diesem Tag war?«
»Dem Journal nach vier Tage lang in Öresund zur Revision bei der örtlichen Kriminalpolizei. Das kam hin.«
»Auch wir verdächtigen eine Frau.«
»Mir ist die Ähnlichkeit zu Sofi Johansson erst aufgefallen, als ich eure Personalakten gelesen habe.«
»Und woher weißt du plötzlich, dass diese Frau nicht Sofi ist?«, fragte Kjell, denn hätte Tholander behauptet, die Frau auf diesem künstlich aufgehellten und körnigen Bild wäre Sofi, hätte er es geglaubt.
»Sofi Johansson kann nicht die Frau sein, die auf Nils Kullgren geschossen hat. Das ist unser Problem.«
»Es gibt nicht mehr als dieses Foto von ihr, verstehe ich das richtig?«
»So ist es.«
»Dann trägt sie hier eine Perücke. Im Treppenhaus waren ihre Haare braun und lockig. Außerdem will mir nicht in den Kopf, wie Kullgren sie erkannt haben will. Er muss eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit in Kauf genommen haben, auf eine unbeteiligte Frau mit Kind zu schießen.«
»Genau das fragen wir uns seit gestern.«
»Und wie lautet eure Erklärung?«
»Aufgrund dieses Fotos hätte er niemals geschossen.«
86
»Dear Mrs. Setterlind!« las Barbro. Sie ballte die Faust und reckte sie zur Bürodecke. Nobody can stop Miss Setterlind. Sie hatte nicht erwartet, am selben Tag Antwort zu erhalten, noch dazu an einem wie diesem. Seit dem Mittag hatte sie alle E-Mails in Elins Daten durchforstet und war auf eine Quittung gestoßen, eine Nachricht, die nicht mehr enthielt als die Bestätigung,
dass der Empfänger eine E-Mail, die Elin am 7. September abgeschickt hatte, empfangen und gelesen hatte.
Elin hatte viele Universitäten angeschrieben und sich beworben, aber die lagen alle in Schweden. Princeton dagegen passte nicht zu Elin.
Barbro legte den angebissenen Apfel beiseite und begann zu lesen.
[email protected] antwortete: »Ich kann bestätigen, dass sich Jon Anfang Juni in der von Ihnen erwähnten E-Mail an mich gewandt hat. Das Thema der Nachricht war ein Angebot für einen Beitrag für die Zeitschrift Proceedings in Mathematics, die ich herausgebe. Das Thema des Artikels lautete ›n≥3 revisited‹. Jon Ardelius hat einen so außergewöhnlichen Ruf, dass ich einer Veröffentlichung zustimmte, obwohl er den Inhalt seines Artikels nur in wenigen Zeilen skizzierte. Da Proceedings in Mathematics zu den renommiertesten Zeitschriften für Mathematik gehört, vereinbarten wir in einem längeren Telefonat, welche Gutachter den Artikel prüfen sollten. Er versprach mir, innerhalb einer Woche eine ausführliche Zusammenfassung zu schicken und Anfang Dezember den fertigen Artikel. Die Veröffentlichung war für April des kommenden Jahres in der Jubiläumsausgabe unserer Zeitschrift geplant, da das Thema so gut zu den Borromäischen Ringen, dem Signet von Proceedings in Mathematics passt.«
Barbro fluchte. Sie hatte nicht mit einer schnellen Antwort gerechnet und daher versäumt zu fragen, worum es in dem Artikel überhaupt ging. Sie lud die Internetseite der Zeitschrift und schnappte nach Luft. Das Signet sah ziemlich alt aus und existierte seit der ersten Auflage, die ein Jahrhundert zurücklag. Es zeigte drei ineinander verflochtene Dreiecke. Herrgott, dachte Barbro, wie viele Bedeutungen hatte das Zeichen denn noch? Welche Bedeutung es für Elin auch immer gehabt hatte,
Jon hatte ihren Anhänger an jenem Herbstmorgen im Telia-Laden als mathematischen Knoten identifiziert.
Barbro las weiter. »Da ich nach dieser Verabredung keine Nachricht mehr von Jon erhielt und auch nicht das Manuskript, sandte ich mehrere E-Mails, die alle unbeantwortet blieben. Der Name Elin Gustafsson ist mir bekannt. Sie sollte den Artikel in Schriftform bringen und dafür als Mitautorin genannt werden. Ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr! Ihr Steven Gardiner.«
Das war sonderbar, dachte Barbro. Auf Elins Computer gab es keine Erinnerungsschreiben von Steven. Und umgekehrt hatte Steven den Aufsatz nie erhalten, obwohl Barbro diese E-Mail auf Elins Computer im Ordner der versandten Nachrichten fand. Nach der ersten Kontaktaufnahme war also keine Nachricht, die eine der beiden Seiten versandt hatte, beim Empfänger angekommen.
Barbro sah keinen Grund, Steven nicht zu glauben. Ebensowenig hatte Barbro allerdings Grund, Elin und Ardelius nicht zu glauben. Sie stellte sich ans Fenster. Sie konnte Elin und Ardelius klar vor sich sehen: Er will ein Kabel kaufen und spricht sie auf das Amulett an ihrem Hals an.
›Das ist ein magisches