Der Naechste bitte!
vor, nicht wahr?«
»Du hast meine uneingeschränkte Erlaubnis, mir sofort einen Korb zu geben, falls er dich bittet, mit ihm auszugehen.«
»Ernsthaft?«, sagte ich und balancierte das Tablett in der einen Hand, während ich mit der anderen nach der Flasche Châteauneuf du Pape griff.
»Ja. Jetzt geh und becirce ihn mit deiner Hausmannskost«, sagte er und bugsierte mich aus der Bordküche.
Auf dem Weg zu Mr 2B dachte ich darüber nach, was ich sagen könnte, falls er mich tatsächlich um ein Date bat. All die Jahre hatte ich mich an die mir selbst auferlegte strenge Regel gehalten, mich niemals mit einem Passagier zu verabreden. Angesichts der Tatsache, dass ich vier Jahre davon mit Michael verschwendet hatte und die Mehrheit der Männer, die ich bediente, nicht sonderlich attraktiv war, war es mir nicht besonders schwergefallen, die Regel auch einzuhalten.
Doch jetzt war alles anders. Die alten Vorschriften hatten ausgedient. Ich hatte keinen Freund und womöglich bald auch keinen Job mehr. Warum sollte ich unter diesen Umständen die Gelegenheit ausschlagen, mich ein wenig zu amüsieren?
»Sir, hier ist das Steak, das Sie bestellt haben.« Ich stellte den Teller vor ihn hin und gab mir Mühe, nicht zusammenzuzucken, weil es so kümmerlich aussah. »Möchten Sie noch ein wenig Wein dazu?«, erkundigte ich mich und versuchte ihn mit dem Etikett abzulenken.
Er sah auf das Schrumpffleisch, neben dem einige matschige gelbe Babykarotten lagen und sich ein Häuflein Stärke auftürmte, das entweder Reis, Kartoffeln oder Polenta sein konnte. Dann musterte er mich und lächelte. »Bitte sagen Sie jetzt nicht, dass Sie der Küchenchef sind«, merkte er an und hielt sein Glas in die Höhe, damit ich es auffüllen konnte.
»Tut mir leid, aber diese Lorbeeren kann ich leider nicht für mich beanspruchen. Obwohl ich zugeben muss, dass ich es auch nicht schlechter hinbekommen hätte«, antwortete ich und leerte die Flasche mit einer abschließenden Drehung, wie ich es auf einem Weinseminar gelernt hatte, das Atlas mir vor einigen Jahren spendiert hatte.
»Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«, erkundigte er sich und sah mich noch immer mit seinen wundervollen braunen Augen an.
»Eigentlich wollte ich den Abend in der Bordküche verbringen und mich mit den anderen um die Essensreste prügeln.« Ich zuckte die Achseln.
»Nein.« Er lachte. »Ich meine in Paris. Wie lange werden Sie dort sein?«
»Siebenundzwanzig Stunden und zweiunddreißig Minuten«, erwiderte ich und bemerkte, dass er einen Cash-merepullover trug, sich die Haare erst vor kurzem hatte schneiden lassen und dass seine Zähne strahlend weiß und anscheinend echt waren.
»Hätten Sie vielleicht Lust, mit mir essen zu gehen? Ich wohne im Ritz am Place Vendôme. Mein Chauffeur könnte Sie abholen.« Er lächelte noch immer.
Das Ritz? Ein Chauffeur? Langsam kam ich mir wie Aschenputtel vor. »Klingt großartig«, sagte ich so cool wie möglich und gab mir Mühe, auf dem Rückweg in die Bordküche nicht zu stolpern.
»Wo warst du solange?«, fragte Clay und warf mir einen gehetzten Blick zu. »Die Teller hier warten schon sehnsüchtig auf dich.«
Gleichgültig sah ich auf den Rollwagen hinab, auf dem sich die angerichteten Teller türmten. Was habe ich noch in der Bordküche verloren, wenn ich gerade auf einen Ball eingeladen worden bin? »Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm zu Abend essen möchte!« Ich strahlte bis über beide Ohren, obwohl ich größte Probleme hatte, das Tablett mit den drei Tellern zu balancieren. »Hey, das wird langsam schwer«, jammerte ich, als Clay mir einen vierten Teller auflud.
»Du hast ja auch einiges aufzuholen. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, der andere Gang ist zwei Reihen voraus. Wir verlieren noch, wenn wir so weitermachen.« Er zog einen Behälter aus dem Ofen, entfernte den Aludeckel und ließ den Dampf entweichen. Mit Clay war nicht zu spaßen, wenn er Küchendienst hatte.
»Wusste gar nicht, dass wir ein Rennen veranstalten«, sagte ich und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich das schwächste Glied der Kette war.
»Es ist immer ein Rennen.«
»Warte nur, bis wir mit dem Eiswagen durchgehen«, sagte ich. »Beim Eis bin ich unschlagbar.«
Als wir uns im Landeanflug befanden, die Mäntel verteilten und die nötigen Vorbereitungen trafen, war meine anfängliche Aufregung fast komplett verpufft. Passagier 2B hatte die letzten sechs Stunden in einem tiefen, fast komatösen Schlaf verbracht,
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