Der Name Der Dunkelheit
verlangt hatten. Allerdings hatte die Säpo ihre eigene Kryptografie-Abteilung. Barbro war nicht ganz davon überzeugt, dass die beiden Geheimdienste nicht noch aus einem anderen Grund als zur Ersparung von Personalkosten zusammenarbeiteten. Die beiden Typen vor ihrer Haustür hatten ein wenig zu eifrig gewirkt.
»Ich habe mich vorhin mit Einsatzleiter Klingberg getroffen«, sagte Kjell. »Seit dreißig Stunden suchen sie. Ohne jeden Erfolg. Man muss einiges auf dem Kasten haben, wenn man da nicht ins Netz geht.«
Barbro öffnete ihre Haarspange, strich alles nach hinten und befestigte die Spange wieder. Jetzt saß es schön straff. »Willst du damit sagen, die Frau könnte auch zum KSI gehören?«
»Über den KSI ist so gut wie nichts bekannt«, sagte Kjell.
»Sie kann doch zu einem ausländischen Dienst gehören.«
»Dann würde die Säpo mit uns zusammenarbeiten, um die Sache aufzuklären. Sie setzen aber alles daran, die Sache zu vertuschen.«
»Dann wäre das KSI in einen Dreifachmord verwickelt. Es gibt nicht den geringsten Hinweis, dass einer unserer Geheimdienste je einen Mord begangen hätte. Und schon gar nicht an drei unbeteiligten Frauen. Das klingt wie ein amerikanischer Thriller.«
»Stumpfsinnig?«
Barbro stöhnte. »Ich meinte: Als wäre es ganz natürlich, dass man drei Menschen tötet, um ein Ziel zu erreichen. Als wäre das je bei uns vorgekommen!«
»Ich finde es plausibler als eine verrückte Serienmörderin.«
Im Nebenraum klingelte ein Telefon. Kjell hielt sich für gesammelter als Barbro und stand auf. Nach dem Abheben meldete sich Jonas Gulliksson von der Kryptografie.
»Das Passwort, das deine Kollegin uns gegeben hat, stimmt nicht.«
Jetzt hatte die Säpo einen Fehler gemacht. Gulliksson gehörte zur Säpo. Die Säpo versuchte also selbst, den Computer zu entschlüsseln. »Uns?«, fragte Kjell. »Seit wann bist du denn beim KSI?«
Das war nur ein Versuch. Der jedoch kläglich scheiterte.
»Weiß ich nicht. Mit den Agenten habe ich nichts zu tun. Wir sitzen hier in einem fensterlosen Raum, und die Wände sind mit Aluminium tapeziert.«
»Was hast du eingegeben?«
»I’m good for magic. And magic is good for me!«
»Das müsste klappen«, sagte Kjell wie das Hotline-Fräulein von Telia. »An uns kann es nicht liegen.«
»Ich brauche zweiunddreißig Hexziffern.«
Kjell blickte auf den verlassenen Stuhl von Sofi. Jeden Morgen änderte sie zuerst ihr Passwort, gleich nachdem sie ihren Tisch mit dem blauen Lappen abgewischt und den Lappen zum Trocknen auf die Heizung gelegt hatte. Er lächelte. »Was sagt Sofi Johansson dazu?«
»Sie kann uns nicht helfen.«
»Wieso?«
»Die Agenten sagen, dass sie verschwunden ist.«
»Verschwunden?«
»Angeblich ist sie gestern Abend zu dem Tanzstudio gefahren und nicht mehr heimgekommen.«
Kjell sah aus dem Fenster. Dort berührte die Sonne gerade die Dachgiebel auf der anderen Seite des Parks. Die Beleuchtung änderte sich dramatisch. »Das macht gar nichts. Wir haben die Daten. Ich komme gleich mal runter und bringe sie euch. Melde mich bitte beim Empfang.«
Nachdem sich die Aufzugtür im dritten Stock geöffnet hatte, konnte Barbro kaum Schritt halten. Auf der einen Seite wollte sie auf keinen Fall verpassen, was gleich geschah, auf der anderen wäre sie lieber oben geblieben.
Die Empfangsdame öffnete, als sie sich näherten.
»Wo ist Tholander?«, fragte Kjell. »Ich spreche nur mit ihm.«
Die Sekretärin nickte und konsultierte ihren Plan. »E9. Das ist der Besprechungssaal ganz hinten.«
Kjell öffnete, ohne anzuklopfen. Hinter der Tür saß eine Gruppe von Männern und Frauen wie eine Schulklasse vor einem Mann.
»Bist du Tholander?«, fragte Kjell.
Der Mann nickte.
Kjell steuerte geradewegs auf den provisorischen Generaldirektor zu und versetzte der Stuhllehne einen Tritt. Ohne sich voneinander zu trennen, kippten Tholander und der Stuhl um und lagen am Boden.
»Ich habe alle zweiunddreißig Ziffern in meinem Kopf. Ich gebe dir Zeit bis Mitternacht. Dann komme ich mit einem Knüppel zurück, wenn du Sofi Johansson bis dahin nicht unversehrt bei mir ablieferst. Hast du verstanden?«
Tholander nahm seinen Unfall mit asiatischer Gelassenheit hin. Er rappelte sich auf und brachte seine Brille in Ordnung. »Ich glaube nicht, dass du das tun wirst«, sagte er.
»Du hast mein Ehrenwort. Deine Aufstiegsphantasien sind vorüber.«
84
Karl Gregersiö wartete in aller Seelenruhe am Gepäckband auf seinen Koffer.
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