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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Stunden sprachen wir über meinen Beruf. So langsam kam mir der Verdacht, dass der gefeierte Harrison Mann in Wirklichkeit ein abgedrehter Spinner mit einem Faible für Flugbegleiterinnen war. »Nur die Zeit, in der die Türen geschlossen sind«, wiederholte ich zum dritten und letzten Mal.
    »Ist das Boarding nicht die schlimmste Phase bei so einem Flug? Diese Horden von Passagieren, die sich um Gepäckfächer und Sitzplätze streiten?«
    Boarding war tatsächlich die Hölle, aber ich war mit dem Thema ein für alle Mal durch. »Harrison? Könnten wir uns so langsam mal über etwas anderes unterhalten? Zum Beispiel über Bücher, Verleger, Agenten, den Pulitzer-Preis? Über alles, nur nicht über Atlas?«
    Mit einem süffisanten Grinsen musterte er mich. »Hier wohne ich«, sagte er und deutete auf ein wunderschönes dreistöckiges Gebäude. »Wie wär’s mit einem Absacker?«
    Wie alle New Yorker interessierte ich mich dafür, wie andere lebten. Vor allem Menschen mit Traumkarrieren, einem dicken Bankkonto und einem dreistöckigen Gebäude. »Aber nur einen kleinen, dann muss ich wirklich gehen«, sagte ich, damit er bloß keinen falschen Eindruck von mir bekam.
    »Müssen Sie morgen arbeiten?«, fragte er, führte den Haustürschlüssel ins Schloss und sperrte auf.
    Um dem Thema Fluggesellschaften & Co. endgültig einen Riegel vorzuschieben, schüttelte ich den Kopf, auch wenn es nicht stimmte.
     
    Harrison veranstaltete mit mir eine Führung durch sein riesiges, mehrstöckiges Domizil. Wir gingen von Zimmer zu Zimmer, wo er mir seine Sammlung afrikanischer Stammesmasken, schwarzweiße Familienfotos und seine dicht an dicht hängenden abstrakten Gemälde von Künstlern zeigte, deren Namen ich tatsächlich schon mal gehört hatte. Als wir sein Arbeitszimmer betraten, blieb mir im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. Ehrfürchtig fiel mein Blick auf den wunderschönen alten und abgenutzten Schreibtisch, an dem er seine Werke verfasste und vor dem ein abgewetzter Lederstuhl stand. Ich glitt mit den Fingern über das gut geölte, pockennarbige Holz seiner Wirkungsstätte, das genauso aussah wie auf dem Bild in der Zeitschrift Architectural Digest, das ich vor einigen Jahren gesehen hatte. Jetzt stand ich direkt davor und berührte es.
    »Dürfte ich mal Ihr WC benutzen?«, fragte ich und tätschelte noch immer den Tisch.
    »Den Gang hinunter, die letzte Tür auf der linken Seite. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um die Drinks. Irgendwelche Vorlieben?«, fragte er.
    Da ich keine Expertin in Sachen Absacker war, sagte ich achselzuckend: »Überraschen Sie mich.«
    Harrison Manns Gäste-WC war groß und geräumig und erinnerte mich an die Waschräume von alten Grandhotels. Nicht, dass ich schon oft in solchen Nobelschuppen abgestiegen wäre. Meine Erfahrungen mit Hotels beschränkten sich auf Ketten im unteren Preissegment, mit denen Atlas Verträge geschlossen hatte. Hin und wieder kam es jedoch vor, dass das Management uns ein Leckerli hinwarf und uns in einem schicken Hotel unterbrachte – vor allem in Europa, wo die Fluggesellschaft sich von der besten Seite präsentieren wollte.
    Ich wusch mir die Hände mit der Mandelseife und trocknete sie mit dem roten, flauschigen Handtuch ab. Dann warf ich einen kurzen Blick in das Schränkchen unter dem Waschbecken, auf der Suche nach Anhaltspunkten dafür, wie ein Starautor so lebte. Abgesehen von einer Reihe teurer Seifen und einem Vorrat an Toilettenpapier, gab es nicht viel zu entdecken. Ich setzte mich auf den Rand der antiken Badewanne mit bronzefarbenen Standfüßen, erneuerte mein Lipgloss und ließ den bisherigen Abend Revue passieren.
    Sah man einmal von Harrisons fast krankhafter Besessenheit von meinem Beruf ab, war alles gar nicht so schlimm, fand ich. Soweit ich wusste, schrieb er gerade an einer Flugzeugszene und brauchte dafür noch ein paar Details. Ich hatte kein Recht, seinen Schaffensprozess zu behindern. Davon abgesehen, war es nicht eine wertvolle Gabe eines Schriftstellers, wenn er anderen zuhören und etwas annehmen konnte? Der jahrelange Umgang mit sterbenslangweiligen Passagieren hatte mich abstumpfen lassen. Ich konnte sicher noch einiges von ihm lernen. Deshalb war ich ja schließlich hier.
    Ich überprüfte mein Aussehen in dem venezianischen Spiegel und fuhr vorsichtig mit dem Zeigefinger unter den Augen entlang. Zum Glück hatte er keine Anstalten gemacht, mich zu küssen oder meine Hand zu halten. Klar wäre es cool, wenn man sagen

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