Der Name Der Dunkelheit
bekannt, dass der Säpo-Chef am Leben war.
»Das lässt sich ganz einfach lösen«, sagte Henning. »Wir erklären den Leuten dort drüben, er wäre tot.«
»Das kann nicht dein Ernst sein! Wir können doch nicht der Presse erklären, der Generaldirektor der Säpo wurde erschossen.«
»Könnte politisch ein bisschen heikel werden, das gebe ich zu. Es tut mir bestimmt gut, jetzt Abonnent bei Svenska Dagbladet zu sein.«
»Wir machen das Gegenteil. Und zwar jetzt gleich.«
Sie standen auf und steuerten auf die Station zu. Henning ließ sich zwei Schritte zurückfallen, unsicher darüber, worauf Kjell aus war. So war er wenigstens nicht im Bild, als Kjell seinen Ausweis zückte und der Kerl vor ihm die Fernsehkamera schulterte. Generaldirektor Kullgren sei wohlauf, berichtete Kjell. Er sei bei einem Schusswechsel an der Schulter getroffen worden, jedoch bei Bewusstsein. Er wies auf die Gefährlichkeit der Frau hin, verkniff sich aber die Lüge, die Polizei kenne ihre Identität. Unter Umständen hätte ihr das bestätigt, dass alles nur ein Bluff war. Zur Zeit suche man sie landesweit, ein Phantombild bekomme man um die Mittagszeit beim Pressedienst.
Henning hatte die Redezeit genutzt, um auf die Klingel zur Station zu drücken. So konnten sie gleich verschwinden.
Ein farbiger Pfleger führte sie durch den Gang.
»Das müsste reichen«, flüsterte Kjell auf dem Weg, doch zur Sicherheit bestellte er telefonisch zwei ältere Polizisten in die Cafeteria. Sie sollten ihre Morgenmäntel mitbringen. So fielen sie nicht auf, wenn sie bei Kaffee und Kuchen den Eingang im Auge behielten. »Man weiß nie«, fand Kjell nach dem Auflegen.
Henning hatte beim Gehen die Hände in den Hosentaschen. Er konnte eine sehr provokante Passivität an den Tag legen.
»Bist du anderer Ansicht?«
»Es kann uns Ärger bringen. Wir haben nichts mit der Polizeileitung abgesprochen.«
Genau das war jedoch der Grund, warum Kjell nicht gezögert hatte. Mit höherer Stelle musste er sich als provisorischer Polizeichef nur absprechen, wenn er diesen Posten lange behalten wollte. Er rechnete allerdings damit, noch vor dem Mittagessen durch einen Funktionär ersetzt zu werden. Bis dahin durfte er selbst entscheiden.
Im Flur vor der Intensivstation fanden sie Barbro in ein Gespräch mit einem Arzt vertieft. Auch Theresa war da. Sie stand am Ende des Ganges und starrte aus dem Fenster.
Was Kjell den Worten des Arztes entnahm, klang so schlecht, wie er insgeheim befürchtet hatte. Kullgren war alles andere als bei Bewusstsein. Aber sein Zustand war immerhin stabil. Nach einer Operation über mehrere Stunden entschieden die kommenden vierundzwanzig Stunden.
Warum immer vierundzwanzig Stunden, wunderte sich Kjell. »Er ist also noch länger bewusstlos?«
Der Arzt nickte entschieden und verschwand wieder durch die Tür, die sich wie von Geisterhand öffnete.
»Die Lage ist nicht gut«, erklärte Barbro, die den Morgen hier bei Theresa verbracht hatte. »Sie sind sich nicht sicher, welche Schäden er davonträgt. Die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn war beeinträchtigt.«
Kjell rief leise nach Theresa. Sie wandte sich um und kam auf wackeligen Beinen herüber.
»Wie geht es dir?«
Sie hob die Schultern. »Die Interne war vorhin hier. Sie wollen mich heimschicken.«
»War die Säpo schon hier?«
»Die Frau sagt ihnen nichts. Sie steht auf keiner Liste.«
Kjell bot an, sie nach Hause zu bringen, aber Theresa behagte die Vorstellung nicht, in ihrem Bett liegend an die Decke zu starren. Geschlafen hatte sie vorhin ein bisschen auf der Wartebank.
»Mitarbeiten kannst du nicht. Aber du kannst im Büro herumlungern, wenn du nicht zu Hause sein willst.«
Sie nickte.
Kjell hatte wieder vor Augen, wie sie zwei Magazine in die Dunkelheit abgefeuert hatte. Zum Glück hatte sie kein drittes mehr dabeigehabt. »Kennst du den stellvertretenden Direktor?«
»Nicht sehr gut.«
»Er landet morgen Mittag in Arlanda. Seine Familie ist in Thailand geblieben. Am besten holst du ihn ab.«
»Okay.«
»Welchen Zugang hast du zu Kullgrens Büro?«
»Machst du Witze? Ohne Sicherheitsfreigabe schaffe ich es gerade zur Toilette. Und selbst da sind Kameras. Nur sein Stellvertreter hat Zugang. Niemand sonst.«
Kjell trat gegen den Abfalleimer. Theresa hatte im letzten Halbjahr intensiv mit Kullgren zusammengearbeitet. Niemand war näher dran.
71
Die Techniker beklagten sich nicht darüber, dass Sofi sich über das Bett und die umstehenden Möbel hergemacht
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