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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Halbdunkel jenseits der Laterne und kehrte zurück. In der Hand hielt er das Gestell des Wagens. »Sonst liegt da nichts. Das Oberteil muss sie mitgenommen haben. Ich verstehe es nicht. Und Ardelius liegt tot dort oben?«
    »Anscheinend war sie vor uns in der Wohnung.«
    »Dann hat sie uns beim Anschleichen entdeckt. Lass uns nachsehen.«
    Als sie oben das Licht einschalteten, zuckte Sofi zusammen. Ihr war zuvor nicht aufgefallen, dass die Wände um Ardelius’ Leiche rot gestrichen waren. Ein rotes Zimmer.
    Henning umkreiste die Leiche mit großem Abstand und erkundete dann die anderen Räume.
    »Sieh mal«, sagte Sofi bei seiner Rückkehr ins Zimmer. Sie kniete auf dem Holzboden und deutete auf die Stelle vor dem Fenster. Dort lag Schnee.
    »Da ist ein Fußabdruck.«
    »Der stammt von Kjell. Er hat sich aus dem Fenster gelehnt. Ich meine den Schnee selbst.«
    »Habt ihr das Fenster nicht aufgemacht?«
    »Nein. Die Frau kann es auch nicht getan haben. Sie ist ja durchs Treppenhaus.«

    »Wer ist dann durchs Fenster?«
    »Niemand«, sagte Sofi und deutete auf den Schnee am Boden. »Das Fenster da muss seit mindestens zwei Tagen geöffnet sein.«
    Henning verstand. »Es hat am Donnerstag aufgehört zu schneien.«
    »Um die Mittagszeit.«
    »Und Ardelius sieht so aus, als läge er seitdem hier.«
    »Filipa tauchte erst zwölf Stunden später auf, in der Nacht auf Freitag.«

68
    Erleichtert warf Hampus Hysén seine Jacke auf sein Bett. Manchmal erlitt seine Mutter einen spätabendlichen Anfall von Angst. Dann hängte sie die Türkette vor und zwang ihn damit, sie in der Nacht aus dem Bett zu klingeln. Er setzte sich wie ein Besucher auf seinen Stuhl. Er grübelte selten, deshalb fühlte es sich jetzt so sinnlos an.
    Nach einer Weile entdeckte er den Teller auf seinem Tisch. Trotz des Streits am Morgen hatte ihm seine Mutter ein Käsebrot hingestellt. Das war der einzige Vorteil, den er bisher an seiner Volljährigkeit entdecken konnte: Die Bullen setzten ihn jetzt unten ab und kamen nicht mehr mit hinauf, um mit seiner Mutter über seine Erziehung zu sprechen.
    Es aß das Brot und grübelte weiter. Mehrmals beschloss er, sich auszuziehen und das Licht zu löschen, doch es gelang ihm nicht.
    Als er eine halbe Stunde lang mit der Leere in seinem Inneren dagesessen hatte, klingelte es an der Tür. Er sprang auf. Verdammt. Er trat ans Fenster. Unten vor dem Haus stand kein
Polizeiauto. Da begriff er, dass das noch die beste aller Möglichkeiten gewesen wäre.
    Es hatte nur einmal geklingelt, kurz und unaufdringlich. Beinahe heimlich. Oder unheimlich. Langsam drückte er die Klinke seiner Zimmertür hinunter. Im Flur war alles dunkel geblieben. Seine Mutter hatte nichts gehört. Er machte einen Abstecher zur Küche und nahm das lange Brotmesser aus der Schublade. Damit schlich er zur Tür und riskierte einen Blick durch den Spion.
    Das Treppenhaus war erleuchtet. Das Mädchen schien ihm direkt in sein rechtes Auge zu sehen. Woher wusste die, wo er wohnte? Im Streifenwagen hatte sie kein Wort gesagt und war bereits in Kungsholmen ausgestiegen. Auf dem Rest der Fahrt hatte er sich gewundert, ob sie etwas mit Filipa zu tun hatte, denn er hatte sie nie zuvor gesehen.
    Mit ernster Miene riss er die Tür auf, aber das Mädchen erschrak nicht.
    »Was willst du?«
    Sie schwieg und musterte ihn. Am Ende hob sie eine Augenbraue.
    »Was ist?«
    »Ich wundere mich nur«, sagte sie.
    »Worüber wunderst du dich?«
    »Dass du noch lebst.«

SONNTAG 30. DEZEMBER

69
    Der Stoiker Seneca hätte ein vernichtendes Urteil über den Kriminalkommissar Kjell Cederström gefällt. Der schlich sonst wie ein Pfadfinder mit einem eigenen Plan am Tatort herum und schnappte die Zwischenberichte der Techniker mit nur einem Ohr auf. Heute stand er lieber nur da und hörte genau zu, was Per und seine Leute so glaubten, während er sich den Anblick einprägte. Die Luft roch verbrannt von den summenden und knisternden Strahlern, die die Techniker überall auf Stativen aufstellten.
    Diesmal suchte er nicht nach Eingebungen, sondern beteiligte sich am Wirken der Techniker, in der Hoffnung, dass ihre unendliche Geduld auf ihn abfärbte. Zu allem Übel hatte ihn der diensthabende Koordinator zum operativen Chef der schwedischen Polizei bestimmt. Dabei hatte Kjell sich, weit abgeschlagen in der Erbfolge, sicher vor dieser Bürde gewähnt, doch solange Kullgrens Stellvertreter in Thailand hektisch die Koffer packte und Reichskriminalchefin Viklund auf eine Art

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