Der Naechste bitte!
mein Ehering ist.« Er hob meinen Föhn hoch und sah darunter nach. »Wenn ich ohne ihn nach Hause komme, bringt meine Frau mich um.«
»Moment mal, Sie sind verheiratet?«, entfuhr es mir und meine Augen schossen in Richtung Schlafzimmertür. Ob Lisette davon wusste?
Ich Dummerle. Natürlich wusste sie Bescheid.
Dan blieb mir eine Antwort schuldig, zwängte sich an mir vorbei und stapfte ins Wohnzimmer. Und ich hinterher.
»Würden Sie mir jetzt endlich helfen?«, fauchte er, während er hinter eine Reihe von eingerahmten Fotos blickte, die Lisette vor den berühmtesten Wahrzeichen Frankreichs zeigten.
Wieder stand ich wie erstarrt da, während sich auf dem fleckigen Holzboden eine Wasserlache um meine Füße bildete. Fasziniert beobachtete ich, wie er verzweifelt nach dem Symbol seiner immerwährenden Liebe suchte, das er abgenommen hatte, ehe er dem Symbol seiner immerwährenden Lust den Hintern versohlt hatte. Dieser miese kleine Betrüger wollte nur seinen schlaffen Pilotenhintern retten.
Kopfschüttelnd angelte ich mir meine Uniform und brachte sie ins Badezimmer. Dieses Mal achtete ich darauf, die Tür abzuschließen.
Das Beste an Shuttle-Flügen nach Washington, D. C., waren die halbstündigen Pausen. Wir lümmelten uns in den blauen Passagierledersitzen, die wir in die Schlafposition gebracht hatten, und verdrückten die Reste des Frühstücks, als ich sagte: »So ging das die ganze Nacht.« Bei der Erinnerung daran zuckte ich hilflos die Schultern. »Ich habe kaum ein Auge zugetan, ganz zu schweigen davon, dass ich die fünf Stunden Schlaf nie wieder zurückbekomme.« Ich brach mir ein Stück von einem der steinharten Bagels ab, die wir unseren Passagieren servierten.
»Wohnt er in New York?«, wollte Clay wissen und blickte mich über den Rand seines Trinkpäckchens mit Orangensaft an. Alles im Flieger hatte Miniformat – mit Ausnahme der überdimensionierten Egos, die manche Passagiere an Bord schmuggelten.
»Nein, er pendelt zwischen New York und Atlanta, wo er Frau und Kinder hat. Mein Gott, das ist alles so niederträchtig. Und sie ist so laut«, sagte ich und nippte an meinem Kaffee.
Clays Augen leuchteten auf. »Irgendwelche speziellen Fetische? Oder nur das übliche Gestöhne?« Er beugte sich zu mir herüber, so sehr brannte er auf schlüpfrige Details.
»Na ja«, flüsterte ich, wischte mir den Mund ab und blickte mich kurz um, um mich zu vergewissern, dass kein Pilot oder Luftsherif in der Nähe war. »Sie mag es, wenn er ihr den Hintern versohlt. Dann sagt sie so etwas wie ›Genau so, Daddy, mach weiter, bis mein Arsch glüht!‹« Ich sah ihn an und prustete los.
Clays Augen weiteten sich vor Begeisterung. »Das hast du dir gerade ausgedacht!«
»Schön wär’s. Und heute Morgen, als ich im Bad war, um mich fertigzumachen, reißt der Vollidiot die Tür auf und fragt mich doch tatsächlich, ob ich seinen verfluchten Ehering gesehen habe!«
»Nein, wie nett.«
»Später habe ich ihn auf der Küchenspüle gefunden. Vermutlich muss er ihn ausziehen und sich die Hände waschen, ehe er sie windelweich klopft«, sagte ich und fischte den Goldring aus meiner Tasche.
Clay streckte die Hand danach aus. »Kein Diamant?« Er schüttelte den Kopf. »So ein Geizhals. Was hast du jetzt damit vor?«
Ich zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck Kaffee. »Du kannst ihn behalten, wenn du willst«, sagte ich und sah zu, wie er ihn sich an den Ringfinger schob.
»Er sitzt ein wenig locker, aber das lässt sich ändern.« Clay hielt die Hand in die Höhe und bewunderte ihn.
»Vielleicht ziehe ich mit ihm nach Vermont, und wir geben uns das Ja-Wort.« Er grinste verschmitzt. »Nein, jetzt mal ernsthaft. Der Ring kann uns vielleicht noch gute Dienste erweisen. Peter geht seit neuestem täglich ins Fitnesscenter. Du weißt, was das bedeutet.« Er blickte zu mir herüber und schüttelte betrübt den Kopf.
»Ich fürchte, du musst Klartext reden. Ich habe keinen blassen Schimmer, was das heißt.«
»Dass er jemanden zu beeindrucken versucht, und dieser Ring könnte genau das Richtige sein, um ihn eifersüchtig zu machen«, sagte Clay, legte die Stirn in Falten und fuchtelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum.
»Das klingt ziemlich krank, wenn du mich fragst.«
»Hallo Leute, ratet mal, wer am Gate steht?« Ich blickte auf und sah, wie unsere Freundin Sydney, ihres Zeichens Chef-Flugbegleiterin, den Gang entlangeilte. Sie war die Einzige von uns Fünfzehntausend, die es
Weitere Kostenlose Bücher