Der Name Der Dunkelheit
keine Zeit verstreichen lassen. Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist diese Wohnung doch kein Geheimnis. Wir haben nur lange gebraucht, seinen Namen zu erfahren. Wenn die Frau erst kurz vor uns hier eingebrochen ist, dann kann sie ihn nicht umgebracht haben.«
»Wir behaupten lediglich, sie habe die Tür kurz vor euch geöffnet«, sagte Suunaat. »Das bedeutet nicht, dass sie zuvor noch nie hier war.«
»Aber ihr habt keine Beweise dafür.«
Per lachte gequält auf. »Wir haben überhaupt keine Spuren von ihr. Nirgendwo!«
»Was wollte sie dann noch einmal hier?«
»Siehst du das hier?« Suunaat deutete auf Ardelius’ Gesicht. Auf der Wange, die bei seinem Auffinden verdeckt gewesen war, sah man eine sonderbare Verfärbung. Für einen biologischen Prozess waren die Konturen viel zu gerade und standen zudem im rechten Winkel zueinander. Die Spitze des Flecks zeigte zur Nase, an den anderen Seiten bildeten Unterkiefer, Ohr und Haaransatz natürlichere Grenzen. »Er lag mit dem Gesicht mitten auf der leeren Tischplatte. Sie kann das nicht verursacht haben.«
»Also lag etwas auf dem Tisch, ja? Und darauf lag sein Kopf? Worauf lag er?«
»Wir tippen auf einen tragbaren Computer«, sagte Per. »Das käme von den Dimensionen her gut hin. Die Platzwunde unter dem Auge deuten wir so, dass er irgendwann das Bewusstsein verlor und erst dann vornüberkippte. Auf jeden Fall lag hier etwas, was nicht mehr da ist.«
Hinter Sofi rutschte Pers Assistent Lasse auf seinen Plastiksohlen ins Zimmer. »Kommt mal, schnell!«
Er führte sein Gefolge in den Flur. Dort war nach Stunden jemand auf die Idee gekommen, einen Blick hinter das einzige Bild in der ganzen Wohnung zu werfen.
72
Blasses Sonnenlicht fiel in die Büros der Reichsmordkommission, als Barbro Setterlind dort nach der Mittagszeit eintraf. Sofi hatte alle Heizungen aufgedreht und damit die drückende Stimmung ins Unerträgliche gesteigert. Sie saß nicht an ihrem Platz. Da ihr Computer eingeschaltet war, öffnete Barbro die Tür zum Aktenzimmer und fand sie auf der Ruheliege. Sie richtete sich sogleich auf.
Barbro setzte sich auf den Tritthocker vor dem Regal. »Das Schlimmste ist vorüber, behaupten die Ärzte. Wäre der Krankenwagen nicht sofort gekommen, hätte er es nicht überlebt.«
Sofi strich sich das Haar aus dem Gesicht und schwieg.
»Kjell und Henning sind für ein Nickerchen nach Hause gefahren.«
»Er wird Monate brauchen, bis er sich erholt hat.«
Ja, dachte Barbro, unter dem günstigen Umstand, dass sein Gehirn keinen Schaden genommen hat. »Im Justizministerium herrscht Alarmstimmung. Sie fragen sich, wie viele Geheimnisse er mit in die Bewusstlosigkeit genommen hat.«
Sofi stand auf und ordnete ihre Kleidung. »Das ist Theresas große Stunde.«
»Wie meinst du das?«
»Sie war ein halbes Jahr lang seine Assistentin. Jetzt ist sie zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Wie immer.«
»Dort ist sie deinetwegen. Wenn du dich besser mit ihr verstehen würdest, hätte Kjell sie nicht versetzt.«
»Ja«, erwiderte Sofi knapp.
Barbro biss sich auf die Zunge. Theresa war Sofi egal, es ging ihr um Nils Kullgren. »Kjell macht sich Vorwürfe. Er zeigt es nicht, aber man sieht es ihm trotzdem an.«
»Komm mit. Ich zeige dir etwas.«
Barbro folgte Sofi hinüber zu ihrem Schreibtisch. Darauf standen mehrere Kartons.
»Wir haben einen Tresor im Flur entdeckt. Hat allerdings zwei Stunden gedauert, ihn aufzubekommen.«
»Er hatte einen Tresor?«
»In den hat er so ziemlich alles hineingestopft.« Sofi nahm mehrere Notizbücher aus einem Karton. Außerdem gab es Zettel unterschiedlicher Größe und sogar seine Brieftasche. »Die ist aber nicht sehr interessant.«
»Sonst etwas Interessantes?«
»Ja. Das hier.« Sofi deutete auf einen kleinen weißen Computer. Von dem führte ein Kabel zu Sofis Computer. »Ich musste ihn zuerst klonen, damit es keinen Ärger mit dem Ankläger gibt.«
Das Spiegeln war beendet. Während Sofi das Kabel zog, warf Barbro einen Blick in ein Notizbuch. Offenkundig war Ardelius ein Mensch mit reichem Innenleben gewesen. Zwischen Gedankenfragmenten zu allerlei Themen tauchten immer wieder lange Formeln auf. Seine Handschrift war jedoch ziemlich unleserlich.
»Das kann ja heiter werden«, sagte sie und verstaute die Bücher wieder im Karton. »Am besten geben wir es Henning. Seine Schrift ist auch so klein.«
»Jetzt können wir ihn einschalten.«
Barbro rollte sich Kjells Sessel herüber und nahm neben Sofi
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