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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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und mir blieben nur noch wenige Minuten bis zur Vorbesprechung, als Lawrence meinte, er müsse unbedingt mit mir reden. Ich brauchte erst gar nicht aufzublicken, um zu wissen, dass er es war, denn seine schnarrende Stimme erkannte ich überall und zu jeder Zeit. Ich nahm die Hände von der Tastatur und konzentrierte mich darauf, einen ruhigen und ausdruckslosen Gesichtsausdruck zu wahren, während ich darauf wartete, dass er weitersprach.
    »Mir fehlt noch immer Ihr ärztliches Attest«, sagte er und stemmte eine Hand ins Becken, während er sich mit der anderen über den Hals fuhr, der offenbar in Drakkar-Noir gebadet hatte.
    »Das liegt daran, dass ich keins habe«, erklärte ich ihm und wandte mich wieder dem Bildschirm zu. Ich hatte mich gerade in der Tauschbörse eingeloggt und war auf der Suche nach einer ansprechenden Route.
    »Ich brauche es aber«, sagte er mit Nachdruck.
    »Larry«, erwiderte ich in dem Wissen, dass er es auf den Tod nicht ausstehen konnte, wenn man ihn so nannte. »Lassen Sie mich in Ruhe. Das war das erste Mal seit über einem Jahr, dass ich mich krankgemeldet habe.«
    »Wenn Sie Ihre E-Mails lesen würden, wüssten Sie, dass wir neue Richtlinien für Krankmeldungen eingeführt haben. Wir benötigen ab sofort jedes Mal ein ärztliches Attest samt Diagnose und Dauer der Krankschreibung. Ich erwarte, dass Ihr Attest bis Ende der Woche auf meinem Schreibtisch liegt.«
    »Fein«, murmelte ich, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Doch der penetrante Geruch seines Eau de Toilette verriet mir, dass er noch immer vor mir stand.
    »Und vergessen Sie bitte nicht, sich für das Bewusstseins-Seminar anzumelden, Stichtag ist ebenfalls Ende der Woche. Falls Sie noch Fragen haben, können Sie mich gerne kontaktieren.« Die letzten Worte hatte er laut und mit seiner Wir-sind-doch-alle-Freunde-Stimme gesprochen, was hieß, dass unsere Standortleiterin sich in unmittelbarer Nähe befand.
    »Ja, ich hätte da durchaus eine Frage«, sagte ich und drehte mich zu ihm um. »Wieso gibt Atlas eigentlich so viel Geld dafür aus, Horden von Angestellten zu diesem Seminar zu fliegen – inklusive Essen, Hotelzimmer und Dozenten –, wenn auf der anderen Seite etliche Flugbegleiter auf die Straße gesetzt und den Piloten das Gehalt gekürzt werden soll? Laut Wall Street Journal und der täglichen E-Mail-Flut vom Management stehen wir sowieso längst mit dem Rücken an der Wand.«
    Ich sah, wie sein Kiefer nach unten sackte und er puterrot anlief, während er einen hastigen Blick zur Standortleiterin Shannon warf. Dann wandte er sich wieder mir zu.
    »Wie Sie vielleicht wissen, ist Kundenservice der wichtigste Eckpfeiler unserer Branche«, sagte er, als hielte er eine Dankesrede, weil er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.
    Ich schlug meine Beine übereinander.
    »Im Zuge der unausweichlichen Firmenumstrukturierung, zu der sich Atlas aufgrund der gegenwärtigen und in dieser Form noch nie da gewesenen tiefgreifenden Branchenkrise gezwungen sieht, empfinden wir es als unsere Pflicht, dem Verfall der Arbeitsmoral im Allgemeinen und der mangelnden Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber im Besonderen entgegenzuwirken.« Er hielt inne, um Luft zu holen, und blickte wieder zu Shannon, die meiner Meinung nach kein Wort mitbekommen hatte.
    »Als Antwort auf Ihr Feedback kann ich nur sagen, dass wir einen Beratungsausschuss ins Leben gerufen haben, der sich mit einer Prüfkommission zusammengetan hat. Diese beiden Gremien haben gemeinsam mit einem unabhängigen Berater ein Programm konzipiert, das unserer Meinung nach höchst effektiv ist und sich positiv auf die Angestellten auswirkt. Dies wiederum führt mittelfristig zu einer Steigerung der Produktivität und des Umsatzes.« Er grinste triumphierend.
    Ich zögert einen Moment, um abzuwarten, ob er fertig war. Offenbar war sein Repertoire an auswendig gelernten Firmenslogans erschöpft. »Verstehe«, sagte ich, nickte und wandte mich wieder meinem Computer zu.
    Mir war klar, dass ich um dieses dämliche Seminar nicht herumkam. Atlas knöpfte uns Flugbegleitern mit Vorliebe einmal im Jahr einen freien Tag ab, damit wir an einem Seminar teilnahmen, in dem wir die »Richtungsänderungen« erklärt bekamen und was wir zur Umsetzung der neuen Ziele zu tun hatten. Im Laufe der letzten sechs Jahre hatte ich so einiges hinter mich gebracht: »Backstage Pass«, bei dem uns moderesistente Vorgesetzte erzählen wollten, Atlas Airlines sei der hippste Arbeitgeber der

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