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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sich ohne Lisette in dieser Wohnung aufzuhalten.«
    »Sie weiß, dass ich da bin. Wenn Sie damit ein Problem haben, müssen Sie das mit ihr klären«, antwortete er und warf mir einen selbstgefälligen Blick zu.
    Als ich seinen nackten Ringfinger bemerkte, fühlte ich mich diesem Einfaltspinsel, dessen Gehalt zehnmal so hoch war wie meins und der dennoch meinte, er habe das Recht, seinen schwammigen Hintern auf meiner Couch zu parken, mit einem Mal haushoch überlegen.
    »Nur zu Ihrer Information: Ich zahle monatlich neunhundert Dollar, um auf dieser Couch zu schlafen. Falls Sie nicht vorhaben, sich an meinen Unkosten zu beteiligen, schlage ich vor, Sie ziehen schleunigst ins Schlafzimmer um. Oder besser noch, nach Hause zu Ihrer Frau und Ihren Kindern.«
    Mit grimmigem Blick, rotem Gesicht und verschränkten Armen stand ich da, während er den Fernseher ausstöpselte, ihn in Lisettes Zimmer trug und die Tür hinter sich verriegelte.
     
     
16
     
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, fiel mir sofort auf, dass der Fernseher wieder an der gewohnten Stelle stand. Der Kapitän war offenbar ausgeflogen. Ich krabbelte aus dem Bett, ging zu Jonathan Franzen und klopfte verzweifelt gegen das Glas, damit er von mir Notiz nahm. »Wer füttert dich? Wer hat dich aus dem übertrieben pompösen Hotel gerettet?«, fragte ich ihn. Doch er verkroch sich in die hinterste Ecke und sah mit seinen Glubschaugen desinteressiert zur Seite, woraufhin ich ein wenig stärker und länger an das Glas klopfte. Ich wollte um jeden Preis eine Anerkennung für meine Bemühungen. Vielleicht erwartete ich einfach zu viel von meinem Umfeld.
    In der Küche füllte ich Cornflakes in eine Schüssel und merkte zu spät, dass ich sie trocken essen musste, weil jemand sich an meiner Milch vergriffen, sie bis auf ein paar Tropfen ausgetrunken und den fast leeren Karton in den Kühlschrank zurückgestellt hatte, damit kein Verdacht aufkam. Mit trockenen Cornflakes bewaffnet, stapfte ich zum Sofa zurück und entschied, dass diese Phase meines Lebens sich dem Ende zuneigte und es höchste Zeit war, Geld für eine neue Unterkunft beiseitezuschaffen.
     
    »Ich wünschte, wir könnten den Flug überspringen und direkt den Zwischenstopp angehen«, sagte ich zu Clay, den Blick auf die Überreste eines ausgeschlachteten Autos gerichtet, das inzwischen über eine Woche am Rand der Schnellstraße stadtauswärts stand.
    »Das kannst du laut sagen.« Er nickte und untersuchte seine Nagelhaut.
    Wir saßen im Flughafenbus, der sich durch den dichten Verkehr quälte. Dem Zufall (und einigem Hin- und Hergetausche diverser Schichten) sei Dank, war es uns gelungen, einen knapp achtstündigen Flug nach Paris zu ergattern, wo wir ein paar Tage Aufenthalt haben würden.
    »Wie wird es denn jetzt mit deinem neuen Freund, dem Starautor, weitergehen?«, erkundigte sich Clay.
    »Gar nicht.« Ich zuckte nur die Achseln, weil ich keine große Lust auf das Thema hatte.
    »Willst du meine Meinung hören?«, fragte er.
    »Nicht wirklich«, antwortete ich und sah wieder nach draußen.
    »Ich finde, du solltest sein Angebot annehmen.«
    »Du hast gut reden, du musst dir das Elend ja nicht angucken. Ich garantiere dir, dass du nicht so reden würdest, wenn du das Gleiche gesehen hättest wie ich. Es war schrecklich. Schrecklich schrecklich.« Bei der Erinnerung an den Vorfall musste ich mich schütteln.
    »Genau das meine ich«, sagte er, ließ von seinen Nägeln ab und wandte sich mir zu. »Das Mindeste, was der Gute als Entschädigung tun kann, ist, dein Manuskript zu lektorieren«, sagte er mit Nachdruck.
    »Kein Mittagessen, keine Happy Meals, keine Kritiken und keine Metaphern mehr.« Ich öffnete den Reißverschluss meiner Tasche und holte mein Manuskript gemeinsam mit dem roten Stift hervor, den ich für die Korrekturen benutzte. »Harrison Mann ist nichts anderes als eine literarische Besetzungscouch, und ich habe keine Lust, mich von ihm casten zu lassen«, sagte ich und vertiefte mich in Kapitel fünfzehn.
     
    Schon beim Betreten des Aufenthaltsbereiches für Flugbegleiter spürte ich, dass etwas im Busche war. Für gewöhnlich wimmelte es hier nur so von Menschen in dunkelblauen Uniformen, die sich in die einzelnen Räume zurückzogen, mit Freunden plauderten, den Computer samt ständig streikendem Drucker verfluchten oder in den Schlafbereich gingen, um sich für ein paar Minuten aufs Ohr zu legen, weil sie einen langen Tag vor sich hatten. Heute war es ungewöhnlich ruhig

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