Der Naechste bitte!
begrüßt mich mit einer Flasche Champagner, Duftkerzen und einem heißen Schaumbad.«
»Wow«, sagte ich und freute mich für Clay, wenngleich ich ein wenig traurig darüber war, dass heterosexuelle Männer nie auf solche Ideen kamen. »Ich finde, das sollte nach Lauderdale-Flügen Pflicht sein. Atlas sollte ein Team von Masseuren und Therapeuten mit Schwerpunkt ›posttraumatische Stresserkrankungen‹ anheuern, das sich um uns kümmert, sobald wir wieder im Terminal sind.«
Glucksend nahm er einen Schluck. Es gab diverse Routen, die einen schlechten Ruf hatten, aber La Guardia-Fort Lauderdale war mit Abstand die Schlimmste. Nicht nur bei Atlas. O nein. Im Laufe der Jahre hatte ich mich mit Kollegen von anderen Fluggesellschaften unterhalten, die es ganz ähnlich sahen.
Andere Uniformen, anderes Logo, dieselbe Scheiße. Beim Boarding geht’s schon los. Jeder zweite Passagier meint, er oder sie bräuchte einen Rollstuhl – weil sie dann als Erste an Bord dürfen. Bei rund fünfzig Rollstühlen ist es ratsam, früher als sonst mit dem Boarding zu beginnen, damit die Chance auf einen halbwegs pünktlichen Abflug gewahrt bleibt. Sobald die Rollstühle wieder im Terminal sind und die meisten verstanden haben, dass derjenige, der am lautesten schreit, nicht unbedingt ein Upgrade für die erste Klasse erhält, darf der Rest der Horde an Bord.
Ungefähr zeitgleich fangen die Rufknöpfe wie wild an zu leuchten. Obwohl hundertsechsundfünfzig Passagiere sich auf der Suche nach ihrem Sitz und Platz für ihr überdimensioniertes Handgepäck in den Gängen tummeln, meinen alle, die bereits sitzen, es sei der perfekte Zeitpunkt, ihr Arsenal an Medikamenten auszupacken und auf der Stelle nach Wasser zu klingeln.
Kaum hat man sich gegen den Strom durchgearbeitet, ohne Wasser verschüttet zu haben, obwohl man wiederholt gegen Armlehnen gestoßen und um ein Haar von Handtaschen erschlagen worden ist, setzt eine kurze Phase der Stille ein, in der das Sicherheitsvideo gezeigt wird. Noch während die Flugbegleiter auf den Notsitzen festgezurrt sitzen, weil sich das Flugzeug in einer der gefährlichsten Flugphasen befindet, die Startbahn entlangschießt und abhebt, fangen die Lichter wieder an zu blinken. Dieses Mal, weil die Passagiere ihre Beschwerden loswerden wollen, angefangen von der Kabinentemperatur über den Flugstil des Kapitäns, die eingeschränkte Beinfreiheit und das Erscheinungsbild der Crew bis hin zu den Mitreisenden.
Ist eine angenehme Reiseflughöhe erreicht und die Flugbegleiterinnen bugsieren die Getränketrolleys durch die engen Gänge, sind die Passagiere der Meinung, es sei eine gute Gelegenheit, um:
ihre Yoga-Dehnübungen im Gang zu machen,
den Gang mit Taschen, Handtaschen und diversen Körperteilen zu verbarrikadieren,
einen gemütlichen Spaziergang durch die Kabine zu unternehmen, in die Bordküche zu spähen und die Bordtoiletten zu inspizieren, während sie den Flugbegleitern dicht auf den Fersen sind, die noch immer Getränke und Snacks verteilen.
Nach etlichem Hin-und-Her-Manövrieren des Wagens, damit die Passagiere aus unaufschiebbaren Gründen aus ihren Sitzreihen hinaus- und wieder hineinkonnten, nachdem sich jeder Zweite über das Essen beschwert hat, nachdem auch der letzte Tropfen Wasser, koffeinfreier Kaffee, Ginger Ale und Tomatensaft ausgeschenkt sind, ist es an der Zeit, die Getränketrolleys wieder zu verstauen und den Müll einzusammeln. Mit einem Müllwägelchen bewaffnet, durchforsten wir abermals die Gänge, wobei uns dreckige Finger, halb leere Kaffeebecher, volle Windeln, klebrige Tomatensaftdosen, Kugelschreiber.
Schundheftchen, Plastikstäbchen zum Umrühren von Heißgetränken und diverse andere Gegenstände unter die Nase gehalten werden, weil alle meinen, wir hätten sie übergangen, obwohl wir lediglich versuchen, die Gegenstände in der Reihenfolge einzusammeln, in der wir sie ausgegeben haben. Nach der Müllaktion wird auch dieser Wagen an seinem rechtmäßigen Platz verstaut, und die Crew kehrt zurück in die Kabine, wo sie mit Fragen gelöchert wird wie:
»Ist mein Koffer auch wirklich mit an Bord?« Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich bin gleich wieder da.
»Bekomme ich meinen Anschlussflug noch?« Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich bin gleich wieder da.
»Die Flugbegleiter beim letzten Mal haben mir besser gefallen, weil sie so einen niedlichen Südstaatenakzent hatten. Warum können Sie nicht so sprechen?« Das
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