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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ankäme.
    Wenige Augenblicke, nachdem sie die Bordküche verlassen hatte – ich war gerade dabei, die Zeitschrift zwischen Notsitz und Wand zu schieben, um sie während des Starts zu lesen –, steckte sie abermals den Kopf herein und sagte: »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mir die People ausleihe? Sie hatten doch nicht etwa vor, sie auf dem Notsitz zu lesen, oder?« Sie starrte mich mit stechendem Blick an, woraufhin mir der kalte Schweiß auf die Stirn trat.
    »Ach, Sie meinen die hier?« Mit einem nervösen Lachen zog ich das Heft heraus, als handelte es sich um einen Gegenstand, zu dem ich keinerlei Beziehung hatte. »Wieso behalten Sie sie nicht gleich?«, sagte ich und hielt die Luft an, als sie die Zeitschrift in der blauen Tüte verschwinden ließ und ging.
    Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie sich hingesetzt hatte, ließ ich mich mit einem tiefen Seufzer gegen den Getränketrolley sinken. Sanftere und freundlichere Vorgesetzte? Wohl kaum. Aber jeder hatte eben seinen Preis.
     
     
11
     
    Ich stand vor meinem Schrank, um meine Sachen für eine dreitägige Reise zu packen, die mich sowohl ins warme Miami als auch ins kalte Missoula führte (Bikini und Cowboystiefel?), als mein Handy klingelte.
    »Hailey Lane, bitte«, sagte eine tiefe Männerstimme, die ich nicht kannte.
    »Am Apparat«, antwortete ich und warf eine Flasche Sonnenmilch zusammen mit einem Paar dicker Baumwollsocken in den Trolley.
    »Hi. Ich heiße Dane Richards. Wir waren kürzlich auf demselben Flug.«
    Entgeistert hielt ich das Telefon von meinem Ohr weg. Was konnte dieser Mann von mir wollen? Hatte Atlas etwa eine neue Kampagne zum Thema Kundenzufriedenheit ins Leben gerufen? War es jetzt schon so weit, dass uns die Passagiere auf dem Handy anriefen, um sich über den miserablen Bordservice zu beschweren?
    »Wie es scheint, haben Sie einige Unterlagen vergessen, die mit meinen durcheinandergeraten sind. Um ein Haar wären sie heute ins Gerichtsarchiv gewandert. Zum Glück standen auf der ersten Seite Ihr Name und Ihre Telefonnummer.«
    »Sie haben mein Manuskript?«, fragte ich, erleichtert darüber, dass es nicht für immer verloren war, und entsetzt darüber, dass er es gelesen haben könnte.
    »Soll ich es Ihnen per Kurier schicken lassen? Bis spätestens fünf Uhr wäre es da.«
    »Nein, ich bin für ein paar Tage nicht in der Stadt«, erklärte ich ihm. »Könnte ich es vielleicht irgendwo abholen?«
    »Kommen Sie zufällig in Midtown vorbei?«, fragte er und klang, als wäre er mit den Gedanken woanders. Im Hintergrund waren jetzt Stimmen zu hören.
    »Ja. Geben Sie mir einfach die Adresse, und wir sehen uns später.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, kramte ich die Schatulle hervor, in der ich all den Schmuck aufbewahrte, den Atlas mir zu tragen verbot. Wenn meine Erinnerung mich nicht trog, war Dane Richards ein ziemlich heißer Typ. Da während unseres kurzen Gesprächs außerdem die Worte Gericht und Midtown gefallen waren, wusste ich, dass es dumm wäre, diese Chance ungenutzt verstreichen zu lassen. Wenngleich es in Manhattan nur so von heißen Typen wimmelte, war es der absolute Glücksgriff, auf eine unverheiratete und nicht zu alte Sahneschnitte mit einem gutbezahlten Job zu treffen – so, als gäbe es bei dem Kauf eines bestimmten Produktes ein Gratisgeschenk dazu, aber eben nur, solange der Vorrat reicht. Die Suche nach einem unverheirateten, nicht überreifen Mann mit gutem Einkommen – der auch noch Interesse an einer dauerhaften Beziehung hatte – hatte gewisse Ähnlichkeiten mit der Suche nach dem Heiligen Gral: Jeder hatte schon mal davon gehört, doch man musste ihn erst mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu glauben.
    So kam es, dass ich meine spießigen (und unechten) Perlenohrringe gegen meine goldenen Lieblingsanhänger mit Smaragden tauschte, die ich mir in Bombay zugelegt hatte. Ich löste meinen strengen Zopf, der mir ohnehin schon wieder Kopfschmerzen bereitete, und entließ meine Löwenmähne in die Freiheit. Danach schlug ich den Bund meines dunkelblauen Rocks um, so dass er zwei Fingerbreit nach oben rutschte, und schlüpfte in meine Pumps mit Keilabsatz, die bei Atlas ganz weit oben auf der schwarzen Liste standen. Vor dem Spiegel überarbeitete ich mein Make-up, damit ich nicht wie eine strenge Oberlehrerin daherkam, sondern wie eine junge, selbstbewusste und stilsichere Flugbegleiterin. Mit einem Stoßgebet, dass ich Lawrence nicht begegnen möge, machte ich mich auf den Weg.
    Vor

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