selbst verraten haben, aber auch das war im Augenblick nebensächlich. Viel entscheidender war der Umstand, dass der Psychiater ausgerechnet mit diesem Satz das Gespräch so rüde abgewürgt hatte, und dafür konnte es nur eine Erklärung geben.
    Volwarth wollte mir einen Hinweis geben, ohne seine ärztliche Schweigepflicht zu verletzen.
    »Also los«, sagte Leon zu sich selbst.
    Er entfernte den

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