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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Liebschaft kennenzulernen. Noch dazu auf einer Insel, die ich nur aus Hochglanzmagazinen kannte. Während ich jedoch die Madison Avenue hinauflief und in den Schaufenstern all die Kleider bestaunte, die ich mir meinen Lebtag nicht würde leisten können, überfiel mich eine abgrundtiefe Panik, die ich sogar vor Clay verheimlicht hatte.
    Erst neulich hatte ich eine abscheuliche Statistik gelesen, die besagte, dass 75 Prozent aller amerikanischen Frauen vor ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag heirateten. Damit war klar, was Frauen jenseits der Achtundzwanzig erwartete. Es war ja nicht so, als wollte ich um jeden Preis einen Ring am Finger tragen oder Kinder haben (einen Hund ja, aber Kinder?). Dennoch stimmte mich etwas an diesen Zahlen traurig. Ich fühlte mich einsam und verlassen – wie eine Spezies, die zurückbleiben musste, weil keines der Tiere auf der Arche sich mit ihr paaren wollte. Woher wussten bloß all die anderen Frauen so schnell, mit wem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollten?
    Es stimmte, dass die meisten meiner Freundinnen bereits verheiratet waren – die Mehrheit von ihnen sogar glücklich. Obwohl ihre Ehemänner nett waren und keine gravierenden Persönlichkeitsstörungen oder Charakterschwächen aufwiesen, konnte ich nichts Besonderes an ihnen finden. Obwohl ich noch vor gar nicht allzu langer Zeit bereit gewesen war, den Bund der Ehe einzugehen, fragte ich mich, da ich inzwischen einer durchschnittlichen Ehe entkommen war –, ob »nett« ausreichte.
    Und das, bis dass der Tod euch scheidet?
    Mir war, als wäre ich die Letzte einer skurrilen und langjährigen Expedition, die noch immer die Lösung zu einem Rätsel suchte, während die anderen längst ihre Sachen gepackt und ihre Fundstücke mit nach Hause genommen hatten. Sollte ich das fehlende Stück finden, hätte ich gewonnen. Was, wenn es gar nicht existierte? Was, wenn die Vorstellung von einer aufregenden und erfüllenden Beziehung nur ein moderner Mythos war?
    Was würde dann aus mir werden?
    Auf dem Weg zum Park überquerte ich die Straße und hielt auf mein Wohnhaus zu. Obwohl ich noch einiges zu erledigen und bisher keine Koffer gepackt hatte, fehlte mir die Lust, nach oben zu fahren. Also lehnte ich mich gegen die Fassade und vertrieb mir die Zeit mit Leute-Gucken.
    Ich wohnte für mein Leben gern in dieser rauhen, schmutzigen und zugleich wundervollen Stadt. Ich mochte New York sehr, weil es oberflächlich, derb und bissig war. Erst bei genauerem Hinsehen merkte man, dass der Hotdog-Verkäufer lächelte oder der Taxifahrer wartete, bis man im Haus war. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich von hier fortziehen würde, falls ich meinen Job verlor. Weil es in dieser Stadt nur so von jungen, überqualifizierten, lebenshungrigen Menschen wimmelte, machte ich mir keine großen Hoffnungen, dass es irgendwo eine Hailey-Lane-Nische gab.
    »Hailey?«
    Vor mir stand Dane, der eine braune Lederleine in der Hand hielt, an deren Ende sich ein schokoladenbrauner Labrador befand. Außerdem begleiteten ihn Cadence und eine Blondine, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Hi«, sagte ich, streichelte das weiche Fell des Hundes und hinderte ihn nicht daran, an meinem Gesicht zu schnüffeln und mir die Hände zu lecken.
    »Das ist Jake.« Dane lächelte. »Cadence kennst du ja schon, und das ist ihre Freundin Evie.«
    Ich bedachte Cadence, die mal wieder wie geleckt aussah, und ihre nicht minder aufgestylte Freundin mit einem flüchtigen Lächeln, ehe ich mich erneut dem Vierbeiner widmete und ihn hinter den Ohren kraulte. »Ich bin ja so neidisch. Ich liebe Hunde, und dieser hier ist einfach perfekt«, sagte ich und spürte, wie Cadence mich mit Blicken durchbohrte.
    »Helft mir auf die Sprünge. Wie habt ihr beide euch noch mal kennengelernt?«, wollte sie wissen. Ihr Blick ruhte noch immer auf mir.
    »Das ist eine lange Geschichte.« Ich zuckte mit den Schultern, weil ich keine Lust auf eine Märchenstunde mit Tante Hailey hatte. Außerdem kannten Dane und ich uns nur flüchtig. Genaugenommen konnte ich ihn nicht ausstehen. Das einzig Positive an ihm war der Hund.
    »Ich bin zu spät zum Flieger gekommen und habe Hailey von ihrem Platz vertrieben. Sie musste so schnell das Feld räumen, dass sie ihr Manuskript liegen gelassen hat«, erklärte Dane und grinste bis über beide Ohren. So langsam fragte ich mich, ob er mir nur deshalb ständig über den Weg lief, damit er mich quälen konnte. Und ob ich wohl jemals damit umzugehen lernte,

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