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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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gebacken.«
    Klingberg entschied sich für einen lädierten Stern. Den hatte Lilly ausgestochen.
    »Wir sollten die Suche umstellen«, begann Kjell und tippte auf den Stadtplan. »Du bist ein ebenso systematischer Kopf wie eingebungsvoller Künstler bei Großfahndungen, Tom-Olof, das weißt du.«
    »Aha.«

    »Diesmal bist du auf einen Flüchtigen gestoßen, der dich ideal ergänzt. Wie diese entzweiten Herzen, die man zusammenstecken kann.«
    »Was soll ich umstellen?« Zudem stand Klingberg noch die Frage ins Gesicht geschrieben, warum sie sich ausgerechnet hier treffen mussten, am Söder Mälarstrand. Von der anderen Straßenseite waren es nur hundert Schritte bis zu Ardelius’ Wohnung.
    »Das hier ist genau die Stelle, wohin ich vorgestern Nacht gerannt bin«, erklärte Kjell. »Aber weil in beiden Richtungen keine Menschenseele zu sehen war, so weit das Auge reichte, bin ich zurück und hinauf zum Monteliusvägen, bis ich den Leuten von der Maria-Wache begegnete.«
    Klingberg klappte seine Mappe auf. »Die haben sich im Viertelkreis von Ost bis Süd genähert. Im Westen kommt gleich der Guldfjärdsplan.«
    »Guldfjärdsplan?«
    Klingberg deutete mit dem Daumen über seine Schulter. Die mit düsterem, gelbem Licht beleuchtete und heruntergekommene Großbushaltestelle unter der Centralbrücke, nach einhelliger Meinung aller Stockholmer die hässlichste Stelle der Stadt, hatte tatsächlich einen Namen. Guldfjärdsplan.
    »Wir haben dort alle Überwachungskameras ausgewertet, auch oben am Södermalmstorg. Da ist sie nicht vorbeigekommen.«
    »Was schließen wir daraus?« Kjell hatte dieses Treffen so akribisch vorbereitet, dass diese Frage direkt in die aktuelle Parkposition seines Wagens mündete.
    »Sie muss sich in einem der Häuser in der Nähe verbergen«, antwortete Klingberg. Seiner Intuition waren also Grenzen gesetzt.
    »Habt ihr die Häuser nicht durchsucht?«
    »Das haben wir, aber eine andere Erklärung gibt es nicht.
Wenn sie nicht senkrecht nach oben geflogen ist wie eine Silvesterrakete.«
    Kjell strich den Stadtplan glatt und tippte auf Långholmen. »Ich habe dir doch erzählt, wie unser Fall aussieht. Neulich war ich beim Wetteramt. Bei der ersten Leiche wurde eine Unterwasserboje beschädigt, direkt vor der Stelle und zur gleichen Zeit. Wir hielten das lange für einen Zufall. Aber was kann einer Boje schon etwas anhaben?«
    »Ein Schiffsrumpf. Oder der Kiel.«
    »Sie nutzt die Geografie der Stadt äußerst kreativ. Sie ist mit einem Boot gekommen. Deshalb konnte sie die Leiche, den Schirm und den Liegestuhl ungesehen zum Ufer schaffen. Die beiden anderen Leichen fanden wir am Rand großer Parks. Die Sofiakirche liegt in Vita Bergen, umgeben von Hügeln und Bäumen, und der Sportplatz an der Nordgrenze vom Tantolunden. Wieder ein Park. Dahinter jeweils: das Wasser. Das ist das Geheimnis der Orte. Aber es gibt noch etwas, was sie uns verrät.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Ein Schiffsbug kann den Bojen eigentlich nichts anhaben. Die Bojen schweben an einem Seil im Wasser. Selbst wenn eine Kollision eigentlich stattfinden müsste, sorgt die Wasserverdrängung des Bugs dafür, dass die Boje zum Grund gedrückt wird, bevor der Bug sie berühren kann. Auch die dicke Eisdecke, die jetzt auf dem Wasser liegt, drückt die Bojen nach unten. Der Schaden ist nur durch einen Umstand zu erklären.«
    »Einen Anker.«
    »Genau. Ein kleiner Anker. Die Spitzen müssen so klein sein, dass sie in die Öffnung der Sensoreinheit am Kopf der Boje passen. Ein verdammter Zufall.«
    »Und was verrät der Anker nun?«
    »Das Allerwichtigste: Sie ist ganz allein.«

    »Verstehe.«
    »Das Boot war leer, während sie am Strand alles dekorierte. Neulich wusste ich davon nichts. Deshalb stand ich hier. Ich sah nach links und nach rechts, aber nicht geradeaus. Aufs Wasser.«
    Klingberg starrte hinaus. Das Eis war so dick, dass man selbst die Fahrrinne in der Mitte längst aufgegeben hatte.
    »Diesmal hatte sie natürlich kein Boot«, sagte Kjell. »Das ändert jedoch nichts am Fluchtweg. Man konnte gut auf dem Eis rennen. Ich habe das gestern Abend mit meiner Tochter nachgestellt. Sie trug einen hellgrauen Mantel. Nach dreißig Metern wurde sie unsichtbar.«
    »Wie willst du die Suche denn ändern? Die Wasserschutzpolizei kann ja schlecht patrouillieren.«
    »Ich will, dass du die Männer hier in der Stadt nach Hause schickst, damit sie am Abend feiern können. Du konzentrierst dich auf alle Möglichkeiten, wie die Frau das

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