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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich bin gleich wieder da.
    Beim Landeanflug, wenn wir ein letztes Mal durch die Gänge laufen, um den obligatorischen Sicherheitscheck durchzuführen, wollen alle auf einmal mithelfen und machen uns auf jeden noch so geringen Verstoß ihres jeweiligen Sitznachbarn aufmerksam – egal, ob er an den Haaren herbeigezogen ist oder nicht. Sobald die Maschine angedockt hat und zum Stillstand gekommen ist, springen die Passagiere wie von der Tarantel gestochen auf und stürmen, trampeln und schubsen sich ihren Weg in Richtung Ausgang. Dort angekommen, bleiben sie kurz stehen, lächeln und bedanken sich bei den Piloten für den ach so wundervollen Flug. Ist endlich der letzte Passagier von Bord, hastet die Crew so schnell es geht ins Terminal – vorbei an fünfzig verwaisten Rollstühlen, weil Rollstühle als Letztes von Bord gehen –, um sich in weniger als acht Minuten einen Snack bei Starbucks zu genehmigen. Kurz darauf wird wieder zum Boarding aufgerufen, und die ganze Chose mit den Rollis geht von vorne los.
    Wir nannten die Strecke »Wunderroute«, weil die Passagiere bei der Landung wie durch ein Wunder wieder laufen konnten. So war es jedes Mal. Komischerweise befielen mich trotzdem leichte Depressionen, wenn ich darüber nachdachte, dass ich all das bald vielleicht nicht mehr erleben würde.
    »Wie lange bleibst du?«, riss Clay mich aus meinen Tagträumen.
    »Weiß noch nicht.« Ich zuckte die Achseln. »Ich habe zehn Tage frei, aber so lange werde ich vermutlich nicht weg sein. Die Geschichte mit den Entlassungen liegt mir schwer im Magen. Immerhin habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht, was ich machen soll, falls es wirklich so weit kommt.« Ich nahm mir eine Handvoll Studentenfutter.
    »Ich überlege, ob ich wieder zum College gehe und den Abschluss nachholen soll. Peter meinte, er würde mich so lange finanziell unterstützen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wäre das nicht auch was für dich?«
    »Keine Ahnung. Im Gegensatz zu dir habe ich es nicht mal bis zu den Zwischenprüfungen geschafft.« Ich nahm einen Schluck Wein. »Findest du nicht auch, dass wir die letzten Jahre in einer Seifenblase gelebt haben? Ich war überzeugt davon, dass dieser Job etwas Großartiges sei und das niedrige Gehalt für den Spaß entschädigt, den wir haben würden. Was bleibt mir sechs Jahre später? Ein Reisepass voller Stempel, Streichhölzer von den billigsten Absteigen Amerikas und eine Handvoll amüsanter Anekdoten.«
    »Was redest du denn da?«, fragte er entsetzt.
    »Irgendwie stehe ich wieder an demselben Punkt wie damals. Ich bin solo und habe keinen blassen Schimmer, wie es weitergehen soll. Nach der Geschichte mit Michael habe ich mir eingeredet, eine neue aufregende Zeit würde anbrechen, eine zweite Chance auf ein neues Leben. Aber jetzt ist mir klar geworden, dass ich auf der Stelle trete. Ich habe mich kein bisschen weiterentwickelt.«
    »Sag so etwas nicht.«
    »Wenn es doch stimmt. Atlas entscheidet über mein Schicksal, und früher oder später lande ich wieder auf der Straße.«
    »Auf der Fifth Avenue.«
    »Du weißt schon, was ich meine.« Ich sah ihn an.
    »Was ist mit deinem Buch? Gibt’s da was Neues?«, erkundigte er sich und gab dem Kellner ein Zeichen, damit er uns die Rechnung brachte.
    Ich zuckte die Achseln. Ich war im Selbstmitleidmodus, was so viel bedeutete, dass mir nicht der Sinn danach stand, über irgendwelche Eventualitäten zu sprechen.
    »Wie wär’s, wenn du diesen Schriftsteller anrufst, Harrison Soundso. Oder du könntest den Roman umschreiben, wie es die Lektorin vorgeschlagen hat.«
    »Weder das eine noch das andere reizt mich«, entgegnete ich schlecht gelaunt.
    »Manchmal hat man eben keine große Wahl.«
    »Was soll das denn heißen?« Fassungslos blies ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Du entscheidest ganz alleine darüber, wie verzweifelt du bist. Nur du weißt, wie sehr du etwas möchtest und wie weit du zu gehen bereit bist, um es zu bekommen.«
    »Willst du damit sagen, ich soll mir selbst untreu werden?«
    »Ich will damit nur sagen, dass du die Optionen ausloten und möglichst aufgeschlossen an Dinge herangehen solltest.« Mit einem Schulterzucken legte er einen Zwanziger auf die Theke.
     
     
26
     
    Eigentlich hätte ich glücklich sein müssen. Ich war auf dem Weg nach Griechenland, um ein paar Tage in einer Luxusvilla mit einer Freundin und ihrem neuen Freund auszuspannen. Ich konnte es kaum erwarten, Kats

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