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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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jedoch meinen eigenen Weg gehen wollte, würde ich hier anfangen müssen.

Steriles Cockpit
    Den Flugbegleitern ist es strengstens untersagt,die Piloten bei der Arbeit zu stören.
     
     

Bei medizinischen Notfällen
    Ansprechbarkeit überprüfen, Zustimmung einholen, Person umlagern, falls nötig.
     
10
     
    Meine erste Nacht auf dem Sofa war alles andere als erquickend. Damit meine ich nicht nur die knarzenden Sprungfedern, die vielen Dellen und meine hausgemachte Phobie vor Krankheitserregern. (Ich wollte erst gar nicht wissen, wo das Sofa herkam und wie viele Sexorgien es schon miterlebt hatte.) Dass ich kaum geschlafen hatte lag vor allem daran, dass Lisette und ihr Freund – ein Pilot – lautstark übereinander hergefallen waren. Nicht einmal zwei Ohrstöpsel, zwei Kissen und eine Extradecke über meinem Kopf hatten die Geräusche ausblenden können. Als die beiden endlich fertig waren, fing die Schnarcherei an – von beiden, wohlgemerkt. Ehe ich es mich versah, war es 3:45 Uhr, und aus meinem Radiowecker plärrte – wie passend – »I’m outta Love«. Den ganzen Tag sollte mir das Lied übrigens nicht mehr aus dem Kopf gehen.
    Ich schlurfte ins Badezimmer, stellte die Dusche an und blinzelte in den Spiegel, während ich darauf wartete, dass das Wasser warm wurde. Die Ringe unter meinen Augen waren so groß wie die Kopfkissen in der ersten Klasse, und meine Haare sahen mal wieder aus wie ein Wischmopp. Wenn mich nicht alles täuschte, zeichnete sich auf meinem Kinn ein Pickel ab, der spätestens am Abend alle Blicke auf sich ziehen dürfte. Während ich vorsichtig unter die Dusche stieg, fragte ich mich zum tausendsten Mal, warum ich mich als geborene Spätaufsteherin immer wieder zu Frühschichten breitschlagen ließ.
    Heute musste ich nur zwei kurze, dafür aber tödlich langweilige Touren nach Washington, D. C., absolvieren. Allem Anschein nach war es heute allerdings nicht sonderlich gut um meine Feinmotorik bestellt – ich schnitt mich beim Epilieren. Als perfekte Dienstleisterin, deren zweitwichtigste Aufgabe darin bestand, dafür zu sorgen, dass die Politiker und Journalisten (die vornehmlich auf diesen Kurzstreckenflügen anzutreffen waren) so schnell wie möglich in den Genuss von kochend heißem Kaffee kamen (besagte Personengruppe ist im Übrigen davon überzeugt, dies sei meine einzige Aufgabe), musste ich mir eingestehen, dass mein frühmorgendliches Handicap mit Sicherheit gegen mich arbeiten würde.
    Das Gute an der Frühschicht war, dass man am frühen Nachmittag schon wieder Feierabend hatte. Sobald ich die erste Tasse der braunen Atlas-Brühe heruntergewürgt hatte, würde ich dem obligatorischen Frühflugbombencheck gewachsen sein, der mittlerweile vor jedem Abflug obligatorisch war.
    Frisch geduscht, ein Handtuch um den Kopf und ein Duschtuch um den Körper gewickelt, stand ich über das Waschbecken gebeugt und spuckte gerade die Mundspülung aus, als ein blasser, leicht untersetzter und in die Jahre gekommener Mann mit schief, aber eng sitzender Unterhose die Tür aufriss und wissen wollte: »Haben Sie meinen Ring gesehen?«
    Ich blicke ihn entgeistert an und spürte, wie mir die schaumige Mundspülung am Kinn herablief. »Können Sie nicht anklopfen?« Ich zog das Badetuch enger und funkelte Lisettes Psychopiloten namens Dan finster an. Schließlich war er schuld daran, dass ich kein Auge zugetan hatte.
    »Haben Sie ihn nun gesehen oder nicht?«, fragte er, blickte an meiner Schulter vorbei und quetschte sich in das winzige Bad. »Ich muss gleich los. Um fünf Uhr fliege ich nach Hause, und ich kann ihn nirgends finden.«
    »Dann fliegen Sie halt ohne«, sagte ich, zog das Handtuch noch ein wenig enger und blieb wie eine Steinsäule stehen. Ich sah gar nicht ein, mich von ihm herumkommandieren zu lassen.
    »Würden Sie mir bitte endlich bei der Suche behilflich sein?«, schrie er und schüttelte verzweifelt den Kopf, während er sich daranmachte, meine Schminktasche zu durchwühlen. »Er ist aus Gold. Sie können ihn gar nicht übersehen.«
    Ich stand da und spürte, wie meine Verwirrung ins Unermessliche stieg, während ich ihn dabei beobachtete, wie er mit meiner Wimpernzange herumhantierte. »Wieso machen Sie so einen Wirbel um Ihren Schmuck?«, fragte ich ihn, nahm ihm meinen sündhaft teuren Abdeckstift aus der Hand und starrte auf seinen wild hüpfenden Adamsapfel. Dabei vermied ich es tunlichst, seine tiefer gelegenen Körperregionen zu betrachten.
    »Warum wohl? Weil es

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