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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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und leer, oberflächlich betrachtet. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich, dass viel getuschelt wurde und nervöse Blicke durch den Raum schwirrten.
    »Habt ihr schon gehört?« Ich sah auf, als Kat auf uns zukam. »Über achttausend Stellen sollen gestrichen werden. Piloten, Flugbegleiter, Gate Agents, Mechaniker, Bodenpersonal.« Sie wirkte ernsthaft entsetzt.
    »Was ist mit den Vorgesetzten?«, fragte Clay, den Blick auf ein besonders faules und untersetztes Exemplar gerichtet, das gerade die letzten Reste aus der Popcornmaschine klaubte, die man uns vor einigen Monaten hinge-stellt hatte, um die Arbeitsmoral anzuheben. Bisher war ich noch nie in den Genuss des Gratissnacks gekommen. Jetzt wusste ich, warum.
    »Die AMs bleiben natürlich«, sagte Kat und bedachte den Popcorndieb mit einem vernichtenden Blick. »Offenbar halten ausgerechnet die Bürohengste und Hobbyschnüffler diese Fluggesellschaft über Wasser.«
    Das erklärt einiges, dachte ich und betrachtete die vielen besorgten und wütenden Gesichter. Der letzte Vorstandsvorsitzende von Atlas hatte eine saftige Abfindung in Höhe von zwanzig Millionen Dollar dafür kassiert, dass er uns an den Rand des Ruins gewirtschaftet hatte, und wir durften es jetzt ausbaden, indem sie uns massiv mit Verwarnungen unter Druck setzten.
    Da ich der Meinung war, ich hätte es bereits sehr schlecht getroffen, weil ich auf einer überteuerten Couch nächtigen musste und Frauchen eines unnahbaren Goldfisches war, wollte ich mir gar nicht erst ausmalen, wie ich mich fühlte, falls ich arbeitslos würde. Wenngleich ich nur noch halbherzig für Atlas arbeitete, hieß das noch lange nicht, dass ich den Job verlieren wollte. Die bevorstehenden Entlassungen schürten Panik in mir, war ich doch die letzten Jahre oft allzu sorglos in der Weltgeschichte herumgejettet. Nun war ich wohl oder übel gezwungen, endlich zu landen. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich eine gute Landung hinlegen konnte.
    »Es ist wohl an der Zeit, die Uniform an den Nagel zu hängen«, sagte Kat, als trüge sie sich schon eine ganze Weile mit dem Gedanken.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte ich, schreckte aus meinen Tagträumen hoch und starrte sie entgeistert an.
    »Wem will ich denn noch was beweisen? Spaß macht das Ganze schon seit einer geraumen Weile nicht mehr.« Sie zuckte die Achseln.
    Clay und ich blickten sie sprachlos an. Was den Spaß betraf, hatte sie vollkommen recht, wenngleich Clay und ich zu jung waren, um die Art von Spaß zu verstehen, die sie meinte. Kat war schon geflogen, als die Luftbeförderung noch ein Privileg war, die Passagiere sich in Schale warfen, um ein Flugzeug zu besteigen, und der Beruf der Stewardess begehrt war und ein hohes Ansehen genoss.
    Als Clay und ich die Lizenz zum Bewirten über den Wolken bekamen, da waren die Fluggesellschaften längst zu fliegenden Busunternehmen verkommen – ein notwendiges Übel, um von A nach B zu gelangen. Der Lack war verkratzt, die Show vorbei – ich fühlte mich, als wäre ich der letzte Gast auf einer Party, die längst vorbei war.
    Bevor einer von uns antworten konnte, tönte es aus dem Lautsprecher: »Hailey Lane und Clay Stevens, bitte umgehend in den Konferenzraum vier. Die Besprechung hat bereits begonnen.«
    »Wo fliegst du hin?«, wollte ich noch von Kat wissen, nahm mein Gepäck und folgte Clay.
    »Athen«, antwortete sie und stellte sich grinsend in die Schlange vor dem Computer.
     
    Mein letzter Langstreckenflug nach Europa lag sechs Monate zurück, und in den letzten sechs Jahren hatte ich mich noch nie privat mit einem Passagier getroffen. Aber nun stand ich kurz davor, für das Schnuckelchen auf Platz 2B eine Ausnahme zu machen.
    »Was ist los?«, wollte Clay wissen, während wir in der Bordküche der Business-Klasse standen. Er füllte gerade die Teller, die ich anschließend den Passagieren servierte.
    »Nichts«, sagte ich und sah ihm zu, wie er ein verkochtes Stück Fleisch, das sich an den Rändern schon wellte, aus dem Aluminiumbehälter holte und es vorsichtig auf einen Atlas-Porzellanteller mit dunkelblauem Rand legte, ehe er es mit schlaffer Petersilie dekorierte. »Meinst du, die werden je herausfinden, dass wir ihnen Kantinenfraß servieren?«, wandte ich mich an Clay und stellte den Teller auf meinem Tablett ab.
    »Weich mir nicht aus, Schätzchen«, sagte er und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab.
    »Er ist süß.« Ich zuckte mit den Schultern. »Aber du und ich haben schließlich schon etwas

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