Der Naechste bitte!
Geldspende für das leibliche Wohl zu überweisen und das scheußlichste Brautjungfernkleid zu tragen, in das man je gesteckt worden war.
Ich hatte schon bei zahlreichen Hochzeiten die Ehre, als Brautjungfer aufzutreten, daher hatte sich ein beachtlicher Fundus an kitschigen Kleidern angesammelt. Da ich befürchtete, einer verheirateten Freundin über den Weg zu laufen und so gezwungen zu sein, zuzugeben, dass man das Kleid doch ein zweites Mal tragen konnte, hatte ich mich für ein Kleid entschieden, das ich knapp zwei Monate nach meinem Highschool-Abschluss getragen hatte. Eine ehemalige Mitschülerin hatte nämlich beschlossen, dass es keine Rolle spielte, wann man vor den Traualtar trat.
Erstaunt darüber, dass es mir noch immer passte und ich wie damals aussah, obwohl sich seitdem so viel geändert hatte, warf ich einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Taft war längst aus der Mode, meine Hootie-and-the-Blowfish-Groupie-Phase war ultimativ vorbei, und ich hatte keinen blassen Schimmer, was aus meiner Freundin von damals geworden war.
In der Hoffnung, so unauffällig wie möglich zur Party zu gelangen, warf ich mir Kats Trenchcoat von Burberry über. Nachdem ich ihn zugeknöpft und mir den Gürtel umgebunden hatte, hatte ich Ähnlichkeiten mit einem khakifarbenen Klops, aus dem die Füllung aus Taft, Schleifen und Reifrock hervorquoll. Entsetzt zog ich den Mantel gleich wieder aus und ging ohne Tarnung – allerdings nicht, ohne mir einzureden, dass alle, denen ich über den Weg lief, entweder ähnlich gekleidet oder mir fremd waren. Ich stieg in den Aufzug und betete, er möge ohne Zwischenstopp bis ins Erdgeschoss durchfahren.
So weit, so gut, dachte ich, als der Aufzug sich in Bewegung setzte. Wenige Augenblicke später spürte ich das verräterische Ruckeln, als er langsamer wurde. Wie eine Wilde kramte ich mein Buch aus der Handtasche hervor. Wenn ich als Flugbegleiterin eins gelernt hatte, dann, dass es wegen der häufigen Leerlaufzeiten zwischen den Flügen ratsam war, stets etwas zum Lesen griffbereit zu haben.
Als sich die Tür öffnete, hielt ich mir das Buch vors Gesicht. Ein Blick auf den Fahrstuhlboden sagte mir, dass sich zwei Nike-Paare, ein Paar Slipper und spitz zulaufende schwarze Stiefel sowie vier haarige Pfoten zu mir gesellt hatten. Der Vierbeiner fing sofort an, am Spitzensaum meines Kleides zu schnüffeln. Fest entschlossen, den Terrier zu ignorieren, der gegen seine Leine kämpfte, um mir am Schritt zu schnuppern, konzentrierte ich mich auf mein Buch und seufzte frustriert, als der Fahrstuhl drei Stockwerke tiefer abermals stehen blieb. Dieses Mal hießen wir ein Paar goldene Jimmy-Choo-Schuhe willkommen, auf die ich ziemlich neidisch war, blaue Flip-Flops, die New Yorker nur zur Pediküre, Kalifornier dagegen bei nichtexistenter Kleidervorschrift zu jeder Tages- und Nachtzeit trugen, und zu guter Letzt schwarze Ferragamo-Halbschuhe, die sich den letzten freien Platz erkämpften.
Mit dem Rücken an die Wand gedrückt und noch immer hinter dem Buch verschanzt, versuchte ich, den Neuankömmlingen so gut es ging Platz zu machen. Allerdings hatte ich nicht bedacht, dass mein Kleid in Wallung geriet und nach vorne ausbrach, wo es sich in einer großen, knollenförmigen Wolke ergoss. Während ich fieberhaft versuchte, die Stoffwoge zu bändigen, entschieden sich die Ferragamos, den internationalen Verhaltenskodex in Aufzügen – Ruhe und Anonymität – zu brechen, und sagten: »Wie ist das Buch denn so? Taugt es was?«
Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor, aber ich verwarf den Gedanken gleich wieder. Das war lächerlich! Verrückt! Scheinbar war ich leicht paranoid. Ich nickte, ohne aufzublicken, und gab nur ein undefinierbares Brummen von mir.
Gerade, als ich dachte, der Kelch sei an mir vorübergegangen, beugte Dane sich nach vorne und fragte: »Hailey?«
Ich erstarrte. Mist. Bitte nicht. Macht, dass es nicht wahr ist, betete ich zu den Fahrstuhlgöttern.
»Sind Sie’s?«
Ein Blick auf den Boden verriet mir, dass sich die Position der Schuhe und Pfoten veränderte, weil alle einen besseren Blick auf die junge Frau in dem Rüschenfummel erhaschen wollten, die plötzlich einen Namen hatte. Wenngleich das Ganze nicht länger als dreißig Sekunden dauerte, kam es mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Am schlimmsten war die Erkenntnis, dass ich keine andere Wahl hatte, als mich der Situation zu stellen.
»Oh, hallo«, sagte ich mit einem beiläufigen Nicken und einem
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