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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Land verlassen könnte. Ich werde dem Fernsehen gleich mitteilen, dass sie das bereits geschafft hat, aber euch beeinflusst das nicht.«
    Klingberg starrte durch die Vorderscheibe des Wagens und drehte in seinem Kopf eine große Runde. Bei seiner Rückkehr hatte er verstanden. »Du willst sie in Sicherheit wiegen. Wieso glaubst du, alles wäre vorbei?«
    »Wegen der Wohnung«, antwortete Kjell. »Der Kerl hatte alles in seinen Safe gepackt, als wollte er seine persönlichen Sachen in Sicherheit bringen. Der Safe war so voll, dass uns die Sachen beim Öffnen der Tür entgegenfielen. Auf seinem Schreibtisch lag dagegen nur ein Manuskript und darauf sein toter Kopf.«
    Die Frau war auf dieses präparierte Arrangement angesprungen und hatte das Manuskript mitgenommen. Daran hatte Kjell die ganze Nacht denken müssen.

    »Ardelius hätte es für die Frau auch gleich unter den Weihnachtsbaum legen können, meinst du das?«
    »Das hätte er«, fand Kjell. »Aber er hatte keinen.«

83
    Sonst gab es nichts, worüber Barbro Setterlind nicht stehen konnte. Früher hatte Kjell ihre maßlose Gelassenheit für angeboren gehalten, mittlerweile war ihm die Erkenntnis gekommen, dass ihr als Millionenerbin einfach die Erfahrung fehlte, sich in ihrer Existenz bedroht zu fühlen.
    Er hatte Barbro nie so empört gesehen. Sie war schon im Besprechungszimmer herumgelaufen, als er ankam.
    »Ich hätte doch auf die rote Taste drücken sollen!«, jammerte sie.
    »Was wäre dann passiert?«
    »Der Wachschutz wäre im Nu gekommen und hätte die beiden dem Schicksal jedes Hausierers zugeführt.«
    »Wohl kaum. Sie hätten einfach ihren Ausweis gezückt und notfalls ihre Knarren.«
    »Eben deshalb bereue ich es so!« Sie warf das angebissene Gebäck auf den Teller und rauschte in ihr Büro. »Sieh dir das an«, rief sie von drüben. »Ich habe den ganzen Musterkatalog durchgeblättert. Diese Ausweise gibt es bei der Säpo nicht.«
    Die Ausweise sahen wirklich sonderbar aus. »Wie bist du darangekommen?«
    »Er hat ihn in die Hauskamera gehalten. Da habe ich abgedrückt.«
    »Diese Ausweise gibt es nicht?«
    »Nein. Wenn wir Pech haben, waren das gar keine Polizisten.«
    Kjell stand von seinem Stuhl auf. In seiner Schreibtischschublade
kramte er nach der Lupe. Die beiden Kerle mussten zur Säpo gehören, denn was hätte ihnen das Passwort gebracht, wenn sie die Daten gar nicht besaßen? Wie Sherlock Holmes kehrte er ins andere Zimmer zurück. »Sieh dir mal das Wappen an.«
    Barbro ließ die Lupe über dem Papier kreisen. Ihre Stirn legte sich in Falten. »Sieht komisch aus.«
    »Das Drei-Kronen-Wappen ist dasselbe wie bei uns. Aber bei uns liegt das Wappen auf zwei gekreuzten Beilen.«
    »Und hier auf einem Schwert. Das Militär. Das ist das Wappen des Militärs.«
    »Beim Militär zeigt die Spitze des Schwertes nach oben«, bemerkte Kjell. »Hier zeigt sie nach unten.«
    »Ein Fälschung.«
    Kjell schüttelte den Kopf. »Die beiden waren vom KSI.«
    Über das KSI war so gut wie nichts bekannt. Es war ein Teil des militärischen Nachrichtendienstes MUST. Vor Jahren war das KSI wegen der IB-Affäre in die Schlagzeilen geraten: Reporter hatten die Existenz des KSI herausgefunden. Das war auch für den Souverän Schwedens eine hübsche Überraschung gewesen. Während Reichstag und Volk das KSI also kennenlernten, erfuhr man zugleich, dass das KSI die Sicherheit des Reiches durch Berichte und Akten sicherte. Darin konnten Linke und Aufmüpfige über sich lesen wie in ihrem privaten Tagebuch. Daraufhin hatte es zuerst Bestürzung, dann einen Untersuchungsausschuss und schließlich die erforderlichen Veränderungen gegeben: Das IB, das Informations-Büro, hatte seine Telefonnummer und seinen Namen in KSI, Büro für Einsätze der besonderen Art, geändert. Der neue Name passte ohnehin besser zur Aufgabe des KSI, ausländischen Botschaften nächtliche Besuche abzustatten.
    »Wir hätten also eine neue IB-Affäre«, sagte Kjell. »Das KSI
weckt Barbro Setterlind am frühen Montagmorgen und bringt sie dadurch in Rage.«
    Barbro verkrampfte sich am ganzen Körper. »Wie sicher bist du dir?«
    »Überhaupt nicht sicher. Aber möglich ist es. Als ziviler Geheimdienst arbeitet die Säpo oft mit dem militärischen Nachrichtendienst zusammen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die KSI-Leute generell für Verschlüsselungen zuständig sind. Auch bei Elins Computer.«
    Barbro seufzte. Das würde erklären, warum diese Typen bei ihr geklingelt und das Passwort

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