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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Danes Bürogebäude angekommen, wanderte mein Blick an der Fassade des vierundvierzigstöckigen Hauses nach oben. Mit einem Mal fühlte ich mich entsetzlich winzig und wurde hypernervös. Wem wollte ich eigentlich etwas vormachen? Hier wimmelte es nur so von attraktiven, eleganten, gebildeten Frauen mit sündhaft teuren Schuhen, während ich versuchte, mit meiner Bluse aus einem Polyester-Baumwoll-Gemisch und einem leicht entflammbaren Rock Eindruck zu schinden?
    Statistiken zufolgte war die durchschnittliche Amerikanerin 1,63 Meter groß und trug Kleidergröße 44. Hier in Manhattan lief es eher auf 1,77 und Größe 34 hinaus. Obwohl ich knapp drei Zentimeter größer als der Durchschnitt und weit davon entfernt war, Größe 44 zu tragen, hatte ich das Gefühl, in diesem Stadtteil so gut wie unsichtbar zu sein.
    Wäre mein Leben ein Film, würde ich von Blossom von den Powerpuff Girls gespielt. Sie war charmant und quirlig und hatte eine echte Arschtreter- und Ich-rette-die-Welt-Mentalität. Aber im Vergleich zum schlanken und sinnlichen Jessica-Rabbit-Typ, von denen ich mich in dieser halsabschneiderischen Großstadt-Dating-Welt umzingelt fühlte, war sie ein Mauerblümchen.
    Ich knöpfte den Blazer zu und fuhr mit dem Fahrstuhl in die achtzehnte Etage. Auf dem Weg nach oben hielt ich mir eine Standpauke, weil ich wegen dieses ominösen Dane so furchtbar aufgeregt war. Wahrscheinlich war er längst nicht so toll, wie ich annahm, und außerdem seit Ewigkeiten verheiratet. Jetzt mal ehrlich, jemand, der in allerletzter Sekunde eine Maschine besteigt und erwartet, dass alle auf ihn warten, und der noch dazu schuld daran ist, dass jemand von seinem Platz in der ersten Klasse vertrieben wird, kann nur ein elitärer Vollidiot sein, oder? Ein Mensch, um den man tunlichst einen großen Bogen machen sollte. Beim Öffnen der Fahrstuhltür war ich so weit, dass ich mir das Manuskript schnappen und so schnell wie möglich Land gewinnen wollte.
    Ich trat vor den glänzenden schwarzen Empfangstresen in Form eines Viertelmondes und versuchte verzweifelt, die Aufmerksamkeit der Rezeptionistin zu erregen, die auf einem fahrbaren Bürostuhl saß, ein Headset trug und aus unerfindlichen Gründen beschlossen hatte, mich zu ignorieren.
    »Hi«, sagte ich und wedelte mit der Hand, als sie davonrollte und so munter drauflosschwadronierte, dass ich mir ernsthafte Sorgen um das Mundstück ihres Headsets machte. »Entschuldigung, aber ich bin etwas in Eile. Ich habe einen Termin mit Dane Richards. Meine Name ist Hailey Lane.« Wie bestellt und nicht abgeholt stand ich da und fragte mich, ob sie auch nur ein Wort gehört hatte.
    Kommentarlos rollte sie mit ihrem schicken Tippsenstuhl davon, gab etwas in den Computer ein und kniff die Augen zusammen, um besser lesen zu können. Dann griff sie in eine Schublade, holte einen dicken gelben Umschlag hervor, der mit einem großen weißen Adressaufkleber mit den Worten HAILY LAIN versehen worden war.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich auf den Umschlag und fühlte mich wie der letzte Trottel, weil ich meine coolsten Schuhe für jemanden angezogen hatte, der noch nicht einmal meinen Namen richtig buchstabieren konnte. Ich steckte das Kuvert in meine ohnehin schon zum Bersten gefüllte Tasche und marschierte zum Aufzug.
    Sobald ich im Bus zum Flughafen saß, blätterte ich in den Seiten meines Manuskript, auf der Suche nach Kaffeeflecken, Fingerabdrücken oder sonstigen Beweisen dafür, dass meine literarischen Ergüsse die Neugierde des Anwalts geweckt hatten. Die einzigen Randbemerkungen und Eselsohren, die ich jedoch finden konnte, stammten eindeutig von mir. Anscheinend hatte die erste Seite es nicht geschafft, das Interesse des feinen Mr Richards zu wecken.
    Da Rechtsverdreher für ihre Neugierde hinlänglich bekannt waren, lag somit klar auf der Hand, dass ich soeben meine erste schlechte Kritik kassiert hatte.
     
    Trotz zwei halb leerer Getränketrolleys und vierundzwanzig abgepackter Sandwichs für hundertachtundzwanzig Mägen hatte ich den fünfstündigen Flug nach Missoula überlebt und saß in die neueste Ausgabe von Autor! vertieft auf dem Liegerad im hoteleigenen Fitnessraum. Plötzlich klingelte mein Handy. Da ich so sehr in den Artikel »Wie Sie Ihre Charaktere zum Leben erwecken« vertieft war, vergaß ich aufs Display zu blicken.
    »Hailey? Bist du das?«
    Na prima! Meine Mutter. Ich ließ die Zeitschrift auf den Boden segeln und stellte mich auf ein langes, emotionsgeladenes

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