Der Naechste bitte!
»Pensionstransformationsprogramm« die Rede war, wusste ich, dass es das Klügste war, wie ein Eichhörnchen Nüsse für den Winterschlaf zu sammeln. Mit anderen Worten: Ich nahm jeden Flug mit, solange die Schlipsträger noch pünktlich Gehälter zahlten. Davon abgesehen hatte ich noch immer nichts von den anderen fünf Verlagen gehört. Es kam mir fast so vor, als müsste ich mir Martinas Vorschlag doch durch den Kopf gehen lassen, obwohl ich nach wie vor fand, dass er vollkommener Blödsinn war.
Da ich also nichts Besseres zu tun hatte und nichts mit mir anzufangen wusste, flog ich mit mir selbst um die Wette. Ich ließ mich für eine Horrorroute nach der anderen eintragen, bis meine masochistische Ader nach drei Monaten ein jähes Ende fand. Es war an dem Tag, an dem ich mir mit meiner Kollegin Helga eine wahre Schlammschlacht lieferte.
Im Grunde hatte unsere Feindschaft vor sechs Jahren begonnen, als ich noch ein Grünschnabel in blauer Uniform war. Vier von uns hatten sich in der Bordküche der Holzklasse auf den verdreckten Getränketrolley gestützt, den wir zuvor mit diversen Dingen beladen hatten: weißen Tüchern, Eimern mit Eiswürfeln, Styroporbechertürmen, Kekstüten und einer grauen Plastikkaffeekanne, in der sich entkoffeinierter Kaffee befand, den wir den Passagieren als normalen Kaffee unterjubelten.
»Entkoffeinierten Kaffee für alle. Wir wollen, dass sie müde und groggy bleiben«, hatte Helga, die schon damals auf drei Jahrzehnte Berufserfahrung zurückblicken konnte, mit ihrem schnarrenden deutschen Akzent verlauten lassen. Weil sie den »bösen Blick« hatte, tat ich alles, um mich nicht mit ihr anzulegen.
Als die Anschnallzeichen erloschen waren, die Maschine ihre Flughöhe erreicht hatte und die Getränketrolleys beladen waren, war es an der Zeit gewesen, sich einen Arbeitspartner zu suchen. Da ich noch neu war, wusste ich nicht, dass es so üblich war, der Flugbegleiterin neben einem kurz zuzunicken, den Wagen zu nehmen und ihn den Gang hinunterzuschieben. An jenem Tag hatte Helga das Ruder in der Hand. Sie warf mir einen langen, vernichtenden Blick zu, zeigte auf die Kollegin zu meiner Rechten und sagte: »Ich möchte mit ihr arbeiten. Mit der Hübschen.« Damit war alles geklärt.
Seitdem waren sechs Jahre vergangen, und ich hatte das eine oder andere dazugelernt, als da wären:
Es ist nicht ratsam, sich in der Toilette zu verstecken, während der Rest der Crew arbeitet.
Man sollte sich lautstarke Bekundungen darüber, dass man nur mit hübschen Kolleginnen oder Kollegen zusammenarbeiten möchte, tunlichst verkneifen.
Helga wurde von allen gehasst.
Während der Vorbesprechung merkte ich, dass Helga sich weder an mich noch an den Flug damals erinnern konnte, und witterte meine Chance.
»Wie sieht’s aus, wollen wir ein Team bilden?«, fragte ich mit einem breiten Grinsen. Ich hatte zwar noch keinen konkreten Racheplan, wusste aber, dass ich mich auf meinen Einfallsreichtum verlassen konnte.
Helga zuckte die Achseln, murmelte etwas davon, dass sie von ihrem Pendelflug von Frankfurt noch müde sei, griff sich den Getränketrolley und setzte sich in Bewegung. Um ein Haar wäre sie mir mit dem Monstrum über die Füße gerollt.
Am Ende des Gangs – sie zog, ich gab vor, zu schieben – beschloss ich, es ihr heimzuzahlen, indem ich mir beim Servieren Zeit ließ und etwas tat, das absolut verpönt war: Ich würde das Gespräch mit den Passagieren suchen und ihnen beim Servieren des Essens in die Augen blicken. Wenn ich damit Helgas Terrorregime ein Ende setzen konnte, war ich sogar zu solch drastischen Maßnahmen bereit. Ihr würde nämlich keine andere Möglichkeit bleiben, als sich meinem Tempo anzupassen.
So kam es, dass ich in aller Seelenruhe mit den Passagieren plauderte, lachte, scherzte und tat, als wäre ich die Gastgeberin von knapp dreihundert Gästen. Als ich merkte, wie genervt Helga war, setzte ich noch einen obendrauf und fing an, Botengänge zu machen.
»Oh, Sie hätten gerne ein Stück Stangensellerie zu Ihrer Bloody Mary? Ich frage schnell in der ersten Klasse nach, mal sehen, was ich für Sie tun kann«, sagte ich, winkte Helga zu und verschwand hinter der Kabinenabtrennung.
Nachdem ich von einer extralangen Suche nach Schokoladenbonbons zurückkehrte, von denen ich genau wusste, dass wir sie gar nicht hatten, war Helga verschwunden, und die Passagiere hatten den Getränketrolley zum Selbstbedienungsladen erklärt.
Vielleicht habe ich den
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